Wallenstein (German Edition)
und Donner dort einzuschlagen; es bedurfte keiner Vorbereitung zur Entladung.
Auf das Schiff, das ihn die Donau hinuntertrug, stellte er offen auf Deck sein Wappenschild. Sehr wenig adlig zog er, vor Wien aussteigend, gegen die Stadt; ingrimmig knurrte er gegen Sartorius: »Ich komme von Rechts wegen. Lasse sich der Herr das nicht grämen.«
Die erste Erkundung, die er einzog, war am Stubentor, wo ein großes Bad war. Dort hinein schickte er einen Kammerdiener zu dem Badmeister, vertraulich auszufragen, wo sich an einer der Hauptstraßen oder Märkte eine nennenswerte Herberge fände. Der Badmeister, auf den Klang des Namens Pfalzgraf von Pfalz-Neuburg, ließ sich nicht verdrießen, den Topf Wasser, mit dem er die heißen Steine besprengte, auf die Fliesen zu stellen, halbnackt, den linken Arm voller Badewedel, herauszutreten vor seine Tür, dem eingepelzten mürrischen Herrn tiefe Verbeugungen zu machen; das schäbige Gefolge stieß ihn sogleich ab; er mußte sich lange auf ein vornehmes Losament besinnen. Sein muskulöser Gehilfe, halbnackt wie er, kam hinzu. Der schwang sich auf einen dicken scheckigen Gaul, den er für einige empfangene Heller an der Mähne aus dem Stall zog; ungezäumt ritt er der Sänfte mit den beiden Fremden – die Kammerdiener zogen durch den Kot und Morast – voraus, sein Badelaken um die Schulter, »hü, hüah, hüäho!« schreiend, die Glocke schellend, an jeder Straßenkreuzung, in die Fenster hinein zum Bad Schröpfen Aderlassen einladend, öfter anhaltend, lärmvolle Gespräche mit Passanten führend. Die entschuldigenden, bedauernden Bemerkungen des Kanzlers winkte der Fürst, als sähe höre er nichts, ab. »Kommen unser Recht zu holen. Lassen wir das.«
In dem Gewölbe seiner Hauskapelle am Tage St. Urban, watend knöcheltief in Rosen vieler Farben, empfing der Abt von Kremsmünster, von Schultern, Ärmeln des schwarzen Seidentalars die roten duftenden Blätter schüttelnd, lächelnd den Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg, einen harthörigen hinkenden Mann, der sonderlich unsauber in Tuch und Fell gekleidet war, sich knapp verneigte, die Mütze lüftete, sich mit offenbarer Erleichterung aus dem blumenbehangenen, -durchflochtenen, -überfüllten Raum in einen sehr hohen kreisrunden Vorraum von seinem schäbig livrierten Kammerdiener führen ließ. Von oben fiel helles Sonnenlicht durch bunte Scheiben auf die Fliesen; gütig schob der Abt dem Fremden einen Fußteppich zu; zwei Sessel auf den lichtbespielten Fliesen, Wände, die sich über ihre Köpfe einander entgegenhoben, mehrfaches Echo bei jedem lauten Wort.
Der Pfalzgraf knaute, er habe bei eben erfolgtem Besuch in München sich nicht der Unterstützung seines Anverwandten und erlauchten Neffen, des Herzogs Maximilian Liebden, zu erfreuen gehabt, zu seinem Bedauern. Dieser habe Gleichgültigkeit gegen ein wichtiges Familieninteresse prätendiert. Sei ja die Acht namens des Reiches über den Pfälzer Kurfürst verhängt, werde von Reiches wegen über Kur und vielleicht auch Kurlande weiter verfügt werden; melde er für die ehemals mitbelehnte Linie Pfalz-Neuburg Ansprüche an, nach Goldener Bulle, Hausgesetzen, Reichsgesetzen seine Erbschaft, und bekenne sich dafür. Der Abt fragte nach schriftlichen Vorgängen, indem er den Blick senkte. Und dann weiter, ob er in München also gewesen sei, und wenn erlaubt, mit welchem näheren Zweck. Um dem Bayernherzog die Hand zu schütteln für seine Tapferkeit gegen die böhmischen Rebellen, für erwiesene Treue gegen des Römischen Kaisers Majestät. Und ferner? Nichts weiter, er hätte sich verpflichtet gefühlt, Dank abzustatten als alter Reichsfürst, auch zu bewirken, daß die Sachen in rascheren Fluß gerieten, wenn Maximilian sich ebenso tapfer wie in der Verteidigung des Reiches in der Verfechtung der Konsequenzen zeige. Nun? Nun, Maximilian sei Ritter, Kämpfer vom alten Schlag. Diplomatisches liege ihm nicht; es sei nichts weiter von ihm zu erwarten. Antonius flatterte ein rosa Blatt aus dem weiten Ärmel seines Talars; er rieb es sich lächelnd über die Lippen, zerdrückte es zwischen den Fingern der Linken; versprach sich der Schriftstücke sorgfältig anzunehmen. Wie es der erlauchten Neuburger Familie ginge, von der er immer so Erfreuliches vernehme durch den Propst von Ellwangen. Der Fürst, sich an seine Stöcke klammernd, hörte scharf und mißtrauisch, gab halbe Antwort, ließ sich von dem Kammerdiener, in Furcht, man könne versuchen, ihn zu beeinflussen, rasch in
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