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Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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ist es. Sieh mehr fern, hörst du?« Ihr Blick fällt auf ihre Tochter, die vom Sofa aus gebannt beobachtet, wie ein geflügelter Fantasie-Held quallenartige Monster abschlachtet. »Hör zu, ich mache dir einen Vorschlag.« Sie holt tief Luft.
»Wenn du mir verrätst, wo dein Onkel …«
»Chef.«
»… dein Chef sich versteckt hält, und wenn du mir versprichst, Henriette nicht zu berühren, nicht einmal mit dem kleinen Finger …«
»Dann?«
Die Frau holt tief Luft. »… dann dürft ihr zwei hier einen netten Fernsehnachmittag verbringen. Und ich kümmere mich um den Rest. Das ist mein Job, weißt du? Du willst doch nicht, dass ich den verliere, oder?«
Kerbil schüttelt pflichtbewusst den Kopf.
»Also, wo ist er?« Die Frage kommt scharf wie ein Messer.
Mit gesenktem Kopf schnieft Kerbil einmal, dann noch einmal, schluchzt ein wenig. Dann flüstert er: »Io. Er steckt in einem Casinohotel auf Io.
Spielsucht, wissen Sie? Üble Sache. Und bei Detektiven leider ziemlich verbreitet.«
»Halb so wild«, tröstet Henriettes Mutter und tätschelt Kerbil die Haare.
Dann wischt sie ihre Hand an der Seite des Sofas ab. »Habt viel Spaß, ihr zwei, und bestellt euch leckere Pizza. Ich bin bald wieder da.« Sie kramt das geblümte Pillendöschen hervor und knallt es auf den Tisch. »Henriette. Denk an deine Pillen, ja? Und fass. Hier. Nichts. An. Vor allem den Jungen nicht.«
»Tschüssi, Mami!«
Und raus ist sie.
Kerbil weiß nicht so genau, ob sie irgendwo zwischen Tür und Treppe ein bisschen nachdenkt, zurückkommt, ihm den Hintern versohlt oder ihn das Klo runterspült. Er setzt sich neben Henriette und hat keine Ahnung, was er jetzt machen soll. Also zählt er langsam bis zehn. Dann weiter bis fünfzig.
Als Henriettes Mutter auch bei hundert noch nicht wieder aufgetaucht ist, fasst er Mut und bietet Henriette ein Glas Quatlingsaft an.
»Seit Mama ihre neue Stelle hat, versucht sie dauernd, mich irgendwo abzuladen«, sagt Henriette und trinkt von dem Saft.
»Das ist sicher doof«, meint Kerbil.
»Allerdings«, nickt Henriette. »Aber heute nicht.« Sie grinst, dann hält sie Kerbil das leere Glas hin. »Herr Detektivassistent, würden Sie einer hübschen Frau nachschenken?«
»Umgehend.« Kerbil füllt das Glas. »Als ihr gekommen seid, wollte ich gerade gehen.«
»Wohin?«
»Auf die Erde.«
Henriette ist Feuer und Flamme. »Auf die Erde! Da will ich auch mal wieder hin. Weißt du, Mama sagt immer, da wohnen nur degenerierte Schmarotzer, aber eigentlich meint sie damit bloß Papa.«
Kerbil erinnert sich daran, dass in Filmen wie »Tote schlafen fest« immer eine Frau vorkommt, die den Detektiv in Schwierigkeiten bringt. Diese Frauen haben eines gemeinsam: Sie sind alle blond.
Nachdenklich betrachtet Kerbil Henriettes goldblonde Mangafrisur und fragt sich, wie das Mädchen in Schwarzweiß aussehen würde. Er nimmt sich vor, bei Gelegenheit ein Foto von ihr zu machen und die Farben daraus zu entfernen.
»Wenn wir gleich aufbrechen, sind wir wieder zurück, bevor deine Mutter … ihren Job erledigt hat.«
Henriette fängt an, sich die Schuhe anzuziehen. »Du hast dir das mit Io bloß ausgedacht, oder?«
Mit den Händen in den Hosentaschen steht Kerbil auf. »Och, ich glaube, er war mal da. Im Moment aber vermutlich nicht.«
»Du hast keine Ahnung, wo er ist, oder?«
»Nein, Miss.«
»Gut, dass sie dich nicht gefoltert hat.«
»Find … find ich auch.«
»Hätte sich ja gar nicht gelohnt. Gehen wir?«
Kerbil zeigt auf das geblümte Pillendöschen. »Nimmst du die nicht mit?«
»Hätt' ich fast vergessen«, sagt Henriette und strahlt.
Das wird bestimmt lustig, denkt Kerbil, als sie Walpars Wohnung verlassen.

9 Kerker der Anwaltskanzlei WeWin©, Mars
     
    »Wir sind aaaalle verdammt!«
Der Großraumkerker der Anwaltskanzlei WeWin© ist Tag und Nacht gleich hell beleuchtet; aus Sicherheitsgründen, behauptet die Kurzfassung der Haftungsausschlusserklärung, die seitlich an dem schweren Regal hängt, an dem Walpar Tonnraffir lehnt.
Der Mann mit dem Bauch schläft in seinem schweren Ledersessel. Nur gelegentlich schreckt er auf und ruft seinen Lieblingsfluch.
»Sind Sie nicht müde?« Jankadar hat sich angeschlichen und steht direkt neben Walpar.
»Ich denke nach.«
»Oh, das kann man auch im Schlaf.«
Walpar tippt sich an die Stirn. »Ich kann es manchmal nicht einmal tagsüber.«
»Wie ineffizient. Sie sollten es mit Nichtschlaftraining versuchen.«
»Ich frage mich, wie ich hier rauskomme.«
Jankadar winkt ab. »Keine

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