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Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Titel: Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walloth
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Sorgen,« seufzte er, »um meiner Tochter willen. Mein Kind ist zwar genesen, doch liegt es noch immer wie ein schwarzer Flor über ihr. Ich fühle, daß sie sich Mühe gibt, heiterer zu erscheinen, als es ihr ums Herz ist. Sie spricht wenig.«
    »Sollte sie vielleicht heimlich lieben?« meinte Rebekka.
    »Scherze nicht,« entgegnete ihr der König ernst. »Mein Kind ist krank, körperlich krank.«
    Rebekka sprang von diesem traurigen Gegenstand rasch auf einen anderen über.
    »Wie steht es mit deinem Weib?« frug sie lachend.
    »Mein Weib hat mich besucht, Rebekka,« sprach Ramses finster; »sie speit Gift und Galle auf dich. Urmaa liebte mich nie, doch seitdem ich dich habe, die mich liebt, tut sie, als sei ihr das größte Unrecht geschehen und als liebe sie mich wie keine andere.«
    »Ich fürchte mich vor ihr, mein Gebieter,« lispelte Rebekka, sich an den Monarchen schmiegend, »sie wirft mir so tückische Blicke zu. Auch war mir mehreremal, als schliche sie des Nachts an meinem Fenster vorbei. Ich glaube, wenn sie es vermöchte, sie würde mich vergiften. Sie sinnt auf meinen Untergang.«
    Der König ballte die Fäuste.
    »Es muß etwas geschehen,« murmelte er, »ich werde sie verbannen, entweder nach Syrien oder vielleicht besser nach dem Süden.«
    »Das ist das einzige Mittel, dich und mich zu retten,« wollte Rebekka, erfreut über diesen Entschluß des Monarchen, entgegnen, als ein heftiges Pochen an der Türe sie unterbrach.
    »Wer stört mich?« rief Ramses.
    »Wichtige, unaufschiebbare Regierungsnachrichten!« ertönte es außen.
    »Es wird wohl Zeit haben bis morgen,« meinte Ramses, öffnete aber doch die Türe, da er wichtige Entdeckungen, die Verschwörung betreffend, zu vernehmen hoffte.
    »Wie? Ti? Du? mein Schatzmeister?« rief er erstaunt dem Eintretenden entgegen, »was bringst du mir?«
    Bei dem Worte Schatzmeister durchflog Rebekka ein unbehagliches Gefühl.
    »Ich bin es, Herr,« sagte der kleine Mann, aus dessen spitzigem Gesicht sich zwei scharfblickende Augen verstört vor dem Gebieter niederschlugen.
    »Nun, was fehlt dir? Warum redest du nicht?« frug der Herrscher. »Setze dich übrigens, ich sehe deine Knie wanken – was trug sich zu, mein guter Ti?«
    Der kleine Mann, der wie vernichtet auf den Stuhl gesunken war, rang vergeblich nach Worten, dabei hilflos auf seine zwei ihn begleitenden Wachen deutend.
    »Was soll mir das?« rief der Gebieter erschrocken, »ich bitte dich, rede! sammle dich, du steckst mich an mit deiner Verwirrung! Hast du etwa einer Zusammenkunft der Verschworenen im Schatzhause beigewohnt? Ist ein neuer Pfeil auf meine Brust unterwegs?«
    Endlich preßte der Schatzmeister mühsam heraus:
    »Beim großen Osiris! Herr, ich bin wie zerschmettert, ich weiß nicht, wie ich dir dies sagen soll! Oh, daß mir das begegnen muß! Mir, der ich dir gewiß stets ein treuer, ehrlicher Diener gewesen. Meine Ehre ist dahin, ich darf mich nicht mehr blicken lassen vor deiner Majestät! Ach! ich hatte doch so sorglich den Schatz überwachen lassen.«
    Rebekka drückte die Augen zu und tat, als schlief sie.
    »Ich verstehe nicht deine abgebrochenen Sätze zu enträtseln,« entgegnete Ramses. »Fasse dich! Ich kenne deine Ehrlichkeit, du tatest stets deine Pflicht, deine Angst vor meinem Zorn ist unnötig, ich zürne nur dem Pflichtvergessenen.«
    Dies Wort gab dem Verstörten seine Sinne wieder, und so berichtete er denn unter häufigen Anfällen von Schmerzausbrüchen, daß man den Schatz des Sohnes der Sonne zu Memphis bestohlen habe.
    »Es fehlen,« stammelte er, die Hände verzweiflungsvoll faltend, »vierhundert Goldringe, ein Kistchen voll Edelsteinen und das Goldschiff, das teuere Vermächtnis deines großen Vaters, welches er seiner Gattin anfertigen ließ. Hier ist das Verzeichnis.«
    Damit legte er eine Rolle auf den Tisch, mit den Fingern andeutend, welche Nummern fehlten. Rebekka hatte Mühe, während dieser Erklärung nicht aus ihrem geheuchelten Schlaf zu erwachen; ein brennendes Rot bedeckte ihre Wangen, aber es gelang ihr dennoch, ihre Fassung zu bewahren. Der König neigte sich zu ihr.
    »Rebekka,« sagte er, »hast du vernommen, was man mir angetan?«
    Rebekka fuhr hastig aus ihrem Schlummer empor.
    »Wie meinst du? Angetan? Was?«
    Man erklärte ihr das noch einmal, was sie längst wußte.
    »Was rätst du mir,« frug der König, »was soll ich tun, des Diebes habhaft zu werden?«
    »Es ist ganz unmöglich,« meinte Rebekka, »daß ein Sterblicher in ein

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