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Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Hektik. Es ist doch gemütlich hier!«
»Dummerweise sind die Vorwürfe wohl berechtigt«, brummt Walpar unwillig. »Aus den Akten geht aber nicht hervor, wie ich mich freikaufen kann.«
»Sie denken an einen Vergleich? Doch nicht etwa?« Jankadar wirkt ehrlich erschüttert, dann ballt er eine Faust. »Man muss diesen Sumpf bekämpfen, sich nicht einschüchtern lassen von Ledersesseln, tausendseitigen Paragraphen und monatelanger Beugehaft. Sonst versinken auch noch unsere Kinder in diesem Morast! Nein, wir dürfen uns nicht verkaufen, wir müssen unsere Häscher mit Gegenklagen, Berufungen und verklausulierten Widerrufen überziehen, bis sie in ihrem eigenen Schlamassel ersticken!«
Walpar schnippt mit den Fingern. »Ich weiß!«
»Wirklich?«
»Ja. Ich weiß, warum Sie seit Jahren hier drinsitzen. Aber verlassen Sie sich drauf: Ich leiste Ihnen nicht besonders lange Gesellschaft. Ich habe Besseres zu tun.«
»Hören Sie zu, Herr Tonnraffir, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich helfe Ihnen bei der Formulierung einer negativen Feststellungsklageschrift.
Es wird Ihnen gefallen, wie die Anwälte dann anfangen herumzuwuseln wie elektrische Kaninchen mit abgestürzter KI. Es wird Ihnen gefallen, wirklich! Was wird Ihnen denn genau vorgeworfen?«
Walpar befühlt sein beschädigtes Ohr und zögert.
»Selbstverstümmelung?«, fragt Jankadar ehrlich erschüttert.
»Äh, nee«, macht Walpar. »Ich habe Schmutz unter dem Fingernagel Gottes entwendet.«
Jankadar sieht ihn an wie eine abgestürzte KI und entgegnet: »Wie niedlich.«
»Wenn ich doch nur telefonieren könnte«, entfährt es Walpar.
»Warum können Sie nicht telefonieren?«
»Jemand hat sich an meinem Pinguin zu schaffen gemacht.« Walpar zeigt Jankadar das bewusste Gerät. »Es behauptet, einem Philip Marlowe zu gehören, und will nur ihm gehorchen.«
»Soll ich dir den Pinguin umprogrammieren?«
Über die plötzliche Vertrautheit ist Walpar etwas erstaunt. Er wendet den Kopf und sieht in unendlich tiefe Augen – sie versprechen Geborgenheit, Wärme und verklausulierte Widerrufe.
»Kannst du das denn?«, fragt Walpar. Er hat nicht vor, etwas mit einem eingekerkerten Programmierer anzufangen, aber seine Hilfe möchte er gerne in Anspruch nehmen. »Und jetzt sag nicht: Ich habe viele Qualitäten.«
»Habe ich auch nicht«, winkt Jankadar ab. »Deshalb ziehe ich es vor, in diesem Kerker an Ledereinbänden zu schnüffeln, statt draußen mit anderen Leuten zu verkehren.«
»Du könntest dich in einer hübschen Wohnung einschließen und ausschließlich virtuell … äh, verkehren.«
»Guter Vorschlag«, nickt Jankadar. »Ich werde es mal probieren, wenn die anstehenden 25 Verhandlungen vorüber sind.«
Walpar hält dem Inder seinen Pinguin hin. »Bringst du ihn in Ordnung? Ich fürchte allerdings, ich kann dir keine Gegenleistung anbieten.«
»Gib schon her. Hab schon kapiert, dass du nicht auf Männer stehst.«
Walpar schluckt trocken, als er seinen Pinguin übergibt. Er muss an Tilko denken, der ihm einmal etwas Ähnliches vor den Latz geknallt hat. Da Walpar aber ziemlich sicher ist, auch nicht auf Frauen zu stehen, fragt er sich, was da noch übrig bleibt. Plötzlich fällt ihm die Kamerafrau ein, die der Gerichtsvollzieher dabeigehabt hat. Nein, denkt er entschieden. Die ist süß, aber sie ist immer noch eine Frau .
Jankadar hat den Pinguin auf den Beistelltisch neben einem freien Sessel gelegt und sitzt vornübergebeugt daneben. Walpar geht zu ihm und sieht, wie Jankadars Stirnpiercing eine Tastatur auf den Tisch projiziert. Deren Tasten wechseln ständig die Beschriftung. Gerade haben sie noch verschiedene Symbole gezeigt, jetzt Buchstaben. »Nettes Spielzeug«, meint Walpar.
»Oh ja«, lächelt Jankadar, ohne den Kopf zu bewegen. »Octo Mega III.
Ganz neues Modell. Das heißt: Vor ein paar Jahren war es das. Bevor ich hier gelandet bin. Inzwischen gibt es viel kleinere Geräte, die noch leistungsfähiger sind.«
»Wird mein Pinguin wieder der alte?«
»Er wird cooler denn je. Sozusagen Walpars Pinguin 2.0.«
Walpar schwant Fürchterliches. »Bleiben meine Kontaktdaten dabei erhalten?«
Jankadar sieht auf, sodass die Tastatur in Walpars Gesicht projiziert wird.
»Seh ich aus wie ein Amateur?«
»Dann wärst du wohl kaum hier.«
Der Inder schaut wieder auf den Tisch. »Die Funkschnittstelle in meinem Octo Mega hat sich mit deinem Handy verbunden.«
»Das war ja leicht«, findet Walpar. »Gab es da keine Sicherheitsmechanismen?«
»Pah. Man braucht nur einen

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