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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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der katholische Teufel, schlimmer als der Tilly. Der Bastard ließ trommeln in der Mark, man lief ihm zu. Westlich der Mark fühlten die kaiserlichen Horden vor, um ihm den Weg nach der Elbe abzuschneiden; täglich verstärkte sich der Friedländer, seiner Sache so gewiß, daß er ruhig anhielt.
    Die Schlesier hatten alle Angst abgelegt vor dem Mansfeld seit der Dessauer Brücke. Es war erwiesen, daß mit dem Generalissimus des Kaisers keine Späße zu machen waren. Hatten die Söldner, die sie aus ihren knappen Mitteln angeworben hatten, schon entlassen. Da schlug es ein, der Mansfelder lebe, hätte seine bösen Pläne nicht aufgegeben, auf sie hätte er es abgesehen; urplötzlich wurde im Lande Generalaufgebot befohlen, verkündeten kaiserliche Schreiben, schonend, warnend, sich überstürzend: »Der Ächter Mansfeld ist mit seinem räuberischen Anhang in das Fürstentum Crossen eingebrochen und soll vorhaben, ganz in Schlesien einzufallen.«
    Von Havelberg hatte sich das schütternde brusthallende Gelächter aufgemacht; zwanzigtausend Mann stark. Durch Frankfurt marschierte es, es war blühender Sommer geworden. Der Jubel der Studenten. Gedröhn, der Markgraf solle sich erheben und mit gegen die Papisten ziehen. An der Flanke des lagernden Drachens, des Wallenstein, keck vorbei, über Crossen her, auf Liegnitz zu, auf Breslau zu. Wüstend, brennend, raubend voran durch die kaiserlichen Erblande.
    Sich auf den Fußspitzen, auf den Hufen der Pferde in den Sätteln erhebend, trompetend, wiehernd, hohnlachend nach allen Seiten: »Der Kaiser! Der Papistenkaiser!«
    Klingendes Regimentsspiel, gefüllter Troß, frische Pferde, Hafer, Heu, Schmuck und Ketten aus den Häusern. Nach drüben zu, auf Mähren zu. Vierzigtausend Ungarn, Türken, Tataren warteten.

    TOSENDES GELÄCHTER in München. Der krummbeinige Zigeuner, der struppige gezeichnete Mansfeld wie ein Affe sprang dem Friedland über den Kopf weg, nahm sich ein Herz, entwischte, der Herzog ließ ihn durch, in die Erblande, zu einer Verbindung mit den Ungarn, Türken, Tataren. Das Gelächter in München scholl nach Wien herüber. Dies angetan der kaiserlichen Armada von einem Habenichts, einem Hühnerdieb, Pferdejungen des Königs von England. In der kaiserlichen Anticamera spotteten die Italiener: man gebe dem Friedländer noch fünfzigtausend Mann und er wird sich gegen zweitausend – verteidigen. Tapfer wird er es tun, die Zähne verbeißen, man wage es gegen ihn, den tapferen Schwaben, Nachfolger des mazedonischen Alexander. Sähe man nur: ein Wucherer, ein Güteraufkäufer, ein leidlicher Oberst als Heerführer; ein Narr, den die Großmannssucht gepackt hat. Die Räte waren nur schwach bereit, ihn zu verteidigen. Als aber die schmerzlichsten Klagen aus Schlesien einliefen, Mansfeld weiter sprang, ergriff alle Angst und Wut. An den Kopf eines Verbohrten waren sie nicht gebunden. Er saß bei Halberstadt und erpreßte Geld. Es war eingetreten, was man befürchtet hatte. Man hatte noch Collalto; Carafa war noch da. Ruin, Ruin! Gelächter für Europa. Der wildgewordene Spekulant als Feldherr. Mit Lärm traten sie am Hofe auf.
    Wallenstein, auf einem Bauerngut bei Halberstadt, auf die Wiener Nachrichten in tobsüchtiger Erregung, fuhr in die Stadt zurück; der Mund ging ihm über von Schmähungen gegen die Räte, die er treulos und Schelmen nannte. Mit dem feinen Aldringen verfuhr er auf das wildeste; dieser war zum erstenmal Zeuge eines solchen Zustandes; er hielt den Herzog für wahnsinnig, fürchtete, von ihm ermordet zu werden. Der Herzog warf ihm vor, daß er seine Sachen bei Hof nicht vertrete, ihn anschwärze. Das Heer sei verloren, alles sei verloren, er selbst verloren durch die Narrheit, Bosheit der Wiener Räte. Es sei alles verloren, denn er werde genötigt sein – dabei geriet der Herzog in solche Erregung, daß er auf Minuten die Sprache verlor –, das Heer jenem Strauchdieb nachzuschicken, und damit hätte der Bayer erreicht, was er wollte – nach Ungarn die Kaiserlichen! Nach Ungarn, wo man zugrunde gehen müsse. »Ich geh nach Ungarn«, schrie er besinnungslos Aldringen an, »die Herren setzen es durch; die treulosen an ihrem Kaiser. Aber sie sind nicht meine Herren, sie sollen es fühlen; sie sollen mich suchen später, wenn sie mich brauchen, und werden mich suchen wie eine fromme Seele im Höllenfeuer.«
    In der Tat, trotz des lauten Jammerns des ligistischen Führers, der allein gelassen wurde gegen Dänen und Niedersachsen, brach wie ein

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