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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Maximilian einzige Freunde, die Brüder vieler Orden, Nonnen durch die Straßen der Stadt; Weibsen, die zu kurze Röcke trugen, Männer, die in Spinnstuben lachten, wußten, was ihnen drohte; in Eisen auf Wochen, wen die Lust anwandelte zu schuhplatteln. Lord Digby zog in krebsrotem Gewand zu Roß über den Großen Markt mit einem Schwanz von zehn gemieteten Knechten, purpurn wie er; er mußte es tobend dulden, daß beim Aveläuten sich keulenbewehrte Büttel auf sie stürzten, sie auf die Erde warfen und nicht eher sich erheben ließen, als das Geläut zu Ende war. Vor den Obersten Hofmeister, den majestätischen hochgeborenen Grafen Johann zu Hohenzollern stürmend, fand er keineswegs ein Ohr; es schien sogar, als ob dieser Graf Mißfallen darüber empfand, daß die Büttel nicht auch ihn selbst niedergeworfen hätten.
    Nun langten die erstaunlichen Briefe des Kaisers Ferdinand bei Digby an, von vielbemerkten kaiserlichen Kurieren getragen, Briefe, über die sich nicht schweigen ließ. Digby geriet in immer größeres Entzücken; er begann für sein Verhältnis zum Kaiser Ausdrücke zu finden wie: der könne ihm nicht entwischen. Er unterließ Antworten nur, weil er nicht wußte, welche familiäre Anrede er dem Kaiser geben sollte. Ohne weiteres langte er eben angekommene Briefe, oft unentsiegelt, lässig dem Rusdorf oder dem weniger gewiegten Pawel; es war Langeweile, was ihn dazu veranlaßte. Prahlende Äußerungen stieß er in der Öffentlichkeit aus; er drohte, er gebe dem Herzog noch zwei Wochen Zeit zur Besinnung, dann kümmerte er sich um nichts; wagte es, während die Räte sich in der Masse versteckten, an einer Prozession bedeckten Hauptes herausfordernd vorbeizureiten. Die Räte waren verständnislos für die Briefe des Kaisers. Schon traf Rusdorf beklommen Anstalt, sich dem sehr gnädigen Digby wieder zu unterwerfen. Da blieben die Briefe aus. Digby, größenwahnsinnig, merkte tagelang nichts; argwöhnisch, schließlich spöttisch forschte Rusdorf. Nach einer Woche wunderte sich der Lord. Vielleicht, daß er hätte antworten sollen; aber es machte ihm zuviel Mühe; irgend etwas nagte dazu an ihm, lähmte seine Hand; seine Gedanken sprach höhnisch der spitzgesichtige Rusdorf aus: der Kaiser hätte ihn zum besten gehabt. Einen Boten fertigte Hals über Kopf der Brite ab nach Wien, den Kaiser fragend; er kam zurück mit dem Briefe und einem Vermerk der Hofkanzlei zu Händen des Abtes Anton: das Schreiben trüge irrtümlich die Adresse des Kaisers. Die Wut dröhnte durch den Lord, er war betrogen, planmäßig, England planmäßig verhöhnt. Die Augen der Räte leuchteten.
    Die Torwache hatte dem Herzog gemeldet, daß Kuriere in den erzherzoglichen Farben fast täglich zu dem englischen Gesandten liefen; der Kammerdiener Verdunk erkundete, berichtete Näheres. Da traf Maximilian Anstalten zu antworten.
    Die Sorte Bauernmädchen bei Thalkirchen behagte Digby vortrefflich; er griff zu; Liebesszenen arteten in Schlägereien aus: das gefiel ihm. Die beiden bayrischen Ehrenkavaliere waren sehr besorgt, daß es zu Zwischenfällen käme, wollten gern schweigen, auch die Pfarrer besänftigen, denn der Engländer verspielte wilde Summen an sie und ihr Gehalt war mager.
    Schon vier Wochen trieben sie zu dritt ihr Unwesen rings um Thalkirchen; da stand eines Nachts der Graf von Bristol hinter seiner Herberge in einem Kohlfelde, hatte eine Zaunlatte in der Hand, verteidigte sich gegen einen anspringenden messerbewehrten untersetzten Bauernburschen, der weite Hosen und sonst nichts trug. Digbys seidener Schlafrock war bis über eine Schulter aufgerissen. Und während des Kampfes, der von beiden Seiten stumm mit großer Entschlossenheit geführt wurde, erleuchtete sich der Himmel mit einem auffallenden, immer stärker und breiter flammenden Rot. Beide sahen unruhig beim Schlagen und Zustoßen auf, kamen überein, den Kampf auszusetzen, in der nächsten Nacht sich wieder zu treffen.
    Der Lord weckte, da sich zudem ein ferner ungewöhnlicher Lärm erhob, seine Herren, die erschreckt den Schein sahen; es klang, als ob in einem riesigen Feuer ganz München zusammenprassele, dann wie eine Schlacht mit Menschengeschrei Wagengefahre Schießen. Sie liefen auf einen Hügel. Der Feuerschein stand über München. Erregt standen sie; ob es nicht bald Morgen würde; der Weg durch den Wald war im Finstern ungangbar. Mit dem ersten Grauen zogen sie die Pferde aus dem Stall; schwarz traten die Bäume aus der Dämmerung hervor, die

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