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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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paar Minuten später war der Praktikant jedoch froh, dass er es nicht getan
hatte. Im Artikelregister des Dalakurir landete er nämlich dreiunddreißig
Treffer, nachdem er »Kupfervitriol« eingegeben hatte; es war anscheinend etwas,
das man kennen sollte, wenn man bei einer Lokalzeitung in Falun arbeitete.
    Er begann
den ersten Teil eines Satzes zu lesen, in dem die Suchmaschine einen Treffer
gefunden hatte:
     
    ... der
1719 gefunden wurde, gut erhalten in Kupfervitriol. Fet-Mats war ...
     
    Fet-Mats?
Also einer von diesen alten Hofnamen? Backen-Anders, Nämkars-Lasse,
Gällsbo-Emil ... Hier oben nahm das einfach kein Ende. Verdammte verrückte
Dalarna, warum hatte er sich nur ausgerechnet hier um einen Praktikumsplatz
beworben? Missmutig klickte er den gesamten Artikel an und begann zu lesen.
    Aha,
Fet-Mats war offensichtlich nur ein Spitzname. Dem Artikel zufolge lautete der
korrekte Name des Mannes Mats Israelsson, er war ein zwanzigjähriger
Bergwerksknecht, der sich im Jahr 1677 im Großen Kupferbergwerk verlaufen hatte
und verschwand. Dort stand, dass das Ganze an einem Abend im März unmittelbar
vor Ostern passiert war und Mats sich gerade mit einer Frau verlobt hatte, die
Margareta Olsdotter hieß.
    Der
Praktikant rieb sich die Schläfen. Sein einziger Hinweis in Bezug auf die
Mordermittlungen; es war einfach nur traurig.
    Im März
1677 hatte man nicht besonders viel Zeit dafür aufgewendet, eine Suche oder
großangelegte Rettungsaktionen zu starten, um einen einsamen verschwundenen
Bergwerksknecht ausfindig zu machen. Die Einzige, die nicht aufgab, war Mats'
Verlobte Margareta, die im Verlauf ihrer Suche immer älter und gebeugter
wurde.
    Zweiundvierzig
Jahre lang hatte sie gewartet, bis eine Bergwerksmannschaft im Jahr 1719 in
einhundertsiebenundvierzig Meter Tiefe durch Zufall einen Toten entdeckte. Er
hatte in einem Stollen namens Märdskinnsstollen in einem Loch gelegen, das mit
Wasser und ... Kupfervitriol gefüllt
war.
    Der
Praktikant betrachtete das Wort. Ließ seinen Blick dann weiter über die Zeilen
gleiten.
    Der Tote
hatte ausgesehen, als wäre er erst vor kurzem ertrunken, und sein Körper
fühlte sich immer noch geschmeidig an. Diejenigen, die ihn gefunden hatten,
waren erstaunt, da in der letzten Zeit niemand als vermisst gemeldet worden
war, und außerdem war der betreffende Stollen seit dem schweren Grubeneinbruch
1687 geschlossen.
    Als man es
schließlich geschafft hatte, ihn nach oben ans Tageslicht zu befördern, nahm
die Verwirrung noch zu - denn keiner erkannte das Gesicht des Toten wieder.
Man hatte einen groß gewachsenen Jüngling von gut zwanzig Jahren vor sich,
kräftig gebaut und gesund (außer der Tatsache, dass er tot war), dessen Körper
keine Spuren des Alterns aufwies.
    Eine Woche
später, als ein Bergwerksthing abgehalten wurde und man in diesem Zusammenhang
die Leiche der Öffentlichkeit präsentierte, war eine alte Frau in Tränen
aufgelöst aufgestanden. Margareta Olsdotter hatte ihren Verlobten unmittelbar
wiedererkannt, und auch drei gealterte Kameraden des Bergwerksknechts konnten
den Toten als Mats Israelsson identifizieren. In den Annalen des
Bergwerksthings vermerkte man, dass sich der Jüngling, der 1677 in die Grube
hinuntergestiegen war, von demjenigen, der 1719 wieder hinaufbefördert wurde,
einzig in der Länge seines glänzend schwarzen Haares unterschied, das nach
seinem Tod Meter für Meter üppig gewachsen war.
    »Das hier
beginnt an Garcia Märquez zu erinnern«, murmelte der Praktikant, doch beim
nächsten Absatz fuhr er zusammen.
    Der
Schlüssel zum Rätsel war der hohe Gehalt an Vitriol in der
Luft und im Wasser des Märdskinnsstollens.
    Kupfervitriol
war seit langem für seine Eigenschaft bekannt, Holz zu konservieren, unter
anderem als Inhaltsstoff des Falunrots. Und in diesem Fall hatte es ganze
zweiundvierzig Jahre lang verhindert, dass eine Leiche verweste und zerfiel.
    Der
Praktikant bekam einen trockenen Mund. Wie lauteten noch mal die Worte des
Polizeibeamten? Der Tote im Bergwerk ist bereits seit mehreren
Tagen tot, vielleicht auch länger, vielleicht sogar sehr viel länger. Wie lange
also?
    Er
scrollte weiter.
    So stark
war also Mats Israelssons Leiche konserviert worden, dass sie nicht mal zu
verwesen begann, als sie an die Oberfläche befördert wurde. Jahrein, jahraus
war die mit Vitriol einbalsamierte Haut geschmeidig geblieben. Die schwedische
Aufsichtsbehörde für das Berg- und Hüttenwesen war von dem Fall so fasziniert,
dass man

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