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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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gewaltiger Faust dazwischen; rasch wie nach einem Platzregen ebnete sich wieder die Erde, der Schwarm schloß sich, wogte um ihn. Er brauchte sie, keine geschriebene Zeile gab er von sich, die Menschen schwatzten.
    Der blonde naive Graf Trzka hatte sich erhoben; er riß in diesem schweren schwingenden Winter an Arnim, dem sächsischen Feldmarschall. Erst saß er in Arnims Quartier, suchte ihn zu verlocken, zum Herzog überzugehen, ohne den Kursachsen zu befragen, da Wallenstein vorhatte, vom Kaiser abzuziehen. Davon wollte Arnim gar nichts wissen; er ruhe im Vertrauen seines kurfürstlichen Herrn und werde es nicht täuschen; und dann fand er, daß Friedlands Verhalten im vergangenen Sommer und Herbst nah an Betrug gegrenzt habe; es sei alles schon leidlich im Wege gewesen, als Friedland Zwang üben wollte. Sachsen habe er verwüstet; die kursächsische Durchlaucht habe einen Eid von einigen tausend Sakramenten geschworen nach den geschehenen Untaten, sie wolle nichts mehr von solchen betrügerischen Traktaten wissen. Als Trzka überlegen lächelte, den Kopf schüttelte, geschickt die letzten Daten zusammenstellte, wonach Wallenstein fast nichts übrigbliebe, als vom Kaiser abzufallen, ja, daß Wallenstein entschlossen, vielleicht gezwungen sei, in Kürze mit offenen Karten zu spielen, erklärte sich Arnim, immer dem Herzog im Innern anhängend und ihn verehrend, bereit, Trzka weiter zuzuhören, und faßte ihn fast ängstlich bei der Hand.
    Er möchte, bat der Böhme, doch dem Herzog als erster nachgeben. Man stehe sich zweifelnd gegenüber, könne nicht von der Stelle; peinvoll sei die Situation des Herzogs, wenn er den ersten Schritt tun solle, der doch für ihn der einzige wäre: zum Sachsen gehen, die Heere zusammenwerfen. Hinter Wallenstein stünde nichts, kein ererbtes anhängendes Land; er sei im Moment vogelfrei; man müsse sich in ihn versetzen, und wer kenne nicht seine Wut auf Wien.
    Leidenden Herzens folgte Arnim dem geschickten Unterhändler, suchte seinen Kurfürsten auf. Vor dem jovialen dikken Herrn und seinem spitznäsigen Kammerdiener keine Andeutung von den friedländischen Machenschaften. Arnim hätte alles riskiert; ein Untergebener, der mit seinem Gehorsam spielt, war Johann Georg ein abscheuliches verächtliches aberwitziges Vieh. Unaufrichtig brachte Arnim vor, was er wollte: er fühlte sich gezwungen und verstrickt in das friedländische Netz. Nach Ringen und Würgen gewährte mißlaunig Johann Georg ein neues Verhandlungsrecht; aber daß Arnim das Heer nicht in mißliche Position brächte. Ihn hatte das brutale Vorgehen der Schweden in Heilbronn, die Übervorteilung der wehrlosen Pfälzerfamilie heftig gekränkt; er wollte ab von Schweden. Wieder hoffte er, mit seinem gnädigen Herrn, der erwählten Römischen Majestät, in fürstlich treue Verbindung zu kommen.
    »Her, her!« schrie Wallenstein, der völlig blind auf einer Bank inmitten der Ritterstube saß, die verdunkelt war; beide Augen lagen unter heißen Tüchern, die der stille Doktor Stroperus sehr oft am Ofen wechselte; »seid Ihr allein, Arnim, wer ist mit Euch?« Da war noch der rotbäckige muntere Oberst Burgsdorff, ein Brandenburger. Das erfreute den Herzog; er nannte sich ein geblendetes Huhn, das auf einmal zwei Körner gefunden habe. »Aber will Eure fürstliche Gnaden uns pikken?« – Nein, er vermöchte zur Zeit nicht gut den Schnabel zu führen, die Schelmereien säßen ihm in den Augen und Füßen; ob sie nicht wüßten, daß der Kaiser vorhabe, ihm einen Strick um das Bein zu legen, damit er nicht zu ihnen schwenke. – Sie kamen auf die Friedensbedingungen. Rittmeister Neumann las vor, was Wallenstein entworfen hatte: die böhmischen Aufständischen sollten amnestiert und entschädigt werden, die Jesuiten heraus aus dem Reich, Religionsfreiheit, Rekompens an die schwedische Krone.
    Burgsdorff, Arnim anstoßend: das sei recht schmackhaft, aber man sei nicht sicher, daß so aufgetafelt werde. – Warum nicht. – Wegen des katholischen Satzes: dem Ketzer sei keine Treue zu halten. »Gottes Schand’. Wie bin ich den Hundsfotten, den Jesuiten, gram, die das Wort aufgebracht haben. Ich wollte, der Teufel hätte sie geholt, wollte sie ihm nicht aus dem Rachen ziehen. Gott soll kein Teil an meiner Seele haben, Ihr Herren, wenn ich anderes meine. Und will der Kaiser nicht Frieden, so will ich ihn dazu zwingen. Und der Bayerfürst hat das Spiel angefangen. Ihm soll das Land ruiniert werden, daß weder Hahn noch Henne noch

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