Walzer der Liebe
Zimmer, Louisa", schlug ich vor. „Ich habe die drei für mich eingetroffenen Schreiben dort aufgehoben."
Wir redeten erst wieder, als wir in meinem Zimmer waren und die Tür hinter uns geschlossen hatten. Als ich das Geheimfach in meiner Schmuckschatulle öffnete, staunte Louisa über das geschickt verborgene Versteck. Doch kaum breitete ich die drei Briefe auf dem Tisch vor dem Fenster aus, wurde Louisas Miene ernst.
„Wie schrecklich!" flüsterte Louisa, nachdem sie die Schreiben studiert hatte. Sie holte tief Luft, ehe sie mir mit bebender Hand ihren Brief hinhielt. Dann wandte sie sich ab, als könne sie es nicht ertragen, mein Gesicht zu sehen, wenn ich ihn las.
Er war das Werk derselben Person, die meine Briefe geschrieben hatte. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Handschrift noch mehr zu verstellen. Als ich das Schreiben gelesen hatte, zitterten auch mir die Finger.
„Wussten Sie, Miss, dass Ihre Mutter verrückt war?" begann der Brief. „O ja! Sie war verrückt! Das wurde Ihnen verschwiegen. Man hätte sie in Moreston Court in einem verschlossenen Raum festsetzen und von einem Aufseher ständig bewachen lassen müssen, wäre sie nicht durch den Reitunfall gestorben. Aber das war kein Unfall. In ihrem Wahnsinn hat sie sich selbst getötet, indem sie mit dem Pferd von den Meeresklippen gesprungen ist. Sie sind genau wie sie. Jeder neue Tag bringt Sie dem Wahnsinn, der auch Sie befallen wird, näher und näher."
„Du lieber Gott!" flüsterte ich. Nichts, das ich von dieser Person zugeschickt bekommen hatte, war auch nur im Entferntesten so bösartig gewesen wie dieser Text. Ich bemerkte, dass Louisa wieder still vor sich hinweinte. „Nein, glaub das nicht, Louisa! Es ist nicht wahr", beteuerte ich rasch. „Hier! Sieh dir diesen Brief über die Liebhaber meiner Mutter an! Sie war frisch verheiratet und schwanger. Wie hätte sie einen Geliebten haben können, ganz zu schweigen von mehreren Liebhabern, wenn der ihr soeben angetraute Gatte bei ihr in Towers war? Alle diese Behauptungen sind Lügen."
„Meinst du das, Connie?" fragte Louisa schluchzend. „Wirklich? Du sagst das nicht nur, damit ich mich besser fühle?"
Sie sah so bemitleidenswert aus, dass ich vergaß, Distanz zu ihr zu wahren. Ich schlang die Arme um sie und drückte sie fest an mich. Dabei überlegte ich, ob sie an Gewicht verloren haben mochte. Sie wirkte fast zerbrechlich auf mich und gleichzeitig so gespannt wie eine Bogensaite.
„Ja, das meine ich", antwortete ich. „Gewiss, wer immer diese Briefe schreibt, weiß etwas über unsere Familien, aber diese Beschuldigungen wurden frei erfunden, um uns zu quälen."
Ich löste mich von ihr und schaute wieder die Briefe an. „Was ich nicht begreife, und glaub mir, ich habe viel darüber nachgegrübelt, ist, warum ich diese Schreiben erhielt. Wer könnte mich so hassen? Und wer könnte auch dich jetzt so hassen? Fällt dir jemand ein, der deine Familie kennen könnte? Jemand, der dir Feindseligkeit entgegenbringt? Mir fällt beim besten Willen niemand ein."
Louisa schüttelte den Kopf.
„Verzeih mir, Louisa, aber du bist nicht immer freundlich. Vielleicht gibt es Leute, die du gekränkt oder vor den Kopf gestoßen hast. Vielleicht ..."
„Natürlich gibt es die! Die Namensliste ist ellenlang. Aber ich denke nicht, dass so etwas reicht, um jemandem dergleichen anzutun!''
Beim Sprechen hatte Louisa mir ihren Brief abgenommen und ihn neben die anderen Schreiben auf den Tisch gelegt. „Bist du sicher, dass eine Frau dafür verantwortlich ist?" fragte sie. „Auch Männer sind so boshaft."
Ich erklärte ihr, weshalb ich überzeugt war, es handele sich bei dem Verfasser um eine Frau, und wies auf die Ähnlichkeiten der Handschrift hin. Sie nickte und staunte über meinen Scharfsinn.
„Dennoch habe ich keine Ahnung, wer diese Briefe geschrieben hat, und du behauptest, das auch nicht zu wissen", äußerte ich düster. „Vielleicht sollten wir deinen Bruder einweihen. Schließlich ist auch er von diesen Verunglimpfungen betroffen. Er könnte einen Einfall haben, der uns noch nicht gekommen ist, und außerdem ist er der Viscount. Daher ..."
„Auf keinen Fall!" unterbrach Louisa mich gereizt und reckte trotzig das Kinn. Dann fügte sie in weicherem Ton hinzu: „Ich könnte es nicht ertragen, wenn Cameron Bescheid weiß.
Nein, je weniger Leute über diesen ... diesen Schmutz informiert sind, desto besser. Du musst mir zustimmen, Connie. Möchtest du, dass das alles an
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