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Walter Ulbricht (German Edition)

Walter Ulbricht (German Edition)

Titel: Walter Ulbricht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon Krenz (Hrsg.)
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es denn in der Schilderung von Lieselotte Thoms dramatisch hin und her, am Ende wurde unterzeichnet.
    »Dann kam der Tag der Begegnung mit Walter Ulbricht. Werner Hofmann erklärte dem Vorsitzenden des Staatsrates, was sich seit dessen Besuch in Gornsdorf vor zwei Jahren dort alles geändert hat. Ganz selbstverständlich gehörte Carl Uhlmann mit dazu. Vor zwei Jahren, ging es dem durch den Kopf, durfte ich nicht dabeisein. Da habe ich hinter dem Fenster gestanden und gesehen, wie Walter Ulbricht daran vorbeiging.
    Beinah hätte er über diesen Erinnerungen die Vorstellung verpasst. Er hörte gerade noch rechtzeitig Walter Ulbricht fragen: ›Wo ist er denn?‹
    ›Er steht neben Ihnen!‹ sagte Werner Hofmann.
    ›Sie sind ein moderner Mensch, Sie gefallen mir! Was Sie getan haben, hat große Bedeutung‹, sagte Walter Ulbricht.
    Dieses Wort hat, wie zu Beginn gesagt, allerlei Furore gemacht. Aber am meisten beeindruckt war Carl Uhlmann eigentlich von etwas anderem.
    Im Gespräch fragte Walter Ulbricht ihn: ›Da produzieren Sie wohl in dem roten Gebäude?‹
    Er nickte ganz entgeistert: ›Das wissen Sie noch?‹
    Später sagte er zu seinemSohn Bernd, mit dem er in Leipzig zusammen war: ›Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ein Mann, der soviel im Kopf haben muss, sich noch nach zwei Jahren an unsere rote Fabrik erinnert.‹«
    1 Lieselotte Thoms (1920-1992), Journalistin, Chefreporterin des Neuen Deutschland und von 1968 bis 1981 Chefredakteurin der Frauenzeitschrift für dich. Von 1963 bis 1990 Volkskammerabgeordnete für den DFD . 1968 Mitglied der Frauenkommission beim Politbüro des ZK der SED .

Horst Sölle
    Gepäckarbeiter auf dem Bahnhof, dann Außenhandelsminister
    Horst Sölle, Jahrgang 1924, nach Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft Eintritt in die SPD, 1946/47 Besuch der ABF in Leipzig, danach Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Leipziger Universität. Anschließend Instrukteur im Ministerium für Verkehrswesen, schließlich Abteilungsleiter für Handel, Versorgung und Außenhandel des Zentralkomitees der SED. Von 1963 bis 1965 Staatssekretär im Ministerium für Außenhandel und innerdeutschen Handel, danach bis 1986 Minister. Von 1986 bis 1989 als stellvertretender Ministerpräsident, zuständig für die Zusammenarbeit der DDR mit dem RGW. Von 1963 bis 1976 Kandidat, danach bis 1989 Mitglied des ZK der SED. Seit dem Jahre 2000 befindet sich Horst Sölle in einem Seniorenheim in Zeuthen.
    H orst, vom Gepäckarbeiter zum Minister – eine interessante, aber durchaus nicht einmalige DDR-Biografie. Fangen wir mit der Frage an, wie es dazu kam, dass du 1950 gleich nach dem Studium Instrukteur im Ministerium für Verkehrswesen geworden bist?
    Mein Vater war bei der Deutschen Reichsbahn, da wollte ich auch zur Bahn. Er war in der SPD. Ein Grund dafür, dass ich im August 1945 nach der vorzeitigen Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft (ich war völlig entkräftet und krank) ebenfalls dieser Partei beitrat. Eine innere Beziehung hatte ich zu ihr nicht. Deshalb habe ich auch die Vereinigung mit der KPD aktiv mitgetragen. 1946 wurde ich Mitglied der SED. Nach meiner Bewerbung bei der Bahn wurde ich zunächst Gepäckarbeiter auf dem Leipziger Bahnhof, d. h. ich beförderte mit einer Eidechse Koffer, Taschen und anderes Reisegut. Dass ich gleich nach meinem Studium ins Ministerium berufen wurde, hing damit zusammen, dass die junge Republik überall Kader brauchte. Das Verkehrsministerium, das nach der Gründung der DDR entstanden war, freute sich, dass mit mir ein »Fachmann« kam. Doch nach etwa anderthalb Jahren wurde ich ins Ministerium für Außenhandel delegiert.
    Deine Geburtsstadt ist auch die von Walter Ulbricht. Wann hast du ihn zum ersten Mal getroffen?
    In den 40er Jahren, als ich noch in Leipzig arbeitete und studierte, sah ich ihn ein paar Mal auf öffentlichen Veranstaltungen. Er hat mich durch die Konkretheit seiner Reden beeindruckt. Später, als ich im ZK arbeitete und dort auch Mitglied war, sah ich ihn nicht nur öfter, sondern sprach mit ihm. Mitte der 50er Jahre, als Heiner Rau Minister für Außenhandel und Innerdeutschen Handel wurde – was er bis zu seinem Tod im Frühjahr 1961 blieb – schickte mich Ulbricht dorthin. Von Heinrich Rau, einem erfahrenen Gewerkschafter und Kommunisten, der im Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Republik kämpfte, habe ich viel gelernt, vor allem Menschenführung.
    Seit ich im Ministerium für Außenhandel arbeitete,

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