Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen
sehen wollte. Es war doch viel einfacher so, als wenn sie ihm nachlief, vor allem, da sie vermutlich ihr ärgster Feind war, wenn es darum ging, ihre Lebensplanung unerschrocken fortzuführen.
„Da es mich nicht drängt, diese Übung zu wiederholen, würde ich wohl sagen, sie hatte keinen überwältigenden Effekt. Passen Sie auf, Mylord! Beinahe hätten Sie uns in den Graben gefahren!“
„Verzeihung“, sagte Lucas und bekam sein Gespann wieder unter Kontrolle.
Ob sie zu weit gegangen war? Charlotte hatte sie schon immer ermahnt, dass ihre manchmal unverschämten Reden und Taten selbst einen Abstinenzler zur Flasche greifen lassen konnte. Eine Weile schwieg sie, während sie sich fragte, ob seine Bitte um Verzeihung sich auf den Kuss bezog oder auf sein unkonzentriertes Fahren. Dann gestand sie leise: „Gar so schrecklich war es nicht.“
„Wie bitte? Tut mir leid, aber irgendwie habe ich mich im Dickicht unseres Gesprächs verirrt.“
Sie seufzte entnervt. Er machte es ihr nicht leicht, und das noch dazu ganz eindeutig mit Absicht. „Ich sagte, gar so schrecklich war es nicht. Den Kuss meine ich. Ich mag Sie immer noch, ganz gegen meinen Willen. Vielleicht sind wir ja beide verrückt, und ich weiß auch, Sie sollten mir anders begegnen, als Sie es tun, und umgekehrt ich Ihnen, aber trotzdem mag ich Sie noch. Warum, weiß ich nicht.“
„Sie können nicht anders, da ich natürlich sehr charmant bin“, erklärte Lucas und reicht ihr erneut die Zügel.
Nicole fragte sich, ob das ein Friedensangebot war.
„Nur die Hände ein wenig weiter drehen! Ja, so! Und lassen Sie sie laufen, auch auf die Gefahr hin, dass Fletcher hinter uns einen Anfall bekommt. Ich weiß, Sie sind ganz wild darauf, zu sehen, was sie leisten können.“
Rasch warf sie ihm einen Blick zu, wieder ganz mit ihm im Einklang. Ob sie ihm je würde längere Zeit böse sein können? „Trauen Sie mir das wirklich zu? Oder ist das Ihre Art, um Verzeihung zu bitten?“
„Doch, ich traue es Ihnen zu, denn meine Gesundheit liegt mir am Herzen, und ich lege es nicht darauf an, vom Sitz zu fliegen. Ich will Ihnen einfach nur eine Freude bereiten. Und ich bitte um Verzeihung. Nun? Habe ich Erfolg?“
„Ich glaube. Und auch ich entschuldige mich. Mir ist bewusst, dass ich mich sehr schlecht betragen habe, auch wenn ich dazu gereizt wurde.“ Das war das Äußerste, was sie ihm an Entschuldigung zugestehen würde. Dann widmete sie sich ganz den Pferden, lockerte die Zügel ein wenig, sodass sie in einen flotten Galopp verfielen. Sie spürte den Wind im Gesicht und strahlte auf. „Ach, das ist himmlisch!“
„Und morgen, wenn das Wetter sich hält, werden wir eine Möglichkeit finden, Ihrer Stute Bewegung zu verschaffen. Juliet heißt sie, sagten Sie?“
Den Blick fest auf den Fahrweg geheftet, nickte sie. „Also gut, ja. Aber nur weil Sie, wie Sie so bescheiden erwähnten, so charmant sind. Erwarten Sie sich nur nicht mehr davon, Mylord. Keine Küsse mehr.“
„Das vernichtet mich! Aber ich stimme zu – keine Küsse mehr wie der, den wir, Ihrer Ansicht nach, vorhin tauschten.“
Zum Kuckuck mit dem Mann! Sie hörte sehr wohl, was er sagte, nur schien ihr, er meinte genau das Gegenteil. Und sein Lächeln bestätigte das, fand sie. „Wir werden weitermachen, wie es begann – als Freunde.“
„Bis Sie mehr – oder auch weniger – wollen. Aber ich willige nicht ganz grundlos darin ein, Nicole. Obwohl ich die Idee, die ich Ihnen nun darlege, vielleicht noch nicht so gründlich überdacht habe, möchte ich gern einen Handel mit Ihnen abschließen. Einen, den Sie als Einladung zu einem Abenteuer betrachten können. Und Sie sagten doch, dass Sie hier in London Abenteuer erleben wollten.“
Hinter der nächsten Biegung belebte sich die Straße, und er nahm die Zügel wieder an sich. Sie ließ es sich gefallen. Sein Tonfall machte sie viel zu neugierig. „Das klingt ominös. Sie haben Beweggründe?“
„Hin und wieder.“ Eindringlich sah er sie an. „Ich bringe es besser rasch hinter mich, ehe mich bessere Einsicht schweigen lässt. Aus Gründen, mit denen ich Sie nicht langweilen will, würde es mir eine Zeit lang gut passen, für idiotisch verliebt gehalten zu werden. Mit anderen Worten, für harmlos.“
Das war nun wirklich interessant, faszinierend. „Nur ein Idiot würde Sie je für harmlos halten. Um was geht es?“
„Das ist unwichtig. Hören Sie mich zu Ende an, Nicole. Wir haben uns auf Freundschaft geeinigt, wir
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