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Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Backdoor-Wurm zu injizieren, der sich als kostenloses Update für ein installiertes Jump-and-Run-Spiel tarnt. So. Die Namensabfrage ist raus.«
»Danke«, seufzt Walpar erleichtert und streckt die Hand nach dem Pinguin aus.
»Warte«, hält Jankadar ihn auf. »Ich installiere noch schnell die aktuelle Version meiner Service-KI.«
»Ich brauche keine Künstliche Intelligenz auf dem Pinguin. Ich kann selber denken.«
»Ja, aber die KI kann's deutlich besser. Es handelt sich um Open-Source-Code, den ich an einigen Stellen deutlich gestrafft und optimiert habe. Sonst würde das Programm nicht in den ärmlich kleinen Speicher deines Gerätes passen. Es stört dich doch nicht, dass ich Everworld gelöscht habe? Das Spiel ist völlig veraltet und dein Avatar sowieso nur Level 16.«
»Ich hatte einfach nie die Zeit, ihn weiterzuentwickeln …«, entschuldigt sich Walpar. Seine Hände werden feucht, er hat Angst, seinen Pinguin nicht mehr wiederzuerkennen.
»Außerdem ist Tilko der Fürchterliche ein unerträglicher Name für einen Kampfzwerg.«
»Wenn du meinst.« Walpar ist ein bisschen zerknirscht. Er fand den Namen immer sehr fantasievoll, und der Avatar sah Tilko ein bisschen ähnlich.
»Fertig!« Die Lichttastatur erlischt, und Jankadar überreicht Walpar mit übertriebener Gestik seinen Pinguin.
»Ich würde jetzt gerne telefonieren«, sagt Walpar. Seine Hände fühlen sich kühl und klamm an, der Pinguin schön warm. Die Prozedur hat seinen Prozessor ganz schön auf Trab gebracht.
»Nera anrufen«, befielt der Detektiv. Jankadar wandert zufrieden vor seinem Lieblingsregal auf und ab. Der Pinguinschnabel tutet Walpar das Rufzeichen ins Ohr, dann erklingt Neras Stimme.
»Walpar! Treulose Tulpe! Und, hast du Tilko gefunden? Nein? Hör zu, ich …«
»Äh nein«, sagt Walpar zerknirscht, »ich bin noch nicht dazu gekommen …« Aber Nera lässt ihn nicht ausreden. »… ich werde mich selbst um die Sache kümmern und …«
»Jetzt warte doch mal …«
»Walpar«, meldet sich eine dritte, unbekannte Stimme in der Leitung. »Ich möchte dich gerne auf etwas hinweisen.«
»… und wenn ich ihn gefunden habe, werde ich …«
»Was? Hallo? Wer ist da?«
»Hier spricht dein Pinguin.«
»Aber …«
»… werde ich ihm erzählen, dass du …«
»Ich möchte dich darauf hinweisen«, sagt die Pinguin-KI, »dass du mit einem personenspezifischen Anrufbeantworter ohne Dialogoption redest.«
»… dass du nichts Besseres zu tun hast, als einer Leiche mit neun Fingern nachzurennen …«
»Was?«, macht Walpar und hält sich ratlos den Pinguin vors Gesicht.
»Gespräch beendet«, verkündet das Handy. »Die Gegenstelle war eine Software, die uns erkannt hat und einen vorher gespeicherten Text abgespielt hat.«
»Mit anderen Worten«, murmelt Walpar, »Nera ist gerade nicht dazu willens oder in der Lage, mich hier rauszuholen.«
»Das tut mir jetzt echt total leid«, sagt der Pinguin.
»Moment«, sagt Walpar. »Hast du gerade uns gesagt?«
»Wir sind alle verda-haammt !«

Es ist fast acht Uhr morgens, und Nera stochert müde in ihrem Nobelmüsli herum, das laut Leuchtschrift am Spender echte Sandbeeren von Ganymed enthält. Sie ist spät dran, sollte eigentlich schon in der Agentur auf Lang X warten. Aber die Begeisterung ist im Laufe der Nacht Ernüchterung gewichen. Das Bett war nicht so luxuriös, wie der Preis für eine Nacht versprochen hat. Die Minibar stellte die wiederholten Lobpreisungen ihres Inhalts erst ein, als Nera den Stecker zog. Der Seifenspender im Bad wies darauf hin, dass nur einmalige Benutzung im Preis inbegriffen sei, und war diesbezüglich zu keinerlei Zugeständnissen bereit.
Der Entschluss, Lang X ein wenig warten zu lassen, fällt Nera leicht. Sie schiebt die Müslischüssel zur Seite und greift nach ihrer Handtasche. Wühlt etwas herum, findet schließlich ein Röhrchen mit Pillen. Sie lässt drei Stück ins Müsli fallen. Will die Tasche weglegen, aber im gleichen Moment spielt sie eine ganz bestimmte Erkennungsmelodie. Nera ist kurz davor, die Tasche in den Müllschlucker zu werfen und das Müsli gleich hinterher. Nicht jetzt auch noch Walpar.
Neras Tasche der Marke Praktikus enthält einen einfachen, programmierbaren TV-Empfänger. Vor langer Zeit hat Nera ihm beigebracht, sich jedes Mal automatisch anzuschalten, wenn Walpar im TV erscheint. Eine Zeit lang wollte sie keine Folge seiner Detektiv-Soap versäumen. Die Serie ist abgesetzt, daher hat sich die Tasche schon lange nicht mehr gemeldet. Ausgerechnet

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