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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Friedrich der Wittelsbacher, lungerte in Sedan bei seinem Oheim, dann raffte er sich auf nach dem Haag. Er ging nicht gern; den Schlag des vergangenen Jahres, verlorene Schlachten, gnadenlose Überwältigung durch den Kaiser, hatte er nicht verwunden; bis ins Mark fühlte er sich geschwächt; leise Bitterkeit und Widerwillen war in den fröhlichen Mann eingezogen. Vom Haag her rief man ihn; seine üppige leichtsinnige Elisabeth lachte ihn aus, als er zögernd nachsann. Die Fremden, Mansfeld, der Halberstädter Analphabet hatten für ihn gerüstet, der starke Dänenkönig schrieb ihm huldigende trostreiche Briefe. Auf, auf!
    Im Haag, im Asyl der Generalstaaten, winterliches Leben. Hin und her zwischen Vlissingen und Southampton und London schossen die Eilboote. Das Jahr war schlimm für England gewesen, man war nicht aufgekommen gegen die spanische Seemacht, zerbrochen waren die Schiffe mit schweren Verlusten in ihre Heimathäfen eingelaufen. Des selbstherrlichen Königs Karl hatte sich die Sorge bemächtigt; er mußte siegreich sein, die aufrührerische Gesinnung des Parlaments kannte er. Sein Kanzler, der geleckte Wüstling Buckingham, schwärmte um die feinen brünstigen Damen des französischen Hofes seiner Königin. Von hier kam dem König die Einflüsterung, sich Richelieu anzuschließen in der Bewältigung der Hugenotten, um Frankreich stark zu machen gegen das verhaßte nebenbuhlerische Spanien. Und das Abenteuerliche geschah, zur zitternden Freude Buckinghams, dem seine Hündinnen Glück wünschten, daß das strenge papsthassende Britenland Gelder und Schiffe herübersandte nach der Bretagne zur Ausrottung des freien Bekenntnisses. Und der König Karl bog die Knie vor dem kichernden vollbusigen Weibchen, der Henriette, die an ihren braunen Stirnlöckchen schnappte und bekümmert ihr rosarotes Seidenkleid vor dem Mann zurückhielt, und lachte schallend, während sie einknickte und sich an seiner Halskrause hielt, wie das Parlament schäumen würde, welche schlauen untastbaren Wege er ginge dank dieses Meisters der Teufel Buckingham, und wie es dennoch geschehen würde, dennoch. Und zugleich zur Ehre Frankreichs! Sie kicherte und fühlte ihr Strumpfband platzen.
    Die Pfälzer Räte schickten nach London: Geld, Geld. Sie fragten ihren Kurfürsten nicht, schrieben aus eigener Machtvollkommenheit in Gram um ihre Heimat, der Schwager des Königs von England sei in Not, seine Schwester ruiniert, sein Neffe zum Gespött; das alte, bald fünf Jahre alte Lied. Widerwillig von Monat zu Monat flossen die Gelder nach dem Haag, davon der Bastard Mansfeld und der tolle Halberstädter rüsteten. Die beiden, von den Summen erquickt wie Blumen vom Tau, ritten ihrem Kurfürsten auf der Landstraße zum Haag entgegen; sein Herz schlug kräftiger, als er die starken Pferde und die gepanzerten unbändigen Männer antraben sah. Erzählten ihm vom König Christian und den prächtigen Niedersachsen, wie gern der Kaiser auch Magdeburg schlucken wolle und von dem neuesten Ankerseil des löblichen Hauses Habsburg, dem gewissen Wallenstein. Und sie freuten sich zu dritt über den gewissen. Der schlaffe Friedrich fühlte sich wieder erwachen, hineingerissen in das alte Leben zwischen den davontosenden schweren Kürissern.
    Es gab für die zweitausend Reiter des Grafen Mansfeld keine Entfernung. Dem kleinen kraftüberladenen Gesellen behagte nicht eine herkömmliche Schlacht, bei der er mit seiner Bande eine Zahl stellte; ihn gelüstete von Jahr zu Jahr stärker nach Wien. Nach Wien! Mit dem eisernen Halberstädter machte er sich auf Hamburg, als das Frühjahr kam; es sollte die Elbe entlang auf Böhmen gehen, während der Fuchs aus dem Bau war und sich die Pfoten in Halberstadt wärmte.
    Das Frühjahr war noch nicht zu den Kirschbäumen gekommen, da schlichen die Mansfelder durch das Tal der Elbe. Die Hufe ihrer Pferde hatten sie mit Stroh umwickelt, in kleinen Trupps jagten sie, viele mit kaiserlichen roten Feldbinden; bei Tag schliefen sie meist, bei Mondaufgang wirbelte ihre gedämpfte Trommel. So zahm wie jetzt waren Mansfelder Reiter noch nie zu Landbewohnern; einige Kompagnien kamen als verkappte Mönche und hatten ihre Pferde in Wäldern abseits stehen, schrien von Übeltaten, die ihnen geschehen seien, und erhielten Quartiere; andere ahmten riesige Warenzüge und Pferdetransporte nach. Sie gaben sich als Dänen, Märker aus. Haufen wanderten als beklagenswerte Flüchtlinge aus dem Holsteinischen, wußten Schmachtaten der Dänen und

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