Wallentin, Jan
Gesicht
und ihrer Kleidung ein wenig an eine blonde Ingrid Bergman erinnerte, denn sie
sah aus, als wäre sie gerade einem Film aus den 40er Jahren entstiegen. Zeitlos
war vielleicht das richtige Wort.
Eva
Strands Augen waren blau und leicht durchsichtig, und wenn Don nicht kurz zuvor
einen anderen Eindruck gewonnen hätte, wäre ihm ihr Ausdruck kühl vorgekommen.
Dann wandte er seinen Blick von ihr ab und richtete seine volle Aufmerksamkeit
auf seine Tasche. Nachdem er die weißen Verpackungen durchwühlt hatte, bekam er
endlich ein Päckchen Alprazolam zu fassen. Hellblaue ovale eingekerbte
Tabletten, sechs Milligramm. Er spülte sie mit einem Schluck seines inzwischen
lauwarmen Kaffees runter.
»Also Don
...«, begann die Rechtsanwältin. »Wenn Sie mir jetzt bitte erzählen würden, was
geschehen ist.«
Er begann
von vorne: mit der Begegnung im Fernsehstudio, mit Erik Halls spätnächtlichen
Anrufen und seinem Gebettel, er möge nach Falun hochkommen, um einen Blick auf
das merkwürdige Kreuz des Tauchers zu werfen. Er berichtete einiges im Hinblick
auf seine Forschung, und versuchte zu betonen, wie wenig er sich aus mystischen
Gegenständen machte, und dass die Fahrt nach Dalarna auf einem eher zufälligen
Entschluss beruhte. Er erwähnte auch das Motorrad, das genau in dem Moment
wegfuhr, als er ankam, und erst als er zu dem Teil seines Berichts gelangte,
an dem er Halls Haus betrat, unterbrach ihn die Rechtsanwältin.
»Es war
also nicht verschlossen?«
Don
schüttelte den Kopf.
»Und dann
sind Sie einfach hineingegangen?«
»Er war ja
schließlich derjenige, der wollte, dass ich zu ihm komme.«
Sie notierte
sich etwas und bedeutete ihm weiterzuerzählen. Dann gingen sie gemeinsam der
Frage nach, warum er von dem Wein getrunken und sich im Haus umgesehen hatte.
»Haben Sie
etwas gefunden?«
Er stutzte
blinzelnd.
»Warum
sollte ich etwas gefunden haben?«
»Sie kamen
ja dorthin, um sich ein Kreuz anzusehen.«
Ihr Stift
hielt inne. Er war irritiert:
»Woher
sollte ich denn wissen, wo Erik Hall sein verdammtes Kreuz hingelegt hat?«
»Er hätte
es Ihnen am Telefon erzählen können?«
»Ich bin
jedenfalls nicht herumgelaufen und habe danach gesucht, falls Sie darauf
hinauswollen.«
»Ich will
auf gar nichts hinaus«, entgegnete Eva Strand mit dem Anflug eines Lächelns.
»Aber soweit ich weiß, ist die Polizei darüber beunruhigt, dass das Kreuz
verschwunden ist.«
Unter dem
Tisch fingerte Don an dem Innenfutter seines Jacketts herum.
»Tja, die
Polizei hat meine Kleidung ja bereits durchsucht, da dürfte es einigermaßen
schwierig für sie werden zu behaupten, ich hätte etwas gestohlen.«
»Haben Sie
das denn?«
»Was?«
»Etwas
gestohlen?«
Die
Postkarte lag völlig unberührt im Innenfutter, man spürte sie durch den festen
Stoff des Jacketts kaum.
»Wie
gesagt, nein. Das Ganze ist nur ein idiotisches Missverständnis.«
»Dann ist
es ja gut.«
Er seufzte
und berichtete weiter von dem Blut an seinen Händen, und dass es sich
lediglich um einen reflexartigen Versuch gehandelt hätte, Erik Hall zu helfen.
Als er schließlich verstummte, zog sie einen Strich unter ihre Notizen und
blätterte nachdenklich ihre Aufzeichnungen noch einmal durch:
»Wenn ich
Sie also richtig verstehe, sind Sie in Halls Haus eingedrungen, hatten sein
Blut an Ihren Händen und standen unter Drogen, als die Polizei vor Ort
eintraf?«
»Unter
Drogen, ich ...«
»Und Ihre
Fingerabdrücke befanden sich im gesamten Haus verteilt, zudem behaupten Sie,
genau in dem Moment, als Sie das Haus erreichten, ein Motorrad wegfahren gehört
zu haben - eine BMW Enduro, wenn ich es richtig notiert habe - doch dafür haben
Sie keine Beweise. Außerdem nehmen Sie drogenähnliche Medikamente in derartigem
Umfang ein, dass man Sie zweifellos als süchtig einstufen kann.«
Eine
kleine Pause, dann legte sie den Block zur Seite:
»Ja, dann
wissen wir auf jeden Fall, wie die Fakten liegen.«
Die
Rechtsanwältin warf einen Blick auf die Jalousien vor dem dreifach verglasten
Fenster, drehte jedoch ihren Kopf zurück, als sie ihr eigenes Spiegelbild
erblickte. Sie besaß ein recht ansprechendes Gesicht, fand Don, während er sein
eigenes in den Händen begrub.
»Und wie
geht es jetzt weiter?«, fragte er schließlich.
»Gibt es
noch etwas anderes, das ich wissen müsste?«
Er schaute
zwischen den Fingern zu ihr auf.
»Ich ...«
»Ja?«
»Ich bin
bereits vorbestraft.«
»Aha.«
»Aber es
handelte sich nur um einen Fall von
Weitere Kostenlose Bücher