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Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Titel: Wallner beginnt zu fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas von Steinaecker
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also gut, ähhh, keine Talk-Shows mehr, nie wieder Lore, das wäre mal die Nummer zwei, und ’ne Frau, also so eine richtige, eben eine Beziehung, was längeres, am besten eine aus dem Business oder so, eine, die weiß, was los ist . . . wo Costin nicht erst erklären muß, was so in ihm vorgeht und ihn beschäftigt (Nummer drei), und den ganzen Scheiß hinter sich lassen (siehe: erwachsen werden) . . . BIBO , er möchte die Künstler, die er jetzt unter Vertrag hat, die möchte er endlich ganz groß, Betonung auf ganz groß , rausbringen, BIBO ist sein Projekt, BIBO ist sein Baby, er hat doch eine Verantwortung gegenüber den Künstlern.
    Über die Lautsprecher erklingt eine Stimme, die mit starkem Akzent auf englisch „Ladies and Gentleman, de countdown is starrrting now“ gesagt hat, die Menge hat zu zählen begonnen, auch Costin, jetzt, er hat irgendwie gerade voll das schöne Gefühl, obwohl er hier ein bißchen zwischen den Leuten im Zelt eingepfercht ist und nur auf Zehenspitzen zwischen ihren Köpfen auf den Bosporus und die Silhouette der Stadt sehen kann, EIGHT, SEVEN, SIX, am Nachthimmel sind schon die ersten Feuerwerkskörper explodiert, grün, orange, rot, vom anderen Ufer des Flusses hat der Wind Gejubel herübergetragen, während Costin die Arme in die Höhe gerissen, den Kopf in den Nacken gelegt hat und ruft, laut, mit den anderen, sozusagen synchron, TWO, ONE.
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    Er steckt die Sticks mit den Soundfiles ein, die ihm Vincent, der Agent der Limelight Company , über den Stehtisch geschoben hat, und wie lange bleiben Sie noch in Köln?, ja, in Berlin dann, im März, genau, so long.
    Costin humpelt, auf seinen Gehstock gestützt, in Halle C. Am BIBO -Stand verteilen mehrere Promoter Prospekte und Demo-Megadiscs. Julian unterhält sich gerade mit dem langhaarigen Gitarristen von Oliver , deren zweites Album, vor Monaten fertig produziert und seitdem im Computer im Berliner Studio abgespeichert, noch immer auf sein Release wartet beziehungsweise darauf, daß das Label jetzt irgendwann mal wieder Gewinne einfährt.
    Costin humpelt schnell weiter. Ein Gespräch mit dem Gitarristen – der trotz arschlanger Haare eigentlich ein sehr friedfertiger Mensch mit hoher Fistelstimme und stets vor der Brust verschränkten Armen ist, sofern er eben nicht was genommen hat und dann bei den Auftritten animal-like sein Instrument mit den Zähnen bearbeitet, und sieh ihn dir mal an, wie er da am Stand irre Blicke um sich wirft: Der ist doch gerade auf Drogen – hat Costin jetzt gerade noch gefehlt.
    Schon Tage vor der Messe sind die Schmerzen in seinem rechten Bein wiedergekommen, so stark wie seit seinem Unfall nicht mehr. Er drückt auf die Wahlwiederholung an seinem Handy, läßt es zehnmal klingeln, legt wieder auf, öffnet die Tür des Damenklos, mustert die Frauen, die vor den Spiegeln stehen und sich nach ihm umdrehen, sagt: „Oh, Entschuldigung.“
    In Halle B trifft er am Yamaha -Stand Clarissa, mit der er letztes Jahr bei der Messe nach der Party was hatte, sie hatte ihm auf der Herrentoilette einen geblasen, nein, das war irgendwer anderer irgendwann anders, aber er kennt Clarissa, auch wenn er im Moment nicht weiß, woher, er sagt, er habe es eilig, es sei schön, sie wiederzusehen, und fragt, ob sie Romy gesehen habe, was sie verneint, er ist sich nicht sicher, ob sie ihn überhaupt erkannt hat.
    An einem der Tische vor einem Café in Halle B hat er dann endlich doch noch Hazeh, den Schlagzeuger von Franz , sitzen gesehen, Soul, den Bassisten, und, ist sies?, sie ists, jawoll, Romy, in ihrem zitronengelben Sommerkleid über der Jeans. Als er vor ihnen steht, schaut Romy gelangweilt vom Gespräch auf, sagt: „Hey.“
    Costin: „Können wir dann, bitte.“
    Romy: „Jetzt?“
    Costin: „Jetzt.“
    Romy zieht beim Aufstehen ihre Schlecht-gelauntes-Mädchen-Grimasse, gibt Hazeh und Soul einen Kuß auf die Wange, sagt: „Ich ruf euch nachher an“, während sie mit den Augen auf Costin deutet.
    Costin zieht Romy durch die Menschenmenge hinter sich her, zu einem Stehtisch. Er sagt laut: „Wo warst du denn zum Teufel? Ich ruf dich an. Ich such nach dir. Ich humpel mir hier einen ab.“
    Romy hat den Kopf gesenkt, einen Schmollmund gemacht. Costin humpelt jetzt einfach weg, Romy ist ihm – na also: Jetzt hat sie ein schlechtes Gewissen – gefolgt. Sie stellt sich vor ihn, auf Zehenspitzen, während sie ihre Hände auf seine Wangen legt, und küßt ihn auf den Mund. Romys Zunge schmeckt nach Cherry

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