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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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beleckten sie, rieben sie an der Haut; wo sie erschienen, verkleinerten sich die Augen der Menschen, Lippen spitzten sich; wie Schlüssel waren die Juwelen zur Rachsucht Feindseligkeit Eifersucht der Menschen. Im geheimen, ganz geheimen hetzten sie, übten ihre Macht, heißes Blut zum Verspritzen bringen, selber nur funkelnde tote entschlafene Steine, die blind in ihrer polierten Härte ruhten.
    Als Michna, ein fettleibiger Mann, dessen Kopf auf einem zu kurzen muskulösen Halse saß, eine kleine Zeit hatte verstreichen lassen, wagte er es, einen Brief an das Bankhaus des Hans de Witte in Prag zu richten, dann selbst angemeldet vor de Wittes Haus anzureiten. Es war ein resoluter furchterregender Mann, der das Kontor des reichen Holländers betrat, welcher die Geschäfte der höchsten Gesellschaft besorgte. Michna wies sich gut aus bei de Witte. Der kannte die Wege, auf denen sein plattnasiger Besucher mit den starken Kiefern, Wulstlippen, geäderten trüben Augen reich geworden war; er hatte Vertrauen zu diesem energischen Kanzlisten. Sie gingen einen Pakt ein. De Witte schlug vor, das Geld so anzulegen, daß man die böhmische Münze pachte. Dies sei ein Vorschlag, der ihm von zwei Herren seiner Klientel gemacht wäre, dem angesehenen Judenrichter Bassewi, der dem Römischen Kaiser schon eine gewisse Summe vorgestreckt hatte, dann einem Soldaten, der freilich hierzulande einen anrüchigen Namen hätte, dem derzeitigen Obersten von Prag, dem Eusebius Albrecht von Wallenstein. Der Kaiser brauche Geld, um die Operationstruppen abzudanken und sonst; es sei ein vielversprechendes Geschäft.
    An einem andern Tage erklärte de Witte dem widerstrebenden Serben, der sich durchaus nicht bereit fand, in das lockend geöffnete Gastzimmer des Bankiers einzutreten, mit ihm einen Becher zu leeren, es würde nötig werden, noch weitere Teilhaber bei der geplanten Aktion hinzuzuziehen. Denn nach seinen vertraulichen Informationen übersteige die Pachtsumme durchaus den Betrag, den die bisher interessierten Herren, nämlich sein Gast, dann der Judenrichter, der spekulierende Oberst, er selbst herschießen könnten, ohne sich zu ruinieren. Das Geschäft sei zwischen ihm und den genannten beiden fast abgemacht; sie seien von Michnas Interesse informiert, und er sei eingeladen, sich zu beteiligen. Der hatte aber übel Lust zuzuschlagen, denn zwar war gegen den reichen und redlichen Judenprimas Bassewi nichts einzuwenden, aber der andre Geladene flößte ihm Widerwillen ein. Er erklärte de Witte nach langem Herumrücken auf seinem Schemel, während er eine Hornschale der Silberwaage tanzen ließ über seinem Handteller, daß ihm die Partnerschaft des Obersten einfach unbehaglich sei und daß dies das ganze Unternehmen gefährde. Wallenstein hätte schon damals, als die Teuerung in Prag begann, unmenschlich viel Wein in Mähren aufgekauft, um ihn mit unerhörtem Aufschlag an Wucherer weiterzugeben; ebenso sei es bekannt, wie er es mit Kornlieferungen getrieben habe; dann das ominöse, monatelang verschlossene Tuchlager Wallensteins in Olmütz, während nirgends Tuche zu kaufen waren. Alle diese Sachen gefielen ihm nicht; der böhmische Edle werde ihnen das Fell über die Ohren ziehen. Überhaupt, wenn es verlaute, der verrufene Oberst beteilige sich an dem Unternehmen: was die Beamten vom kaiserlichen Schatzamt, die Wind davon hätten, dazu sagen würden.
    Der hochstirnige alte de Witte, hinter seinem Tisch mit den Folianten in einen Armsessel gestreckt, mit langem geteiltem Weißbart, müden langsamen Augen, groß und breitschultrig wie sein serbischer Gast, hörte alles Geflüsterte mit Freude. Er empfand herzlich das Lob seines alten Freundes; er konnte nun bei Wallenstein einen höheren Teilhaberbetrag herauspressen, indem er auf die Schwierigkeit seiner Beteiligung hinwies. Er fragte teilnahmsvoll, ob jener schon von Wallenstein benachteiligt worden sei. Auch die Angst seines Besuchers erfreute den stillen Holländer, sie vergrößerte seine Neigung, mit ihm ein Geschäft zu machen. Michna unterbreitete ihm, man möge bedenken, wie Wallenstein sich gegen seine eigenen Verwandten verhalten hätte, gegen die Smiřický; ein Vormund, beim Leben Jesu, der sich schnöde einen Besitztitel auf die Habe seines kranken Mündels erschleicht! Was drohe ihnen dann?
    Da meinte de Witte lachend, man solle sich nicht in Familienangelegenheiten mischen; man kenne nicht die persönlichen Beziehungen und so weiter. Michna wollte mehr eifern. De Witte

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