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Walter Ulbricht (German Edition)

Walter Ulbricht (German Edition)

Titel: Walter Ulbricht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon Krenz (Hrsg.)
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Geschichte des 20. Jahrhunderts stellst: Was möchtest du an ihm hervorheben?
    Walter Ulbricht und sein Lebenswerk waren nicht vor Irrtümern, Fehlern und schweren Niederlagen gefeit. Dennoch stimme ich mit dem Nachruf aus dem Jahre 1973 überein, in dem es hieß: »Walter Ulbricht ging den Weg eines kämpferischen Kommunisten, der mit all seinen Fähigkeiten und Kräften der Arbeiterklasse und dem werktätigen Volk diente. Sein kampferfülltes Leben war Treue zum Marxismus-Leninismus, war aufopferungsvolle Arbeit für unseren sozialistischen Staat.« Für mich bleibt er der »Freund der Jugend und des Sports«.
    1 Die Parteizentrale der SPD . Die Partei hatte 1951 ein barackenähnliches Gebäude in Bonn erworben und wollten damit das Provisorische unterstreichen, für die SPD war Berlin Hauptstadt und damit der einzig zulässige Sitz der Parteiführung. Das Haus wurde 1974 abgerissen, die SPD -Zentrale zog in einen Neubau, das Erich-Ollenhauer-Haus, der Name »Bonner Baracke« blieb dennoch Synonym für die SPD -Führung, 1999 erfolgte der Umzug nach Berlin.

Klaus Eichler
    »Die Stunde der jungen Ingenieure und Facharbeiter ist gekommen«
    Klaus Eichler, Jahrgang 1939, geboren und aufgewachsen in Halle, Chemiefacharbeiter, FDJ 1954, SED 1962, 1. Sekretär der FDJ-Kreisleitung der Leuna-Werke »Walter Ulbricht« (1962-1964). Fernstudium zum Chemieingenieur und Besuch der Parteihochschule »Karl Marx«. Von 1965 bis 1974 1. Sekretär der FDJ-Bezirksleitung Frankfurt/Oder, danach (bis 1984) Generaldirektor des FDJ-Reisebüros »Jugendtourist« und Fernstudium an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften. Seit 1984 Vizepräsident des DTSB, 1988 in der Nachfolge Manfred Ewalds Präsident. Im Februar 1990 Gründung des Unternehmens Touristik und Kontakt International GmbH (tuk), das er viele Jahre als Geschäftsführer leitete.
    D as Frühjahr 1963 hatte es in sich. Der lange und harte Winter bis in den April wurde zur großen Herausforderung für die nahezu 30.000 Werktätigen der Leuna-Werke »Walter Ulbricht«. Extreme Minusgrade ließen die Kohle in den Waggons festsitzen, die Saale vereiste. Das Riesenwerk mit seinen hunderten Kilometern Rohrleitungen – das sowjetische Erdöl kam noch in Kesselwagen – konnte trotz aller Anstrengungen den Plan im ersten Quartal nicht erfüllen. Für die Volkswirtschaft der DDR ein herber Schlag. Kraftstoffe, Düngemittel, Leime, Kunstharze, Katalysatoren, Caprolaktam für die Herstellung von Kunstfasern, Arzneimittel … sämtlich unverzichtbar. Noch härter traf es die Baustelle Leuna II, ein künftiges petrolchemisches Zentrum der DDR. Mit der Fertigstellung wurde eine sechsmal höhere Arbeitsproduktivität als in den Leuna–Werken und mit den Produkten der Anschluss an das Weltniveau erwartet. Die Rückstände waren erheblich, bei der Montage der Bühnen für die Aufnahme der Anlage zur Benzinspaltung sechs Wochen Verzug.
    Dabei begann das Jahr so erfolgverheißend. Nach intensiver Vorbereitung, der Beratung des Programmentwurfs mit großen Teilen der Bevölkerung, hatte der VI. Parteitag der SED weitreichende Beschlüsse zur gesellschaftlichen und ökonomischen Perspektive der DDR gefasst. Das Programm des Sozialismus fand bei den Werktätigen, besonders bei den rund 8.000 jungen Facharbeitern und Ingenieuren, starkes Interesse und Zustimmung. Verständlicherweise war die hervorgehobene Bedeutung der chemischen Industrie und die bestimmende Entwicklung der Petrolchemie eine begeisternde Perspektive, die unsere Arbeit prägte. Darüber hinaus war es auch nach den Jahren der furchtbaren Erlebnisse des Krieges und der Not die Sehnsucht nach einem Leben in Frieden und sozialer Sicherheit, frei von Furcht vor dem morgigen Tag, nach sinnerfüllter Arbeit und Lebensfreude.
    Mitten in der Diskussion, wie man mit dem eigenen Anspruch und der fatalen Lage übereinkommen kann und in kürzester Zeit der Terminverzug aufzuholen war, kündigte sich Besuch an: Walter Ulbricht will am 18. April kommen!
    Der größte Industriebetrieb der DDR besaß naturgemäß die höchste Aufmerksamkeit der politischen Führung des Landes. Deshalb kam Ulbricht regelmäßig vorbei, dies war sein fünfzehnter Besuch in Leuna. Allerdings war der neue Werkdirektor, ein Mittdreißiger, so aufgeregt wie ich, der mit der FDJ auf der »Großbaustelle der Jugend Leuna II« in besonderer Verantwortung stand.
    Die Arbeiter begrüßten Walter Ulbricht stimmungsvoll, und ihm war die Freude anzusehen, wieder

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