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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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übersättigten Tieren: es vibrierte in den Knien, der Koller mußte herunter, die Waden waren schwach, vor den Augen flimmerten Regenbogen; das Frieren und Zähneklappern fing an, die Nacht lag man im Heu, im Bett, drohte heiser, als wäre nichts, und tags darauf war man schwächer, von Ritt zu Ritt gespenstischer. Und das fiel über die Obersten, die Pikeniere wie über die Huren und ihre Weibel. Die Seuche tötete nicht viele. Wen sie befiel, den machte sie schwach und noch rasender, als er schon war. Wer starb, verweste, wo er fiel. Gelb, schwach lachend ging man umeinander in der Hitze.
    Bis noch das Gerücht sich verbreitete, erst im Lager bei Beidhaus, dann in Weiden, im Markte Kohlberg, es hätten sich Leute gefunden, die ein neuartiges Wesen von Krankheit zeigten. Pestbarbiere erzählten verstört von Bauern, die eine neue Krankheit in ihren Betten hätten. Die Läuse fielen das Heer an. In den geraubten Wämsern Leintüchern Betten Pelzen Schabracken wuchsen sie an den Söldnern hoch, die im Schmutz der Wälder und Straßen verkamen, machten feuchte und trokkene Krätzen; bei sehr vielen geschah es unversehens, daß das tierische Gift sich in ihre Adern senkte. Sie begannen irre und fiebrig zu reden, manche zu rasen, Ausschläge bis zu Erbsengröße erhoben sich auf der zerbissenen Haut, Blutflecken sprossen in grausenerregender Weise hervor; schlafsüchtig, taub gingen sie, wo sie sich hingeflüchtet hatten, gemieden, eingesperrt, dazu verhungert zugrunde. Ohnmächtig sprachen die gelehrten Schüler des Paracelsus von den merkurialisch-schwefligen Zeichen der Seuche, von den merkurialisch-salzigen, dem Heißhunger, den Harnbeschwerden, der Wasseransammlung in den Beinen, Blutspeien, Brustgeschwulst, Melancholie.
    Eine Verwarnung Maximilians ging an sämtliche Stände der Oberpfalz, ging dem drängenden Heere voraus. Stark, gut gewaffnet, wohlstaffiert rückten die Söldner vor; man sah ihnen das Geld an, das der zusammenraffende Herzog an sie gesetzt hatte. Da wich der geschwächte Mansfeld zurück, hinter Amberg, streckte die Pfote aus gegen Maximilian mit einem offenen Grinsen, das der verstand. Es kostete sechshundertfünfzigtausend Dukaten, daß der Bastard sich auf die Beine machte; mit dem gleichen Grinsen erbat er sich und wurde ihm gewährt eine vierzehntägige Wartezeit zur Wahrung seiner Ehre, bis ein Bescheid des verlassenen Pfalzgrafen Friedrich zur Billigung des Akkords einträfe. Dann huschte er, das hungrige Volk hinter ihm, aus dem üppigen Land heraus, das er nicht hatte abgrasen dürfen. Zwanzigtausend Mann hatte er noch, fünfhundert Bagagewagen und einen starken Troß. An der Grenze des Landes war es, wo er Digby traf, den englischen Gesandten, der, gefolgt von den beiden Räten, ihm vierzigtausend Gulden gab, bittend, daß er die Pfälzer Partei nicht verlasse. Der Bastard, der verkrüppelte Wicht mit der gespaltenen Oberlippe, der Hasenscharte, nahm an, dankte, huschte weiter. Über die Grenze weggetrabt, stieß er seinen gellenden Kriegsruf aus, brünstiges Gebrüll der Söldner hinter ihm, die Reiter atmeten Luft. Maximilian hatte ihn auf die Unterpfalz loslassen wollen, wo die verhaßten Spanier saßen, denen der Bayer das Land nicht gönnte. Mansfeld pfiff; der Rhein lockte.
    Durch Ansbach Hall, über Mannheim auf Speyer; sündhaft reich das Bistum. Da hamsterte schon der englische Freibeuter Horatius Veer. Rasch hatte der einen Hieb vor die Schnauze. Die Gäule in die Ställe; Muskete auf der Schulter, Pike in der Hand, knurrend die Mägen zogen sie auf Menschenjagd. Schossen durch die Fenster, in die Scheunen, unter die Betten. In die Kirchen stiegen sie ein, vor den aufgesprengten Portalen machten sie die Pulverprobe, übten Anfänglinge im Treffen auf Heiligenbilder, die stillhielten, und schreiende Kinder. Priester samt Gemeinde schossen sie ab von den Fenstersimsen; nachher gingen sie in die Ecken, hoben den Rest auf Piken. Sie bestrichen ihre Schuhe mit dem Heiligen Öl und Chrisam, zu Rotten trieben sie die Weiber und Mädchen zusammen auf Marktplätze, in Scheunen, in Waldlichtungen, verderbten sie am hellen Tag mit Unzucht. Wenn sie sich schnaubend von ihren Späßen erholt hatten, wischten sie sich die Mäuler, nahmen ein Bad mit den Weibern, die sie unter das blasenquellende Wasser hielten, bis sie sich ruhig gezappelt hatten. Da wollten sich einige üben im Menschenfleischessen, mußten es aber zum Gelächter der anderen aufgeben, meinten, katholisches Fleisch

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