Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
Vom Netzwerk:
Hölle, wenn irgendein shmok im
Stellwerk auf die Idee kommt, die Linien umzuleiten.«
    Ihr
lockiges schwarzes Haar war nicht ganz so stark ergraut wie das von Don, dachte
Eva, und ihre Augen strahlten im Gegensatz zu seinen mehr Ruhe aus. Doch ihr
blasses Gesicht, die ausgeprägten Nasenflügel und ihr leicht gebeugter Gang
...
    »Er sitzt
oben und wartet auf Sie. Es ist fast sieben Uhr.«
    »Sieben
Uhr«, wiederholte Eva, während sie bemüht war, ein Zeitgefühl zu entwickeln. »Morgens,
meinen Sie?«
    Die Frau
blieb vor einer Türöffnung am Ende des Korridors stehen. Sie trug einen Ring
in der Nase, und auf der Vorderseite ihres Pullis stand in weißen Lettern:
Majornas IK.
    »Sieben
Uhr abends.«
    Die Frau
verzog das Gesicht.
    »Sie haben
hier gelegen und geschlafen, seit Ihr Freund die geniale Idee hatte, Sie mit
hierher zu nehmen.«
    Dann
stützte sie Eva über die Schwelle eines kahlen Lagerraums, dessen Wände aus
nacktem weißen Beton bestanden.
     
    Es war,
als käme sie in eine Werkstatt: Metallregale in Industriezuschnitt, die sich
an den Wänden entlang aufreihten, vollgestellt mit Festplatten, Kabeln,
Pappkartons, Netzaggregaten, Projektoren, Boxen, kaputten Motherboards, einem
Durcheinander von Leitungen, Adaptern, PC-Gehäusen, Platinen, Ordnern, zerfledderten
Plänen und Gebrauchsanweisungen ...
    Mitten in
diesem chaotischen Computerlager stand eine Arbeitsplatte mit fünf flimmernden
Bildschirmen darauf, und je weiter sie in den großen Raum hineinkamen, desto
stärker wurde das Rauschen der Ventilatoren.
    Eva war
erstaunt über die Erleichterung, die sie verspürte, als sie Titelman erblickte,
der zusammengekauert auf einem niedrigen Bürostuhl vor einer der Tastaturen
saß. Über seinem Kopf wölbte sich ein Kopfhörer aus Kunststoff, und er schien
nicht zu merken, dass sie jetzt hinter ihm stand. Sein Blick war auf den vor
ihm ste henden Bildschirm geheftet, der
folgenden kurz gefassten Text der Radionachrichten
anzeigte:
     
    »18.43 I
Donnerstag 14. September LANDESWEITE SUCHMELDUNG NACH FLUCHT Die
Reichskriminalpolizei gab heute eine landesweite Suchmeldung nach dem
43-Jährigen heraus, dem es gestern gemeinsam mit einer 47-jährigen Frau
gelungen war, während eines Polizeitransports zwischen Falun und Stockholm zu
fliehen.
    Der
43-Jährige steht unter Mordverdacht, während die 47-jährige Frau der Beihilfe
zur Flucht und Gewalt gegen einen Staatsbeamten verdächtigt wird.
    Nach
Aussage von Johan Widen, dem Pressesprecher der Polizei, wird unverzüglich eine
intensive Fahndung in den nördlichen Stadtteilen Stockholms eingeleitet.
    Wird
kontinuierlich aktualisiert«
     
    Die
dunkelhaarige Frau versetzte Don einen unsanften Hieb in den Rücken, woraufhin
er sich irritiert umdrehte. Doch als er Eva erblickte, breitete sich ein
schwaches Lächeln in seinem mitgenommenen Gesicht aus.
    »Vom Zug
überfahren worden?«, fragte er.
    Sie sah
hinunter auf ihre zerknitterten Kleider.
    »Ja, das
kann man wohl sagen.«
    Dann
beugte sie sich zum Bildschirm vor und las die kurze Mitteilung.
    »Diese
siebenundvierzigjährige Frau, das soll also ich sein?«
    »Beihilfe
zur Flucht und Gewalt gegen einen Staatsbeamten, ja, ich glaube, sie meinen
Sie«, antwortete Don. »Aber Sie sind schließlich diejenige, die sich mit
juristischen Formulierungen auskennt.«
    Er nahm
den Kopfhörer ab und reichte ihn Eva, damit sie den Nachrichtenbeitrag hören
konnte. Während er lief, begann sie in ihrer Handtasche nach ihrem Handy zu
suchen. Sie bekam es zu fassen und stützte sich mit der freien Hand auf die
Tischplatte, um das schmerzende Bein zu entlasten.
    Nachdem sie
den Beitrag gehört hatte, ließ sie ihn noch einmal ablaufen, während ihre
Finger immer schneller gegen die Tischplatte neben der Tastatur trommelten.
Schließlich legte Eva den Kopfhörer zur Seite und holte tief Luft:
    »Der
Beamte der Sicherheitspolizei an Eberleins Seite ist offensichtlich dazu
gezwungen worden, eine Geschichte zusammenzulügen.«
    Sie begann
eine Nummer in ihr Handy einzugeben. »Wen wollen Sie anrufen?«, fragte Don. Eva
schaute ihn verwundert an.
    »Die
Kollegen im Büro natürlich«, entgegnete sie. »Irgendjemand muss uns helfen
herauszufinden, was dort oben im Polizeipräsidium in Falun eigentlich
geschieht.«
    »Von hier
aus telefonieren Sie nicht«, sagte die Frau streng.
    Die
Rechtsanwältin blickte fragend von ihr zu Don.
    »Meine
Schwester meint, dass es möglicherweise besser wäre, mit dem Telefonieren noch
etwas zu

Weitere Kostenlose Bücher