Wallentin, Jan
warten, bis man die Ermittlungen im Großraum Stockholm eingestellt
hat.«
Evas Hand
mit dem Telefon sank auf den Tisch hinab.
»Ihre
Schwester also«, sagte sie.
Don sah
aus, als wollte er sich am liebsten auf die Zunge beißen. »Ich hätte Ihnen auch
lieber etwas anderes gesagt«, meinte die Frau.
Don
bedeutete ihr, die Hand auszustrecken, was die Schwester widerwillig befolgte.
»Hex.«
»Hex?«
Die Frau
machte nicht den Eindruck, als wolle sie sich wiederholen. Eva bemühte sich um
ein Lächeln: »Eva Strand. Jüngere oder ältere?«
»Wie
bitte?«
»Schwester«,
präzisierte Eva. »Jüngere oder ältere Schwester?«
»Ja, was
zum Teufel glauben Sie denn?«
Nach einer
peinlichen Stille stand Don auf und half Eva, auf seinem Stuhl Platz zu
nehmen.
»Jetzt
müssen Sie mich aber Ihr Bein untersuchen lassen«, erklärte er. »Wenn Sie
...?«
Er
bedeutete ihr, den Nylonstrumpf herunterzuziehen, um an die Bandage zu
gelangen. Als sie zögerte, sagte er:
»Was
glauben Sie eigentlich, wer Sie getapt hat, während Sie schliefen?«
Eva
spürte, wie ihre Wangen erröteten, doch dann zog sie den Strumpf aus, damit er
die Bandage abnehmen konnte. Als Don neben ihrem Bein in die Hocke ging,
beugte sie sich zu seinem Ohr hinunter:
»Könnten
Sie mir vielleicht verraten, wo wir hier sind?«
»Sie sind
bei mir zu Hause in Kymlinge«, klärte sie Hex auf, bevor Don antworten konnte.
Die
Schwester hatte sich nun ebenfalls vor die Computer gesetzt und saß mit der
Rückenlehne wippend da.
»Du brauchst
nicht ...«, begann Don.
»Und du
hättest sie gar nicht mit hierher zu bringen brauchen«, erwiderte Hex. »Ich
verstehe überhaupt nicht, wozu das gut sein soll. Du verlierst nur Zeit.«
Dann
drehte sie sich um und beugte sich mit krummem Rücken über eine der Tastaturen.
Es sah aus, als würde sie anfangen, irgendetwas zu arbeiten, denn bald darauf
waren mehrere der Bildschirme auf der Arbeitsplatte erleuchtet.
»Wohnen
Sie hier?«, fragte Eva.
»Ja, hat
die Juristin ein Problem damit?«, murmelte Hex ohne aufzuschauen.
Eva verzog
das Gesicht, als Don die Kompresse über den Tapes berührte. Dann schüttelte sie
den Kopf. »Nein, ich finde es schön hier.«
»Dann ist
es ja gut.« Don seufzte.
»Meine
Schwester will sagen, dass sie sich hier in einem für unbewohnbar erklärten
Abrisskeller unterhalb der U-Bahnstation von Kymlinge ungemein wohlfühlt; sie
liegt übrigens ziemlich genau in der Mitte zwischen Hallonbergen und Kista.
Blaue Linie.«
»Kymlinge?«,
fragte Eva.
»Die
meisten wundern sich darüber, dass sie in einem Keller unter der U-Bahn wohnt«,
meinte Don.
»Ich
wusste nicht mal, dass es in Kymlinge eine U-Bahnstation gibt.«
»Das ist
ja das Gute daran«, sagte Hex, während sie sich auf die Bewegungen ihrer Finger
auf der Tastatur konzentrierte.
»Kymlinge«,
erklärte Don, während er die Bandage wieder umwickelte, »hätte eine Station
der Blauen Linie hinaus nach Akalla werden und den Mittelpunkt eines
Stadtzentrums bilden sollen, das hier in den 70er Jahren geplant wurde. Aus dem
Bau wurde jedoch nichts, so dass die Station lediglich aus einigen
Betontreppen und einem Bahnsteig besteht. Über uns befindet sich hauptsächlich
Fichtenwald und eben ein kleines Stück Bahnsteig, und ...«
»Das
reicht ja schon fast für ein Buch«, grummelte Hex.
»Der Zug
vorhin ...«
»... war
auf dem Weg nach Akalla, ja«, fügte Hex an. »Aber normalerweise benutzen sie
das Nebengleis nicht, denn sonst wäre es ein ziemlich ungeeigneter Platz für
ein Schlafzimmer.«
»Aber so
ist es wirklich ein äußerst geeigneter Platz«, entgegnete Don.
Im
Bildschirm vor sich sah Eva, wie die Schwester das Gesicht verzog.
»Danke,
dass wir zu Ihnen kommen konnten.«
Hex machte
erst den Eindruck, als hätte sie es nicht gehört, doch dann verstummte das
Rattern auf der Tastatur, und sie drehte Eva ihr blasses Gesicht zu, als würde
sie sie zum ersten Mal richtig wahrnehmen:
»Gern
geschehen. Wirklich, überhaupt kein Problem.«
Ein
schiefes Lächeln, und dann nahm Hex wieder ihre zusammengekauerte Position vor
den vorbeihuschenden Zeilen auf den Bildschirmen ein.
»Es sieht
gut aus«, meinte Don, während er Eva bedeutete, ihren Nylonstrumpf wieder
anzuziehen. »Das mit dem Fensterglas tut mir leid.«
Nachdem
sie den Strumpf gerichtet hatte, schob Eva sorgfältig den Rock über ihre Knie
und zog ihre Pumps an. Sie probierte erneut, das Gewicht auf das verletzte
Bein zu verlagern, wobei sich ihr
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