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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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so…« Ich hatte gedacht, wir würden uns noch immer übers Düngen unterhalten. »Etwa neun Medimnen, wenn wir Glück haben, auch zehn. Das hängt natürlich stark vom Regen ab. Dieses Jahr haben wir nicht einmal acht gehabt.«
    »Neun Medimnen?« staunte Euripides sichtlich entsetzt. »Soviel?«
    »Wie hoch ist denn dein Ertrag?« fragte ich.
    »Sieben Medimnen pro Morgen, und das nur, wenn wir mit dem Wetter Glück haben. Was ist mit deinen Weinbergen? Was holst du da pro Morgen heraus?«
    »Etwa zwanzig Metreten, manchmal auch mehr.«
    »Und Oliven?«
    »Mit Oliven haben wir keine Probleme. Gewöhnlich ernten wir fast drei Metreten pro Morgen, wenn es regnet, sogar noch mehr.«
    Er blickte mich ungläubig an. »Das kann doch nicht dein Ernst sein. Fast drei Metreten pro Morgen, und das in dieser kargen Gegend?«
    Ich traute mich nicht, ihn zu fragen, wie hoch seine Olivenernte durchschnittlich ausfiel, und um ihn zu besänftigen, sagte ich ihm, wie sehr mir sein letztes Stück gefallen habe.
    »Das spielt doch jetzt keine Rolle«, winkte er ungeduldig ab. »Was machst du mit deinem Boden, was ich nicht mache? Zwanzig Metreten Wein pro Morgen… der muß ja schmecken wie Wasser.«
    »Weißt du was? Du trinkst ihn gerade«, antwortete ich leicht gekränkt.
    Euripides entschuldigte sich, und ich nahm die Entschuldigung an.
    »Wie oft pflügst du denn um?« wollte ich von ihm wissen.
    »Dreimal, manchmal auch viermal, wenn es starken Tau gibt«, sagte er. »Wenn wir häufiger umpflügen wollten, müßten wir Gelegenheitsarbeiter einstellen.«
    »Wir pflügen fünfmal um, aber auch sechsmal kann nicht schaden«, antwortete ich nicht ohne Stolz, zumal dies eins meiner Lieblingsthemen war. »Auf diese Weise gelangt die Feuchtigkeit tiefer ins Erdreich.«
    »Wahrscheinlich hast du mehr Leute als ich. Und wie ich schon gesagt habe, stelle ich keine Gelegenheitsarbeiter ein.«
    »Ich auch nicht. Du solltest es einfach mal mit einem fünften Umpflügen versuchen. Beim fünften Umpflügen braucht man nur ein Zehntel der Zeit wie beim erstenmal, und dafür lohnt sich der Aufwand allemal.«
    »Hast du dieses Jahr vor, irgend etwas zu schreiben?« erkundigte er sich leicht abwehrend.
    »Ich glaube nicht, daß mir dazu die Zeit bleibt, zumal wir noch die Wicke und den Fenchel einholen müssen«, antwortete ich.
    »Fenchel?« Er blickte mich an, als wäre ich verrückt geworden. »Was für ein Zeug ist das denn?«
    Ich erzählte ihm alles über Fenchel und auch über Lupinen, und, um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, er hörte mir sogar zu. Aber als ich zu meinem Lieblingsthema schlechthin kam, den Bohnen nämlich, schien er die Geduld zu verlieren und sagte, er müsse allmählich aufbrechen.
    »Na gut, du bist jedenfalls jederzeit eingeladen. Und ich hoffe, du versuchst es dieses Jahr mal mit dem fünften Umpflügen. Laß mich wissen, ob es etwas gebracht hat.«
    Er versicherte mir, das zu tun, nahm seinen Hut, schnappte sich Kephisophon (der mir die ganze Zeit über bei der Beseitigung des diesjährigen Weinüberschusses sehr behilflich gewesen war) und machte sich auf den Weg.
    »Ach, noch etwas, Euripides!« rief ich ihm hinterher, und er drehte sich noch einmal zu mir um. »Ich nehme an, du wirst bestimmt gern hören, daß deine Sachen in Sizilien sehr beliebt sind.«
    »Welche Sachen?« fragte er leicht verwirrt.
    »Deine Stücke.«
    »Ach so.«
    »Ja, wirklich«, versicherte ich ihm, und ich erzählte ihm kurz von dem Dorf und unserer Stegreifvorstellung, die wir dort gegeben hatten. Aber meine Geschichte fand bei ihm überhaupt keinen Anklang, und er wirkte sogar leicht erzürnt, als er schließlich aufbrach. Trotzdem schickte er mir als eine Art Dankesbezeigung etwa ein Jahr später eine Bronzeschale mit einer Abbildung des Ackerbaulehrmeisters Triptolemos und ließ mir mitteilen, daß ich mit dem fünften Umpflügen und dem Rat, weniger Dünger zu verwenden, recht gehabt hätte. Er hole mittlerweile acht Medimnen aus dem Boden heraus und habe allen Grund zu der Hoffnung, bereits in wenigen Jahren den Ertrag auf neun erhöhen zu können. Dennoch glaube ich nicht, daß er sich jemals ernsthaft darum bemüht hat, Bohnen anzubauen.
    Noch während ich mit dem Einholen der Futterwicke beschäftigt war, begann ich mit einer neuen Komödie. Sie schlich sich buchstäblich unbemerkt an mich heran, da ich überhaupt nicht vorhatte, mich in nächster Zeit an irgend etwas heranzutrauen. Aber bevor ich wußte, wie mir

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