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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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schnitt ihm stärker lachend das Wort ab; sie sollten sich nicht zum Richter aufwerfen. Beschämt lenkte der Fleischhauerssohn ein. Der Handel kam zustande, indem Bassewi für den Oberst gutsagte; Michna wollte auf keinen Fall ohne Sicherung einen Vertrag mit Wallenstein schließen.
    Um sechs Millionen jährlicher Pachtsumme fiel ihnen die Prager kaiserliche Münze zu.
    Sie konnten prägen, soviel sie wollten. Die Technik war den Juden und sonstigen Kippern und Wippern abgelernt: Beschneiden des Geldes, Untermischen unedlen Metalls bis zum Verschwinden des edlen. Die vier Männer, von Michna geführt, warfen sich auf den Handel mit der niedertretenden Wucht einer Stierherde. Die Münzräume wurden von zwei ganzen kriegsstarken Fähnlein gesichert. Fünf Nachbarhäuser, ein halber Straßenblock wurde zugekauft, bei der Kürze der Zeit und der Gefahr drohender Zwischenfälle war keine Minute zu verlieren. Während Bassewi und de Witte nur ihr Geld hineinwarfen, raste die Angelegenheit vorwärts durch das Betreiben dieser beiden: Michna und Wallenstein.
    Der Serbe, seiner Sinne kaum mächtig, dauernd geneigt, auf Menschen loszustürzen, in gräßlicher Furcht, sein Geld zu verlieren, betrogen zu werden. Er umschlich die Gebäude; seine Frau, ein scheues schönes Weib, mußte die Straßen durchwandern, wenn er schlief.
    Der böhmische Edle befehlerisch, in schneidender Ruhe und Unbeirrtheit. Zu dem Serben, den er einmal erschöpft, schmierig vor der Hauptpforte der Münze traf, beugte sich der hagere, prächtig sechsspännig daherfahrende Böhme heraus: »Der Herr sieht nicht aus, als ginge es Ihm gut. Denke Er zu leben. Sonst will ich Ihn beerben.« Das stachelte den Serben, daß er sich mit Qual schonte.
    Barren und Münzen häuften sich in den stallartig langen niedrigen Stuben; in Steinkammern standen die Münzknechte vor den Muffelöfen, heizten glühten. Wöchentlich vermehrte sich die Zahl der eisernen Schmelztiegel, über denen die Männer hinter vergitterten Fenstern standen, mit Graphitstangen, langen dicken Stäben, die Schmelzmasse rührten. Hier hatte keiner Zugang aus dem ganzen Gebäude als die Knechte und Meister; hier wurde ihnen in geschlossenen Zink- und Kupferkästen gereicht, was sie in den Tiegeln zu schmelzen und zu verrühren hatten. Stechende Dämpfe durchzogen die Häuser; in Scharen, wie Regimenter, standen die hölzernen Beizfässer nebeneinander, darin schwamm die kochende Säure; die Münzen, geglüht, geschnitten, waren unkenntlich geworden, hatten Masken für die Augen der Menge. Die Knechte arbeiteten in den Räumen; wie in einer Folterkammer rührten sie die Arme; man sah nicht den, dem die Folter bereitet wurde.
    Das Silber begann spärlicher zu fließen. Ein rasender Zusammenstoß erfolgte zwischen dem böhmischen Oberst und Michna in de Wittes Schreibstube. Erst: »Entweder bemüht sich der Herr Michna nicht oder er hält Silber zurück.« Dann: »Der Herr treibe es, wie Er will. Er sehe zu, Silber zu beschaffen von den Juden. Er hat ihnen die Wänste vollgestopft mit gestohlenem Gut.« Als Michna breitbeinig, mit den Wangen und Lippen zitternd, vor den hageren ihn überragenden, spitzbärtigen Oberst trat, hob der die Faust: er werde sich mit ihm nicht duellieren, er werde ihm mit einem Faustschlag das Maul stopfen. Dann verließ der von Wallenstein den zitternden Mann. Tags darauf wurde dem hilflosen Serben durch de Witte bedeutet, daß der Oberst die Schuld an der Verzögerung der Arbeit auf ihn allein schiebe; der von Wallenstein sei überzeugt, daß Michna noch viel mehr Gewinn aus dem Raub gezogen habe, als er zugebe; er solle zusehen, wie er Silber heranschaffe. Da wurde dem Michna klar, daß Wallenstein vorhatte, ihn auszuplündern. Er stellte eine Frage an de Witte; die Antwort bestätigte seine Befürchtungen: der Oberst wollte von seinen Verbindungen Gebrauch machen, ihn wegen Raubes festnehmen und einkerkern, sein Geld beschlagnahmen. Der Serbe sank heulend zu Hause zusammen, welk von der Anstrengung der vergangenen Wochen. Er zerrte sich nach einigen Tagen zu dem Oberst, der ihn in eine Vorkammer eintreten ließ, in der sechs Arkebusiere ihn fesselten und, ohne daß er widerstrebte, in den Stock führten.
    Dies hatte sogar de Witte nicht erwartet. Der Oberst erklärte, er hätte nur gewartet, um den Serben unschädlich zu machen. De Witte: »Wir können ja auch so von ihm alles erlangen.« Das hielt Wallenstein für zweifelhaft, fragte lachend, ob de Witte gar den Michna

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