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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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schickten Sie Ihre Tochter
Eva dorthin?«
    »Ja, sie
spricht perfekt Schwedisch und kennt sich im Land aus, weil sie um die Mitte
des Jahrhunderts mit einem schwedischen Rechtsanwalt zusammengelebt hat.«
    »Mein Mann
musste kinderlos sterben«, sagte Eva tonlos.
    »Doch als
sie ankam, war Erik Hall bereits ermordet und das Kreuz verschwunden, also ...«
    »Ich habe
im Radio gehört, dass man bereits einen Täter festgenommen hat, und ging davon
aus, dass diese Person von der Stiftung käme«, erklärte Eva. »Um einen besseren
Einblick in das Geschehen zu bekommen, habe ich mich als Rechtsanwältin
ausgegeben. Danach musste ich mir nur noch die entsprechenden juristischen
Ausdrücke ins Gedächtnis rufen.«
    Sie
versuchte zu lächeln, doch Don zeigte keinerlei Reaktion. Stattdessen fragte er
Lytton:
    »Das mit
Murmansk und dem Eisbrecher war also Ihre Idee?«
    »Die
einzige Art und Weise, in die Arktis zu reisen, ohne Aufmerksamkeit zu
erregen«, erklärte Lytton. »Ich hätte Ihnen gern das Ticket für die Kreuzfahrt
bezahlt, doch wenn ich Eva richtig verstanden habe, hat Ihre Schwester die
Kosten bereits übernommen. Und jetzt ...«
    Lytton verließ
seinen Platz am Fenster und ging zurück zum Glastisch, auf dem er zuvor seinen
Pelzmantel abgelegt hatte. Nachdem er ihn sich wieder über die Schultern
gehängt hatte, wandte er sich mit einem letzten Lächeln an Don.
    »Sie haben
zwanzig Minuten bekommen, Senor Titelman. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen
würden, wir müssen das Gespräch beenden.«
    Lytton
nahm das Kreuz und den Stern vom Tisch und wollte sie gerade in seine Tasche
gleiten lassen, als Don seinen Arm festhielt. Der alte Mann lachte auf:
    »Ich
glaube nicht, dass dieser Griff ausreicht ...«
    »Sie haben
einen Krieg vergessen«, merkte Don an. »Wenn Sie nun selber so geschickt darin
waren, die Funde aus der Unterwelt zu nutzen - was geschah, nachdem Sie das
Kreuz und den Stern verloren hatten?«
    Lytton
unternahm einen Versuch, sich loszureißen.
    »Es ging
lediglich ums Überleben, Senor Titelman. Nur darum.«
    »Sie haben
die Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten weitergeführt, als die Stiftung
absprang, nicht wahr? In Wewelsburg hat Eberlein nämlich berichtet, dass deren
Geschäfte mit Himmler vor dem Krieg aufhörten.«
    »Wie ich
bereits sagte, Senor Titelman. Es ging lediglich ums Überleben.«
    »Ihr Fritz
Haber hat das Zyklon B für die Nazis entwickelt. Und was konnten Sie darüber
hinaus noch für sie entwickeln? Die V2-Raketen? Das Düsentriebwerk?«
    Lytton
riss sich mit einer zischenden Bemerkung los:
    »Sie
wollten nicht auf uns hören! Das war das Problem. Ihr ewiger Rassenhass und
die Judenfrage. Sie hätten einsehen müssen, dass wir weitaus weiter gekommen
waren als die Stiftung, was die Kontrolle der Atomenergie betraf.«
    Don
betrachtete ihn zweifelnd:
    »Die Nazis
besaßen niemals Atomwaffen. Möglicherweise ein Testprogramm, aber nichts
Ausgefeilteres.«
    »Nein, das
sage ich ja gerade«, schnaubte Lytton. »Sie waren vollkommen besessen. Sie
glaubten nicht an die Theorien, weil sich so viele jüdische Forscher mit der
Atomphysik beschäftigten. Die Nazis wollten eine eigene >deutsche
Physik< begründen, die durch und durch arisch war. Es spielte keine Rolle,
was wir ihnen erzählten, unser bester Mann Heisenberg wurde von der SS
schikaniert und erhielt keine Gelder für seine Arbeit. Als wir sie schließlich
dazu bringen konnten, einen Kernreaktor zu bauen und eine kleinere Produktion
von angereichertem Uran und schwerem Wasser in Gang zu setzen, war es längst zu
spät. Der Krieg war bereits verloren.«
    »Deswegen
haben Sie also Lytton Enterprises in Argentinien aufgebaut? Um nach dem Krieg
nicht ausgeliefert zu werden?«
    »Senor
Titelman ... Wir haben uns bereits nach dem Bruch mit der Stiftung 1917 in
Argentinien etabliert. Es war eine Möglichkeit, abzutauchen. Lytton
Enterprises wurde sozusagen als Fassade aufgebaut, ein Unternehmen, das sich
dem Viehhandel widmete, und weder die Stiftung noch die Alliierten wussten,
von wem die Nazis Unterstützung erhalten haben. Auch wenn sie es vielleicht
ahnten. Doch jetzt ...«
    Lytton
beförderte das Kreuz und den Stern in die Tasche seines Pelzmantels.
    »Jetzt
wartet eine völlig andere Zeit. Dieses Mal werden wir uns nicht in die
Unterwelt begeben, um lediglich diffuse Einflüsterungen zu deuten. Wir werden
das Tor zu einer anderen Welt öffnen.«
    Don
schaute misstrauisch in die tiefliegenden Augenhöhlen des alten

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