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Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Titel: Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walloth
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befindet sich – o Bruder, höre nur! befindet sich die Stelle, auf welche du schlagen mußt. Alsdann wird sich der Stein, wenn du dich wider ihn stemmst, in seinen Angeln drehen, eine Öffnung freilassend, durch welche du bequem in den Mittelpunkt des Gebäudes gelangen kannst.«
    »Wir sind am Ziel,« murmelte Isaak, indem er die Faust auf sein pochendes Herz drückte, »wir sind reich, wir sind mächtig. O Schwester, dies Glück ist allzu groß, ich glaube noch nicht an seine Wirklichkeit. Gib acht! das ist alles nur ein schöner Traum, bald werden wir erwachen und so arm und elend sein wie zuvor.«
    »Möglich,« sprach Rebekka, mit mühsam errungener Gleichgültigkeit, »daß der Königsschatz längst nicht mehr in dem Hause ruht, oder daß diese Schrift uns belügt, da sie der Fieberphantasie eines Sterbenden ihr Dasein verdankt; jedenfalls solltest du dir Mühe geben, deine Aufregung zu dämpfen, Isaak. Wir sind noch lange nicht am Ziel; Fassung, kalte Überlegung müssen uns nun die Mittel und Wege zu diesem gefahrvollen Werke zeigen; nur wenn wir mit ungetrübten Sinnen an die Arbeit gehen, kann es uns gelingen, den Schatz zu heben. Hitze und List sind Feinde! Der Listige muß hart und kühl bleiben.«
    »Aber auch deine Wangen sind gerötet, auch dein Herz schlägt rascher, liebe Schwester,« sagte Isaak, sich mit Gewalt stille auf einen Stuhl niederlassend. »Doch hast du recht, Leidenschaft taugt nichts. Es kommt nun vor allem darauf an, wann wir den schwierigen Gang wagen wollen.«
    »Halt,« rief die Tänzerin plötzlich, »hier steht noch eine Bemerkung auf der Rolle, die ich übersah; rücke die Lampe näher.«
    »Nun, kannst du sie enträtseln?«
    »Es steht hier,« begann das Mädchen nach einigen Augenblicken, »du solltest ein Licht mitnehmen, denn die Gänge des Gewölbes seien natürlich völlig in Finsternis gehüllt; auch sollst du nicht vergessen, die Steintüre bei deinem Eintritt wieder hinter dir zuzudrücken.«
    »Versteht sich von selbst,« lächelte Isaak, wie berauscht, »oh! der gute, besorgte Vater.«
    Nun überlegten die beiden Geschwister, in welcher Nacht und zu welcher Stunde das gefährliche Unternehmen gewagt werden solle. Wenn sie den Weg nur einmal gemacht, war es wohl leichter, ihn auch öfter zu machen; nur das erstmalige Eindrangen in das Schatzhaus erforderte gründliche Beratschlagung, große Vorsicht, denn möglicherweise konnte der ganze Plan vernichtet werden, wenn etwa Wachen die Gebäulichkeiten umlagerten. Daß ihr Leben dabei auf dem Spiele stand, verhehlten sie sich nicht, doch schien ihnen der Gedanke, mit diesen königlichen Reichtümern ihr Elend in glänzendes, unermeßliches Glück verwandeln zu können, wohl wert, auch das Leben an die Ausführung zu setzen. Endlich kamen sie dahin überein, Isaak solle sich, wenn ihm seine Arbeit es vergönne, vor allem einmal die Gebäulichkeiten beim Lichte des Tages ansehen, damit der Weg bei Nacht desto leichter zu finden sei. Der junge Mann schlich sich denn auch heimlich um Mittag von der Ziegelbrennerei weg, gelangte auch glücklich bis vor die Pylonen des Gebäudes, kehrte aber mit der betrübenden Nachricht zu seiner Schwester zurück, die Paläste würden von Kriegern Tag und Nacht bewacht. Rebekka ließ deshalb den Mut nicht sinken; sie wolle, sprach sie, am Tage der Ausführung des Werkes, die bewachenden Krieger dergestalt mit ihren Tänzen bestricken, daß sie vergessen sollten, zu welchem Zweck sie eigentlich vor der Pforte der Paläste stünden. Isaak war damit einverstanden. Tagsüber wurde ihm bei seiner Arbeit von den Aufsehern mehr wie sonst Zerstreutheit, Langsamkeit vorgeworfen. Das Kneten und Herausstechen der Lehmerde wollte ihm gar nicht recht gelingen; zuweilen sogar, wenn er einen Geißelhieb empfing, zuckte es wie Trotz um seine Züge, als wolle er sagen: »Wartet nur ab, bald werdet ihr vor mir zittern, wie ich jetzt vor euch, denn diesen nackten Leib umrauscht bald assyrisches Purpurgewebe, dieser schwielige Fuß ruht bald auf vergoldeter Sandale, dieser Mund, der jetzt schmutziges Wasser schlürft, hängt bald an äthiopischem Goldbecher und schlürft köstlichen Wein.« Mit ironischem Lächeln nahm er die Scheltworte in Empfang, musterte gleichmütig die stolzen Beamten, erlaubte sich zuweilen spitzige Reden und fügte sich mit verdrossenem Lachen den Befehlen. Einmal, als er sich ein wenig von der Arbeit erholte, zog er die Rolle hervor, um, wie er öfter tat, die Ratschläge des Vaters

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