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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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bereits an der offenen Kabinentür des Helikopters,
wo seine Zurufe vom Knattern der Rotorblätter übertönt wurden.
    Dann
signalisierte Lytton seinen Männern winkend, die letzte Stahlkiste einzuladen.
Don erkannte seinen Kabinennachbarn Rivera wieder, der nun den vorderen
Handgriff anpackte und den schweren Behälter in den Frachtraum des Helikopters
hievte.
    Von der
Kabinenöffnung war eine kleine Metalltreppe hinunter zum Boden ausgeklappt. Die
unterste Stufe war bereits im tiefen Schnee verschwunden.
    Don sah,
wie die Windböen am Helikopter rissen und seine Kufen weggleiten ließen. Er
konnte sich nicht vorstellen, wie er in einem Sturm wie diesem überhaupt würde
abheben können. Doch der alte Mann wirkte keineswegs nervös, als er Don einen
letzten Knuff hinauf in die Kabinenöffnung mit dem gelblichgrünen Licht
versetzte.
    Eva setzte
sich dicht neben Don und kauerte sich zusammen, um sich gegen die Kälte zu
schützen. Der Helikopter besaß keine Innenverkleidung, und an den Fenstern
bildeten sich großflächige Eisblumen. Sie blies sich in die Hände und trommelte
mit den Füßen gegen den Boden. Die Südamerikaner nahmen einer nach dem anderen
ihre Plätze ein, während ihr Atem wie Wolken gefrorenen Dampfes aussah.
    Schließlich
stand nur noch Lytton dort draußen im Unwetter. Doch dann stieg auch er die
Metalltreppe hoch, die hinter ihm langsam eingeklappt wurde. Der alte Mann
klopfte ans Fenster des Cockpits und signalisierte dem Piloten mit einem
knochigen nach oben gerichteten Daumen, dass sie startklar seien.
    Mit
Flügeln, die in Höchstgeschwindigkeit rotierten, schwankte der Helikopter zur
Seite und begann dann mit ruckartigen Bewegungen vom Deck abzuheben. Ungefähr
zehn Meter oberhalb des Eisbrechers erfasste ihn eine Windbö und brachte die Maschine
aus dem Gleichgewicht. Man hörte schleifende Geräusche und ein Rumpeln der
Stahlkisten, die unten im Frachtraum ins Rutschen gerieten. Eva stieß gegen
Don, der sich auf die Zunge biss und plötzlich einen blutigen Geschmack im Mund
verspürte.
    Im letzten
Moment gelang es dem südamerikanischen Piloten, dem Windstoß zu parieren und
hinauf zur Höhe der Radarmasten des Schiffes zu schweben. Dann erfolgte ein
scharfer Schwenk nach hinten über die Furche im Meer hinweg, die der Kiel durch
das geborstene Eis der Arktis gezogen hatte.
    Dort unten
im Scheinwerferlicht erblickte Don etwas, das ihn nach Luft schnappen ließ. Ein
zigarrenförmiger glänzender Rumpf, der die schwarze Dünung des Meeres
durchbrach. Doch je weiter sie sich vom Eisbrecher entfernten, desto sicherer
war sich Don, dass es sich um einen Lichtreflex gehandelt haben musste; eine
optische Täuschung, die lediglich offenbarte, wie erschöpft er war.
    Ein paar
Minuten lang konnte man die Jamal vom
Helikopter aus noch wie einen vereinzelten Stern sehen, weit entfernt in der
Dunkelheit. Dann verschwand er, und sie bahnten sich im Dunkel der Nacht weiter
ihren Weg durch Schnee und Hagel.
     
    Lyttons
Männer saßen in ihren roten Expeditionsjacken im Schein der Notbeleuchtung. Der
Lärm in der Kabine war so groß, dass keinerlei Gespräche möglich waren.
    Don ließ
seinen Blick über die Reihe indianischer Gesichter gleiten, in deren Augen das
Weiß aufleuchtete. Moyano, der ihm gegenübersaß, hielt den Griff seines
Maschinengewehrs fest umschlossen. Neben Moyano saß Rivera und fingerte an
etwas herum, das einer Gummimaske ähnelte. Eine enganliegende Haube, die mit
Öffnungen für Nase und Mund versehen war.
    Evas Augen
waren fest geschlossen, und über ihrer Nasenwurzel hatte sich die dünne Haut in
Falten gelegt. Der Einzige, den die Situation gar nicht zu beeindrucken schien,
war Agusto Lytton; er saß da und betrachtete das Kreuz und den Stern. Don ließ
seinen Blick auf beiden Gegenständen ruhen, denn das heftige Geruckel hatte ihn
mittlerweile ziemlich seekrank werden lassen. Strindbergs Gegenstände schienen
der einzig feste Punkt im Helikopter zu sein.
    Während
die Minuten vergingen, war es, als würde sich das Kreuz langsam verändern. Sein
Metall wurde immer durchsichtiger und bald von einem schimmernden Licht
erhellt. Als der Schein auch auf den Stern überging, begannen beide Gegenstände
wieder zusammenzuschmelzen. Dieselbe Reaktion wie jene, die Don inzwischen so
viele Male gesehen hatte, als die Gasflamme die entsprechende Hitze erreichte.
    Einen
Augenblick später schien es, als hätte sich ein Luftloch unter dem Helikopter
auf getan. Don spürte, wie sich

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