Wallenstein (German Edition)
ein Herzogtum Franken zu, rechtens Mannlehen der Krone Schweden; er schwur eine ewige und unwiderrufliche Konföderation mit Schweden.
Friedland lag stumm in Böhmen. Da zwang sich, ungewandelt, Oxenstirn die vier oberländischen Kreise unter. Der Sachse, bitter der fremden Herrschaft im protestantischen Direktorium widerstrebend, suchte die oberdeutschen Reichskreise zu sich herüberzureißen, aber Oxenstirn behielt die Oberhand. Zu Heilbronn mußten die Deutschen geloben, die notwendigen Armeen für den Schweden zu unterhalten; Oxenstirn, ein Schwede, setzte sich hin als Direktor des Bundes und oberste Entscheidung in allen Kriegssachen.
Geführt von dem französischen Gesandten, von englischen Herren begleitet, erschien auf diesem winterlichen Kongreß zu Heilbronn eine schwarz verschleierte Frau, glühende Augen, lässige Fülle; sie setzte sich mit Feuquières auf eine besondere Bank, hörte den Beratungen zu. Dann sprach in langer entschlossener Rede ein kleiner Mensch für sie, Rusdorf. Er schilderte das Schicksal des Pfälzer Kurfürsten, erwählten Böhmenkönigs Friedrich, der wie das Gewissen dieses Krieges gelebt habe. Sein Unglück habe mit dem Prager Treffen begonnen, sei geendet bald nach dem Tod des gottseligen Schwedenkönigs. Er habe gelebt und sei gestorben als guter Deutscher und protestantischer Kurfürst. Seine Sache dürfe und werde nicht mit ihm welken. Dieser Konvent werde nicht umhin können, eine Entscheidung über seine Sache herbeizuführen. Es dürfe nicht scheinen, als hätte man sich des Kurfürsten Friedrich bedient zu eigenen Zwecken, wie die Widersacher verleumderisch in die Welt setzen. In allen, die protestantisch im Römischen Reiche seien, lebe auch fort die hoheitsvolle Gestalt seines Herrn, der am ersten die Schlange beim Kopf gepackt hätte und von ihrem Biß nicht gesundet wäre.
Er blickte, als er sich setzte, die Dame neben sich an. Sie stand kopfsenkend auf, schob den Schleier beiseite. Die englische Elisabeth lächelte freundlich und schelmisch verlegen; sie hatte rote runde Wangen wie immer. Sie sagte, ein Kichern kaum unterdrückend, der gelehrte Herr Rusdorf habe wohl und genugsam gesprochen; sie freue sich, die Herren wiederzusehen, die ihrem seligen Gemahl nahegestanden hätten und oft ihre Gäste gewesen wären. Darauf, schweigend und von unten blickend, stärker in den Saal lächelnd, weil sie einzelne Edle erkannte, drückte sie, plötzlich seitlich gewandt, die Rechte ausstreckend, dem Feuquières die Hand, der verständnisinnig nickte, nach ihr sich erhob und eine feine prahlende sentimentale Rede losließ, die den tapferen Friedrich feierte und als ein Hauptziel des Krieges bezeichnete, sein Haus wieder einzusetzen und sein Schicksal zu rächen.
Trotz schwedischen Widerstrebens kam nach tagelangem Diskutieren ein Beschluß zustande, besonders auf Drängen des Franzosen, der den Schweden nicht das Zuviel an Macht gönnte. Die deutschen Stände verlangten, von Rusdorf gejagt, diesen Beschluß; sie wollten auch irgend etwas erreichen. Dem Gefolge Oxenstirns war bekannt, daß hinter diesem ganzen Überfall mit dem Erscheinen der Kurfürstin und dem Eingreifen des Franzosen nur Rusdorf steckte; Rusdorf wußte, daß sein Leben bedroht war, aber tapfer agitierte das ergraute Männchen hinter den Deutschen, trug dem vornehmen Franzosen jeden neuen Winkelzug zu. Es wurde den Schweden abgerungen die eroberte Rheinpfalz; sie war sofort dem Hause Friedrichs zu übergeben. Nicht entringen ließen sich die Schweden die Kontrolle über die Festungen und über das Kirchenwesen. Laut sagte Rusdorf bei der Verkündung des Beschlusses, daß er ihn als Vertreter des pfälzischen Hauses annehme. Für den Augenblick gebe man sich damit zufrieden. Er werde aber nicht ruhen, bis auch die letzten Einschränkungen gefallen seien. Als er im Begriff war zu erklären, daß der Beschluß bei dem Widersacher ein hämisches Lachen über die Uneigennützigkeit der Fremden auslösen werde, drückte ihn begütigend Feuquières auf die Bank; die Schweden hatten ihn schon verstanden.
Trauerreich und glückvoll war die Einreise der Kurfürstin und des Bruders Friedrichs, eines phlegmatischen Ludwig Philipp von Simmern, in die schöne sanfte Pfalz. Und als sie zum erstenmal den Neckar mit seinem blanken flachen Spiegel wiedersah, an die prunkvolle Fahrt mit Friedrich in dem Brautschiff dachte und an das jäh sich erhebende niederknatternde Unglück, Prag, Dänen, Schweden, Krieg, endloser
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