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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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Eingang zum Schacht war es immer noch genauso kalt,
wie es der Praktikant vom letzten Mal in Erinnerung hatte. Es kam ihm vor, als
ob der Nebel und die Kälte in gewisser Weise aus der Öffnung des Schachts
aufstiegen, gefolgt von einem unterirdischen Gestank. Als man die Pumpe der
Feuerwehr in Gang setzte, wurde der widerliche Geruch noch schlimmer.
    Die Gruppe
der Journalisten wich zurück, während das Wasser gurgelnd in einen riesigen
Tankzylinder gesogen wurde. Um die Mittagszeit herum wurden die
Kriminaltechniker der Polizei in die trockengelegten Gänge hinabbefördert, wo
sie ihre Arbeit aufnahmen.
    Schon
bald, wie der Pressesprecher der Polizei dem Praktikanten und den übrigen
Journalisten später erklären würde, war man auf einen Stapel mit Zeitungen
gestoßen, die vom Kupfervitriol noch klebten. Der Stapel hatte in der Nähe der
Wand einer Grotte gelegen, den die Abendzeitungen »den Saal der Mörder«
genannt hatten.
    Ein
Exemplar aus dem Stapel, das noch lesbar war, bestand aus dichten Kolumnen mit
Überschriften in schmierigen schwarzen Lettern:
     
    Die große deutsche Offensive
    Ist der Vormarsch definitiv abgewehrt worden?
    Die Deutschen berichten lediglich von geringen Fortschritten
     
    Und weiter
unten:
     
    Unsere Lebensmittelfrage. Der Rationierungsplan für das kommende Jahr.
    Eine wenig zuversichtliche Erklärung des Landwirtschaftsministers.
     
    Auf der
nächsten Seite war der gesamte Kopfteil der Zeitung erhalten:
     
    Zeitungen der südlichen Dalarna - 7. Juni 1918
     
    Danach
hatte man damit begonnen, das Wasser aus dem Becken um den Stein herum
abzusaugen, auf dem der Taucher behauptete, den Toten gefunden zu haben. Auf
dem Grund hatte man einen stabilen Pfriem mit gespaltenem Griff gefunden, und
man benötigte keine kriminaltechnische Ausbildung, um zu begreifen, womit das
tiefe Loch in die mit Vitriol getränkte Stirn des Mannes geschlagen worden
war.
    Einige
Stunden später sollten die Techniker der Polizei und die Journalisten erfahren,
dass die einzigen Fingerabdrücke am Griff, die man hatte ermitteln können, von
den Händen des Toten selbst stammten.
    »Es ist
also nicht einmal sicher, dass es ein Mord war? Es könnte sich also auch um
einen Selbstmord handeln? Dann war es vermutlich
nicht mal vor hundert Jahren eine Story.«
    Das Wiesel
der größeren Abendzeitung fuchtelte mit den Händen herum, als ränge es nach
Luft. Der Pressesprecher der Polizei nickte stumm.
    »Verdammte
fucking Dalarna«, stieß das Wiesel aus und schob sich aus der Gruppe der
Presseleute heraus, um in Stockholm anzurufen.
    In der
Nachmittagsausgabe reservierte sein Redakteur pflichtschuldig eine Seite für
den Fall. Die andere Abendzeitung beschloss, einen seiner Chronisten etwas
Unterhaltsames schreiben zu lassen. Bereits am selben Abend zogen beide
Redaktionen ihre Abgesandten aus Falun ab, beauftragten sie, ihre
Hotelrechnungen zu begleichen und nach Hause in die Hauptstadt zurückzukehren.
Das hier war möglicherweise etwas, das man in wissenschaftlichen Programmen
oder auf den Kulturseiten erörtern konnte - doch als Story betrachtet war der
Asenmord nichts wert und definitiv in die Pipeline der Zeitung verbannt.
    Und zwar
in die ganz hinterste.
     
    Ein
Geheimnis
     
    Es war
fast siebzehn Uhr am letzten Tag des Praktikums, und am Konferenztisch des
Dalakurir widmete man sich der Danksagung. Seit den Enthüllungen um den
Vitriolmann im Bergwerk war eine Woche vergangen. Nun begannen die ersten
Stühle über den Boden zu scharren, als sich die kleine Reporterschar zum
Stehen erhob, und die Frau von der Familienseite einen leicht welken Blumenstrauß
sowie ein Dalapferdchen mit dem Logo des Kuriers überreichte. Dann verlor der
Nachrichtenchef ein paar freundliche Worte über die ABENDZEITUNGEN wie auch
über STOCKHOLM und die ZUKUNFT, die von einem dumpfen Raucherhusten übertönt
wurden.
    Auch wenn
der Praktikant keinen Augenkontakt mit den neidischen Reportern der Zeitung
aufnehmen konnte, so entging ihm doch nicht der gedämpfte Kommentar »die
wichtigste historische Enthüllung des Jahres«. Es folgten
vereinzelte Lacher, dann war das Ganze vorüber.
     
    Er warf
das hässliche Dalapferd in seine Tasche, klemmte sich den Blumenstrauß unter
den Arm und schlich die Treppe in Richtung Parkplatz hinunter. Als er den
halben Weg zurückgelegt hatte, hörte er eilige Schritte hinter sich und spürte
ein allerletztes Mal die Hand des Nachrichtenchefs auf seiner Schulter.
    Durch die
pfeifende Atmung

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