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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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viele, die Männer und Frauen seien ihrer Sinne nicht mehr mächtig. Die Rudel dieser verlumpten und vertierten Menschen bildeten an den Toren und Hauptstraßen eine Gefahr; Bauern wagten sich mit ihren Fahrzeugen nicht hinein; was sie brachten, war im Nu verschlungen von dem sich grausam balgenden Gesindel. Sie wollten auch für das lange Geld nichts hergeben. Söldner, die man gegen die Bettler aufbieten wollte, verbündeten sich mit ihnen, plünderten, was sich blicken ließ. In die Häuser rief man hinein, was der Gulden koste. War man noch erschreckt von den sechsundvierzig Gulden der Mark, so kletterte der Wert auf fünfundfünfzig, auf dreiundsechzig, auf siebenundsiebzig. Eine Mark galt siebenundsiebzig Gulden.
    Die Münze, in der Prager Altstadt gelegen, weitläufige platte unansehnliche Gebäude aus Holz mit Eisentüren. Posten des Regiments Wallenstein in den Höfen, patrouillierend zu zwei, Pulverflasche Lunte Gabel an der Seite, schwere Musketen auf den Schultern, durch die Nachbargassen. Fuhren Bauernwagen mit Holzscheiten an, öffnete sich das niedrige breite Haupttor, blitzten am Eingang zur Rechten und Linken bronzene, starke Vierpfünder auf gezogenen Lafetten; darüber lungerten Schneller und Zeugdiener, brannten unter sich Kohlen im Becken. Mit Paß versehen schlurrte an dem Lumpenpack vorbei der ungeheure Michna Tag um Tag über den Hof; sein Pferd hielt ein Musketier. Der Serbe, ohne den Hut zu ziehen, wanderte über Treppen und Galerien, von Kammer in Saal, in Diele, durch die glühen vergasten Schmelzräume, lustigen klingenden Stempelstuben, an den Prägestöcken vorbei, in die streng bewachte Vorratskammer, das Wiegezimmer. Leckte sich die Lippen, strich die schwarzen Barthaare zurück, die ihm in den Mund kamen. In schwerer Spannung sprach er keinen der zahllosen polternden Knechte an, Meister und Untermeister wich aus, grimmig seine schwarzbraunen Augen unter dem scharfkantigen Vorbau der Stirn.
    Der größte Spekulant des Landes, der tolle Vabanquespieler Wallenstein, lang hohlbrüstig, mit schwarzem Knebelbart, eine kostbare Diamantkette am Hut, stand halbe Stunden lang vor Prägestöcken; wie man auf ihn aufmerksam wurde, wurde er unruhig, schloß die Augen, verschwand.
    Das Landvolk, das neue Geld ablehnend, verkaufte nach außen. Da schloß man die Grenzen. Sie trieben nichts auf die Märkte. Ein kaiserliches Patent wurde auf Plätzen ausgerufen: der Geldwert werde später nicht herabgesetzt werden; man brauche keine Furcht zu haben. Sie höhnten: »Der Kaiser, der Kaiser, er ist mit im Betrug; die Aristokraten kochen ihm ihren Brei, dem Kaiser, dem blinden Hund.«
    In der Münze hämmerte es. Heimlich fuhr der steife Liechtenstein nachts vor; Wallenstein begleitete ihn; legten eine halbe Kompagnie Musketiere in die Kellerräume und unter das Dach; den Rest der Kompagnie verteilten sie auf die Nachbargassen, deren Häuser sie mieteten.
    Das Jahr um, die Vertragszeit abgelaufen, beschloß das Konsortium den Vertrag zu kündigen; man konnte nicht hoffen, noch Silber hereinzubringen. Wie auf de Wittes Einladung die drei Herren, die sich kannten, sich in seinem verschwiegenen Bankgewölbe nacheinander einfanden zu einer Rücksprache – um eine einfache Laterne, die reichen Männer auf Schemeln und Truhen, sehr leise –, waren sie, bereit, sich aus jeder Öffentlichkeit für einige Zeit zurückzuziehen, von großer Dankbarkeit gegeneinander erfüllt. »Es soll einer versuchen, nach uns in Böhmen zu münzen«, prahlte de Witte. Sie gingen nicht auseinander, ohne daß Wallenstein sie festhielt und fragte, ob sie vorhätten, so sich davonzubegeben, ohne sich des kaiserlichen Dankes zu versichern. »Bitten wir«, er sah den Herren fest unter die Augen, »den Kaiser um eine Ergötzlichkeit. Es hat uns allen Arbeit und Sorge gemacht, wir haben der Majestät über Schwierigkeiten geholfen; soll keiner sagen, der Kaiser lasse sich ungelohnt dienen.« Der kleine Judenprimas im schwarzen Tuchmantel, der mit Wallenstein im Vertrauen schien, fügte vorsichtig hinzu, es hätte sich in der letzten Woche noch zufällig einiges Metall gefunden. Man könnte vielleicht dieses Metall noch ausmünzen ohne neue Pacht. Michna, der plattnasige Riese, zagte. Kalt schloß der Oberst: »Es wäre erstaunlich, wenn die Römische Majestät unsere Lage nicht begriffe.«
    In der Tat erlangten sie Verlängerung des Münzvertrages um sechs Wochen als Dank des Kaisers. Dann versuchte der Kaiser, allein gelassen, weiter

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