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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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werdest ohne Studium und Examen.«
    Glücklich, die Händchen schlagend: »Oh, wann gibst du mir meinen Schmaus? Du wirst sehen, es wird noch besser. Wenn du mich bloß nicht verrätst.«
    »Nur zu trinken, Jonas. Feiern wir dich auf der Stelle; zeig mir, wo es in den Keller geht.«
    »Komm, ich weis’ dir’s.«
    Mütterlich deckte er seinen Platz ab. Dicht am Schuppen in die Mauer war eine niedrige kistenverstellte Tür eingelassen, an sie schob er sich heran; eine Stiege senkte sich herab; schwerer kühler Geruch schwoll herauf.
    »Wo bist du, Jonas?«
    »Sst. Still. Ich bin unten. Vielleicht hört uns jemand. Komm. Hier.«
    »Bist du allein?«
    »Nein.«
    »Wer ist bei dir?«
    »Der Wein, der Jonas und du. Wir alle drei.«
    Der Kaiser tastete sich herunter. »Setz dich gleich hier an die Stiege, Jonas, in den Winkel. Und laß die Tür auf, damit wir sehen können.«
    »Ferdel, kannst du am Hahn trinken?«
    »Hol mir einen Becher, wo du willst; leise; stehen überall Leute.«
    Lange Stille in dem Dunkel. Große Umrisse von schwarzen Fässern, Tonnen, Bottichen, Leitern lösten sich; der Keller wuchs in die Tiefe.
    »Jonas!«
    »Hier das artige Becherlein. Ich bediene dich.«
    »Wir wollen dich feiern, Jonas, morgen schenk’ ich dir deinen Zuckerzweig.« Sie tranken, tranken. Jonas lachte manchmal schallend, bald fing auch der Kaiser an. Jonas schrie herausplatzend: »Herr Rektor, Euer Liebden haben keine rote Robe an. Es ehrt mich nicht genugsam.«
    »Jonas«, sagte nach einer Weile Ferdinand, »bring mir meinen Hund.«
    Schon schlich der Zwerg davon. »Hier, Ferdel, hier ist das Hündelein.«
    Es war eine Katze. Der Kaiser hatte sie auf den Armen, rang mit ihr. »Ich kann sie nicht halten.« Jonas, mit einem Griff am Nacken, preßte sie ihm an die Brust; sie hielt still.
    Die blauen großen Augen des Kaisers, die grellen Schlitze des Tiers. »Gebt mir Euer Messer, Herr Doktorande. Das Kätzlein muß mir sein Fell für einen roten Mantel verkaufen.« Er vertiefte sich in den ängstlichen lauernden Blick, suchte sie plötzlich am Hals zu packen. Die Katze schlug um sich, der Zwerg zustürzend aber hatte ihr im Nu mit seiner scharfen Klinge den Hals durchgeschnitten. Während sie noch hell pfiff, spritzte, zappelte, auf die Steine kollerte, schlitzte er ihr kreischend knirschend das Fell von der Kehle bis zum Schwanz, riß es rechts links von dem heißen nassen Rumpf ab, von den zitternden Beinchen.
    Ferdinand schluckte heftiger den Wein. Das dunstige blutende Fellchen legte er sich auf den Rücken, rieb sich die Finger.
    Die Glocke schlug oben im Hof. »Jonas, lauf hinauf, ehe wir anfangen, dich zu feiern. Rasch. Spute dich. Sag meinem Leibdiener, du hättest einen Auftrag von mir zu bestellen. Sag’s dem Kammerherrn in meiner Vorkammer. Wenn man mich suchen sollte – ich hielte Sitzung ab. Sie sollen’s dem Abt Anton bestellen. Hier hast du meinen Ring, und bring ihn gleich wieder.«
    Der Narr schaukelte den Kopf: »Ich soll nicht erzählen, wo du sitzest?«
    »Nicht erzählen, Jonas.«
    »Was wird mein armer Buckel dazu sagen?« quarrte er.
    »Scher dich!«
    Atemlos kam er bald angestürzt: »Sie waren hinter mir her. Ich hab’ sie irregeführt.«
    »Mein Ring.«
    Der Narr hatte ihn an.
    »Schelm, gib den Ring.«
    Ferdinand spie, während er den Schalk schüttelte: »Zu saufen, Kerl. Was du hast. Ich hab’ Durst, Kerl.«
    Der entwischte, blieb weg, laut schmatzte er in der Nähe. Ferdinand taumelte zu ihm in den Winkel, wo eine Laterne brannte; da stopfte der Kobold Rettich, trocknes Brot. Ferdinand brüllte lachend: »Verfluchtes Vieh«, riß den Korb her; der Schalk hielt sich schreiend am Henkel, sie stopften rissen schluckten und spien zerrten. Das Katzenfell, das rutschte, legte sich Ferdinand immer wieder auf die linke Schulter. Allein ließ er hingestreckt seinen Becher vollaufen, schlürfte, während ihm der Kopf wackelte und er den Korb vor die Brust zog. Plötzlich machte der Narr einen Ruck, kroch mit seiner Beute zehn Schritt davon, kreischte giftig: »Nichts kriegst du mehr! Verrecken kannst du, Dieb abscheulicher.« Er saß im Dunkeln versteckt. »Gibst mir Rettich, du Hund?« »Verrecken kannst du.« Ferdinand kroch auf allen vieren mit baumelndem Kopf, rief heiser, drohte bettelte. Der Schalk verzog sich weiter. Listig bat der Kaiser: »Ein Stückchen, Herr Doktor, bloß ein Stückchen.« »Nichts, gar nichts. Nicht die Krume kriegst du Strolch.« »Ich will was haben«, brüllte der

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