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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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'n ziemlich schräger Vogel ...«
    »Ja?«
    »Wenn du
willst, kann ich ihn fragen, nachdem ich hier fertig bin.«
    Es dauerte
weniger als eine halbe Stunde, bis der Zahnarzt mit aufgeregter Stimme
zurückrief:
    »Jetzt
wird's interessant. Die Polizei in Falun hat mit Hilfe der
Reichskriminalpolizei den Zahnstatus jedes verschwundenen oder vermissten
schwedischen Bürgers angefordert, bis zurück zur Mitte der 50er Jahre. Doch sie
landeten keinen einzigen Treffer. Außerdem haben sie für eine internationale
Suchaktion Hilfe von Interpol angefordert. Auch dabei kam nichts heraus.
Offenbar haben die Rechtsmediziner festgestellt, dass es sich um eine Leiche
handeln könnte, die schon wer weiß wie lange tot ist ... Sie sagten etwas in
der Richtung, dass sie ungewöhnlich gut erhalten ist. Ich weiß nicht, ob ich es
richtig verstanden habe, aber irgendwelche Salze im Bergwerk haben anscheinend
verhindert, dass die Leiche verrottet ist, nur das Haar ...«
    »Haben sie
noch mehr gesagt?«
    Der
Praktikant hatte eifrig mitgeschrieben.
    »Ja, er
soll auch recht außergewöhnliche Kleidung aus grobem Stoff getragen haben,
einen Anzug mit Weste, Hemdbrust und abnehmbarem Kragen. Er hatte weder
Personalausweis noch Führerschein noch irgendeine Kundenkarte bei sich,
nichts. Und weißt du, sie haben gesagt, dass die Polizei keinen einzigen
Gegenstand an diesem Mann gefunden hat, der aus Kunststoff war. Hemdknöpfe aus
Elfenbein, Hosenknöpfe aus Horn, Schuhsohlen aus einer Art Naturgummi ...«
    »Vielleicht
war es 'n Retro-Typ, den sie aus Östermalm entführt haben«, schlug der
Praktikant mit dem Hörer fest unters Kinn geklemmt vor, er hatte jetzt beide Hände
frei zum Schreiben.
     
    Im
Tageslicht
     
    Am
nächsten Morgen - Die Hauptnachricht des Dalakurir:
     
    DER DALAKURIR ENTHÜLLT: DIE GEHEIMEN ERMITTLUNGEN DER POLIZEI
     
    Dann
folgte die Einleitung mit dem Namen des Praktikanten in der fetten Überschrift:
     
    FALUN.
    Der
Dalakurir kann heute die geheimen Ermittlungen der Polizei im Hinblick auf den
sogenannten Asenmord enthüllen.
    Den
aktuellen Theorien der Polizei zufolge hat das Opfer offenbar schon sehr lange
Zeit im Stollen des Bergwerks gelegen - vielleicht sogar Jahrhunderte lang.
    Mehreren
unabhängigen Quellen zufolge soll der Leichnam des Ermordeten mit
konservierendem Kupfervitriol getränkt gewesen sein, das den Körper vor dem
Verfall bewahrt hat.
    Die
Ermittler der Polizei gehen davon aus, dass es sich nicht um einen aktuellen
Mordfall handelt, sondern um ein Verbrechen, das bereits vor langer Zeit
verjährt ist. Die Polizei will offiziell keine ...
     
    Die
aktuelle Ausgabe des Dalakurir löste in den morgendlichen Besprechungen der
Stockholmer Redaktionen unmittelbar Entsetzen aus.
    Was machen
die da oben in Falun eigentlich? Geht es hier um Mordermittlungen oder um
Archäologie? Kupfervitriol? Hatte man je etwas gehört, das weiter hergeholt
war?
    Hier ging
es doch um einen Asenmord, die Story der Woche, und nicht um
irgendeinen abstrusen Fall aus dem letzten Jahrhundert. Hier handelte es sich
um Mordermittlungen, die von landesweitem
Interesse waren. Ja, geradezu von demokratischem Interesse, denn
schließlich hatten, wie alle wussten, Neonazis oder Gruppierungen, die den Germanenkult
pflegten, diesen Mann während eines altnordischen Rituals in irgendeiner Weise
erschlagen. Und zwar vor kurzer Zeit! Sie konnten jederzeit zurückkommen und
noch mehr Leute erschlagen! Wie viele Zeitungen würde man noch drucken müssen,
bevor die Leute das endlich kapierten?
    Und was
sollte dieses Gerede davon, dass das Mordopfer konserviert sein soll? Worin
lag da der Neuigkeitswert? So betrachtet war doch der ganze Fall nur eine
amüsante Anekdote und gehörte irgendwo ganz hinten auf »Verschiedenes«, oder
besser noch nirgendwohin.
    Und
schließlich, die wesentlichste aller Fragen: Warum um alles in der Welt
dementierte die Polizei die idiotischen Behauptungen des Dalakurir eigentlich
nicht? Something was most definitely rotten in Denmark.
    Ihre eigene
Unsicherheit veranlasste die beiden großen Abendzeitungen, ihre Schlagzeilen
sowie die erste und die Mittelseite für Berichte über eine neue Schlankheitskur
frei zu halten. Der Asenmord bekam eine halbe Seite, bis sich die Situation in
Falun wieder beruhigt hätte. Und dafür hatten sie heute insgesamt neun Reporter
vor Ort, die darauf warteten, dass die Stollen des Bergwerks endlich vom Wasser
befreit werden würden.
     
    Auf dem
abschüssigen Gelände vor dem

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