Walloth, Wilhelm: Im Schatten des Todes. 1909
Stellen, wo der Mord den Fuß
Hinsetzte, löscht er nimmermehr hinweg;
Die Stellen, wo sich Völker, Heere würgten,
Sie bleiben, dir ein ewig Schandmal, stehn.
Voll Abscheu weisen drauf die reinen Sterne
Und möchten sich des Abends von dir wenden,
So zittern sie vor Schreck am schwarzen Himmel.
Dein Winterschnee umheuchelt dich umsonst
Mit Unschuldsfarbe, – Heuchelei kriecht weiter,
Untreue bricht noch stets die heil'gen Schwüre,
Und Freundschaft, Liebe, bleibt ein hohler Name.
Auf deinem Rücken geht der Edle einsam
Noch immer! Stets muß noch die Tugend
Um die Erlaubniß betteln, rein zu bleiben,
Verdienst muß noch vor Schurkerei erzittern,
Noch tragen hohle Köpfe Ehrenbinden,
Und große Häupter sieht man ohne Kranz,
Mit Kot beworfen, sich zur Erde beugen
Und demutsvoll die Toren darum bitten,
Auch ihnen doch ein Plätzchen da zu gönnen,
Wo s freilich besser wäre nie zu sein.
*
Lang saß er noch versunken und starrte trüb in das schwarze Gewässer; bis endlich die Hoffnung wieder ihr Haupt erhob, der unverwüstliche Menschentrieb.
Wo s besser wäre nie zu sein? Aber sind wir nicht? und müssen sein? Müssen wir auch immer elend sein?!
Noch sah er ihn nicht vor sich, den Weg zum Heil; aber der Wille ihn zu suchen wuchs in ihm empor und der starke Glaube: ich werd ihn finden und zu neuen Ufern der Menschheit ein Führer sein!
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ENDE
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