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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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zu untersuchen, von dem der
Taucher behauptete, es unten im Bergwerk gefunden zu haben. Das ging aus der
Liste mit den geführten Telefonaten der vergangenen Woche hervor, an der sie
sich so festgebissen hatten. Außerdem musste er zugeben, dass er vom Wein
getrunken hatte, was die Fingerabdrücke auf dem Glas erklärte, und dass er
ohne Erlaubnis das Haus betreten hatte ... Aber war das wirklich ein
ausreichender Grund, um ihn all diese Stunden hier festzuhalten?
    Don setzte
seine Brille wieder auf die Nase, zwinkerte ein wenig und zog eine Grimasse, so
dass sie wieder an die richtige Stelle rutschte.
    »Der
Vernommene verweigert die Antwort.«
    Der
Schnauzbart versuchte in seiner unleserlichen Schrift mühsam eine neue Notiz
zu verfassen. Dann senkte sich die Stille erneut über sie herab, so dass nur
noch das Rauschen des Ventilators und das Knacken von der Decke zu hören waren,
bis Don irgendwann die Nase voll hatte:
    »Tja, aus
welchem Grund befindet man sich an einem bestimmten Ort?«
    Der
Polizist schaute von seinem Block auf.
    »Oder wenn
man den Spieß umdrehen würde ...«, fuhr Don fort, während er einen Fettfleck
auf der abgewetzten Uniform fixierte, »dann könnten Sie mir ja vielleicht
erklären, warum wir immer noch hier sitzen?«
    Der
Schnauzbart klopfte streng mit dem Stift auf den Tisch.
    »Weil Sie
uns alarmiert und einen Mord gemeldet haben ...«
    Don
versetzte dem Tisch einen Tritt, doch der Polizist fuhr mit schniefender Nase
fort:
    »Soweit
ist ja alles richtig und gut. Doch als wir ankommen, sitzen Sie mit Blut an
den Händen dort ...«
    »Ich habe
doch gesagt, dass ich Arzt bin und versucht habe, seine Wunden zu untersuchen.«
    »Mit einer
Tasche über der Schulter, deren Inhalt zur einen Hälfte aus Medikamenten besteht,
die als Drogen eingestuft werden, und zur anderen aus starken
Beruhigungsmitteln. Sie riechen nach Alkohol und sind kaum ansprechbar. Der
Tote riecht nach demselben Wein. In der Küche, wo Sie beide gesessen und
gesoffen haben, stehen zwei Gläser auf dem Tisch, und nachdem wir Fingerabdrücke
im Haus gesichert haben, scheint es, als hätten Sie an mehreren Stellen
herumgestöbert.«
    »Ich habe
nicht ...«
    »Als wir
dann die Telefonlisten angefordert haben, stellen wir fest, dass Hall Sie in
der vergangenen Woche mehrfach angerufen hat, und Sie beide lange Diskussionen
geführt haben. In seinem Computer finden wir Notizen zu diesem Kreuz, in denen
er schreibt, dass Sie großes Interesse daran haben, mehr darüber zu erfahren.
Doch als wir sein Haus durchsuchen, finden wir kein Kreuz. Was glauben Sie,
wonach sieht das aus?«
    Als er
keine Antwort erhielt, seufzte der Polizist. Dann legte er eine Pause ein und
schnäuzte sich, woraufhin wieder ein paar Minuten im ewig blinkenden Neonlicht
vergingen, während er einen Popel aus seinem Schnauzbart herausfummelte. Shmendrik.
    Don ließ
seine Erinnerungen zurückspulen, bis er wieder in dem mit Tau bedeckten Gras
neben Halls Leiche saß und auf die weißen Seerosen im Waldsee hinunterblickte.
    Er hätte
in der Tat alle Zeit der Welt gehabt, um sich nach seinem verworrenen Notruf
die Blutspuren und die Hirnsubstanz von den Händen zu waschen. Doch während des
endlos langen Wartens auf die Polizei war er nicht in der Lage gewesen, sich
fortzubewegen und schließlich in angeekelter Verwirrung einfach neben Halls
zerschlagenem Kopf sitzen geblieben. Nicht einmal als er die auf der Straße
herannahenden Sirenen gehört hatte, besaß er genügend Kraft, um sich
aufzurichten.
    Als er
dann all die Schatten vom Waldrand her den Pfad entlang zum Wasser auf sich
zukommen sah, hatte er gehofft, endlich zur Ruhe zu kommen. Doch stattdessen
war er weggetragen worden, untergehakt von zwei kräftigen Armen. Sie hatten ihn
hinauf zum Sommerhaus und weiter zu einem schräg geparkten Fahrzeug mit
Blaulicht geschleift. Dort angekommen, hielten sie ihm eine Hand über den Kopf
und zwangen ihn durch die Wagentür. Er wurde auf einen Platz auf dem Rücksitz
geschoben, wo ihm der Polizist mit dem Schnauzbart zum ersten Mal auffiel. Als
er schließlich begriff, dass ihm keiner zuhören wollte, sondern immer neue
Fragen gestellt wurden, schaltete er irgendwann ab und richtete seine müden
Augen auf die kurvenreiche Strecke hinein nach Falun.
    Unten von
der Garage des Polizeigebäudes aus führten sie ihn schließlich durch einen
Korridor in einen Raum mit Bett und plastikbezogener Matratze. Erst als Don
entdeckte, dass sich an der Innenseite der Tür

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