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Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Titel: Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walloth
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schweigend auf ihren Stühlen, die Sprache der Luft ist uns unverständlich, und den Schmerzensschrei des Unglücklichen trägt kein barmherziger Wind zum Ohre dessen, der ihn hören sollte.
    *           *
*
    Menes hatte, um Asa-Termutis zu schonen, den Vorfall im Grabgewölbe anders hingestellt, als er sich zugetragen; er lud die Schuld, daß die Fackel erlöschte, auf seine Unachtsamkeit; als jedoch die Königstochter von dieser edeln Lüge ihres Freundes hörte, widerlegte sie dieselbe aufs eifrigste. Die Beschämung, die sie darüber empfand, daß der Hochherzige ihren Wahnsinn vor den Augen der Welt beschönigte, gab ihr bald den freien Gebrauch ihrer zerrütteten Sinne wieder; ihr Stolz war in dieser Krankheit ihr Retter, sie wollte dem Jüngling zeigen, daß sie ihr Unglück zu tragen vermöge; ja sie benahm sich von dieser Zeit an nicht nur zurückhaltend ihm gegenüber, sie legte es geradezu darauf an, statt Zuneigung Mißgunst durchblicken zu lassen. So war sie in den Augen des Hofes bald wieder das heitere Mädchen von früher, auf deren Wangen jene Krankheit nur noch einen bleichen Widerschein zurückgelassen; selbst ihren Vater wußte sie durch ihre Selbstbeherrschung zu täuschen. Das freudige Ereignis ihrer Genesung feierte dieser erstlich durch ein großes Dankopfer im Tempel, dann durch eine im großen Maßstabe angestellte Jagd auf Nilpferde. Er war gegen Abend ermüdet von der Jagd zurückgekehrt, als sich ihm der Oberpriester Psenophis vertraulich näherte. Ramses wollte ihn, da er ihn im Verdacht hatte, mit in die Verschwörung verwickelt zu sein, ungnädig abweisen, doch der gewandte Höfling tat als bemerke er die Schroffheit seines Monarchen nicht, und gab ihm durch allerlei dunkle Andeutungen zu verstehen, er habe ihm eine Überraschung bereitet. Der König, anfangs ungeduldig, frug, da allmählich seine Neugier erwachte, worin diese Überraschung bestünde; Psenophis lächelte geheimnisvoll.
    »Will mir mein Gebieter in den Park folgen?« frug er.
    Ramses war betroffen! Bei Nacht in den Park folgen? War das eine Schlinge? Sollte er einen Überfall argwöhnen? Er besann sich einen Augenblick und sagte dann:
    »Ich habe anderes zu tun, ich kann dir nicht folgen.«
    »Ihr versäumt viel,« sagte der Priester mit listigem Räuspern.
    »Warum tust du so heimlich?« frug der Herrscher, »was verbirgst du mir?«
    »Das, was den Menschen glücklich macht,« sagte der Priester zweideutig.
    Der König lachte.
    »Man behauptet, auch der Tod mache uns glücklich,« gab er zurück.
    Mit vorwurfsvoller Miene wendete sich Psenophis zum Gehen.
    »Habe ich solchen Argwohn verdient?« sagte er; »wenn es auch untreue Diener gibt, o Herr! müssen deshalb alle untreu sein? Doch laßt uns abbrechen, ich sehe, Ihr zieht vor, zu bleiben.«
    »Nun, nun,« begütigte der König, »es war nicht so gemeint. Wenn du denn durchaus unerbittlich bleibst und mir Rätsel zu lösen geben willst.«
    »Das will ich,« fiel ihm der Priester freudig ins Wort.
    Ramses trug noch seinen Jagddolch im Gürtel, auch wollte er nicht zu sehr durchblicken lassen, daß er Verdacht hege, er sagte deshalb leichthin:
    »Ich sehe ein, ich muß, wenn ich meine Neugier befriedigen will, deinem Wunsche Folge leisten. Führe mich denn in den Park, ich liebe die Abenteuer.«
    Der Priester ging voran, verstohlen schmunzelnd.
    »Du wirst staunen,« lächelte er, »du wirst die Erfindungsgabe deines Dieners preisen, Herr, wirst erkennen, wie sehr er auf dein Glück bedacht ist. Ja, ja! ich habe mich auch lange besonnen, welche Freude ich dir bereiten könne, bis mir endlich dieser Gedanken kam, den auch du gutheißen wirst.«
    »Du machst mich immer neugieriger,« sagte der König, seinen Dolch fester umklammernd, als sie an verschiedenen düsteren Hecken vorbeischritten, die der Mond zweifelhaft beleuchtete.
    »Wir sind bald an Ort und Stelle,« flüsterte Psenophis nach einiger Zeit stummen Hinwandelns.
    Einmal schien es dem König, als bewege sich, da er vorüberschritt, ein Myrtengebüsch etwas heftiger wie die anderen. Er prallte zurück. War das der Wind? War der Busch lebendig im Inneren?
    »Du tätest besser, mir zu sagen, was du mit mir beabsichtigst,« erwiderte ihm Ramses, mißtrauisch den beweglichen Strauch musternd.
    »Erlaube mir, mein Gebieter, daß ich es verschweige,« lächelte der Priester, sich demütig verneigend, »du würdest mir den Scherz verderben, ich hatte die Absicht, dich zu überraschen.«
    »Nun gut! nur

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