Walzer der Liebe
aufspüren würde, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Und die Vermutung, dass ihr Name bestimmt ganz oben auf der Liste von Verdächtigen stünde, die ich mir machen würde. Trinken Sie den Cognac. Dann werden Sie sich wohler fühlen. Und danach erklären Sie mir bitte, warum Sie, als ich Sie fragte, weshalb Sie mich geküsst haben, sagten: ,Auch dass musste ich tun.' Ich fürchte, das habe ich nicht begriffen."
Staunend schaute ich Mr. Carlyle an. Gewiss war er noch verärgert, wenngleich er nicht mehr so geklungen hatte. Ich holte tief Luft. Da ich das Gefühl hatte, ihn verloren zu haben, spielte es kaum noch eine Rolle, was ich erwidern würde. Und was ihn betraf, so hatte ich keinen Stolz. Außerdem wollte ich ihm die Wahrheit sagen, ihm ein Geständnis machen.
„Ich habe Sie geküsst, weil ich Sie liebe", gab ich zu. „Das weiß ich seit einiger Zeit. Dadurch ist mir mein gegen Sie gehegter Argwohn doppelt zur Qual geworden. Und wenngleich ich wusste, dass meine Liebe zu nichts führen werde, war mir das gleich. Das Gefühl der Liebe ist nichts, was man verdrängen oder vergessen kann.
Ich verabscheute den Kuss, den Sie mir geraubt haben, als Sie mich hier in Ihrem Zimmer versteckt vorfanden. Sie haben das nur getan, weil Sie wütend waren. Deshalb wollte ich Sie wenigstens einmal voller Liebe küssen. Ich wollte Ihnen einen zärtlichen Kuss geben, damit ich die Erinnerung an den anderen auslöschen konnte und die Möglichkeit habe, mich an etwas Schönes zu erinnern, wann immer mein Leben von nun an einsam und trist sein sollte.
Keine Sorge", fügte ich hinzu, als ich sah, wie Mr. Carlyles Miene sich verzog und er sich halb im Sessel erhob, als wollte er vor mir flüchten. „Ich habe nicht die Absicht, Sie in Verlegenheit zu bringen oder Ihnen so nachzustellen, wie Louisa das getan hat. Ich fahre heim nach Yorkshire und bezweifele, dass ich je wieder nach London zurückkehren werde."
„Ich glaube kaum, dass es dazu kommen wird", erwiderte Mr. Carlyle leichthin, während er mir das unberührte Cognacglas aus der Hand nahm. Staunend beobachtete ich, wie er es auf den Tisch neben mir stellte, ehe er mich dann auf die Füße zog und in die Arme nahm.
„Meiner Erfahrung nach ist es besser, sich zu küssen, wenn beide Parteien sich daran beteiligen", sagte er. „Sollen wir überprüfen, ob ich Recht habe?"
Wissen Sie, er hat sich getäuscht. Der Kuss, den wir uns gaben, war nicht nur besser. Er war nicht nur sehr viel besser. Er übertraf alles, was ich mir je unter dem Kuss eines Mannes vorgestellt hatte, und als er endete, sehnte ich mich nach mehr.
13. KAPITEL
Eine lange, wundervolle Zeit später schob Hugh mich energisch von sich fort. Er sah grimmig aus, als er, die Hände an den Seiten ballend, einen Schritt zurücktrat.
„Was hast du?" fragte ich verwirrt. „Warum schaust du mich so an?"
Er wies auf das hinter uns stehende Himmelbett. Ich errötete, als er antwortete: „Wenn wir diesen Raum nicht sofort verlassen, mein Liebling, dann kann ich für mein Benehmen nicht mehr geradestehen. "
„Und ich habe soeben gedacht, wie sehr ich dein Benehmen genieße", hörte ich mich zu meiner Überraschung erwidern. „Außerdem, wen stört es?"
„Zu meinem Erstaunen stelle ich fest, dass es mich stört", antwortete Hugh. „Glaub mir, im Allgemeinen ist das nicht der Fall. Aber bei Miss Constance Ames muss alles seine Schicklichkeit haben. Du möchtest diese meine großzügige Geste doch nicht zunichte machen, nicht wahr?" fügte er hinzu. „Nicht, wenn ich entschlossen bin, mich so gut zu betragen."
Er bückte sich, hob meinen irgendwie auf den Fußboden gefallenen Hut auf und äußerte: „Ich schlage vor, du gehst ins Ankleidezimmer und behebst den Schaden, den ich an deinem Erscheinungsbild angerichtet habe. Ich warte unten an der Treppe auf dich. Wir haben eine Menge zu besprechen, doch wenn wir diesen Raum nicht verlassen, werden wir nie dazu kommen. Also spute dich jetzt bitte."
Ich konnte schlecht Einwände erheben, obwohl ich mich inständig danach sehnte, wieder in Hughs Armen zu liegen. Aus irgendeinem Grund hatte Hugh entschieden, sich keine weiteren Freiheiten mir gegenüber zu gestatten. Doch erst kurze Zeit zuvor, genauer gesagt, am Abend seines Festes, hatte er mir genau das angedroht. Gibt es etwas Verblüffenderes als einen Mann?
Wider Willen errötete ich, als ich mich im Ankleidezimmer im Spiegel betrachtete. Die Nadeln hatten sich aus meinem Haar gelöst, und die Locken
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