Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen
verdächtigen, wird die Chance, in Gefahr zu geraten, umso geringer. Genügt Ihnen das, Nicole?“
Wusste der Mann, was er da sagte? Er hatte gerade ein Geheimnis vor ihrer Nase geschwenkt, gepaart mit der Aussicht auf ein Abenteuer. Glaubte er ernstlich, sie würde sich mit diesem Halbwissen zufrieden geben, würde nicht wissen wollen, was er plante? Nur würde sie es nie erfahren, wenn sie sich nicht auf die Rolle einließ, die er ihr zugedacht hatte.
„Werden Sie mir alles erzählen, wenn es erst vorbei ist?“
„Ja, hinterher, wenn mein Plan Erfolg hatte. Das ist nur fair.“
„Und wenn Sie keinen Erfolg haben?“, fragte sie, jäh von Herzklopfen befallen, da sie sich – verflixt! – um sein Wohlbefinden sorgte. Sicher, sie war auf Abenteuer aus, doch sich dabei um jemanden sorgen zu müssen, stand nicht auf ihrer Liste. „Was dann?“
„Ich weiß es nicht“, sagte er langsam. „Einen Fehlschlag habe ich nicht eingeplant.“
Sie begann zu lächeln, erst zaghaft, dann immer breiter. „Genau wie ich, ich rechne auch nie mit Fehlschlägen. Wir sind uns sehr ähnlich, Mylord.“
„Lucas.“
„Wir sind uns sehr ähnlich, Lucas“, wiederholte sie und stieß einen kleinen zufriedenen Seufzer aus. „Also gut, Sie dürfen sich als mein feuriger, betörter Verehrer ansehen. Lydia wird entzückt sein und mir ständig mit ‚Hab ich’s dir nicht gesagt‘ kommen, da sie von meinem Schwur weiß, nie an einen Mann Gefühle verschwenden zu wollen. Rafe und Charlotte werden froh sein, mich mit einem passenden Mann zu sehen, und denken, dass mich das vor Scherereien bewahrt. Dabei bekomme ich mein Abenteuer und erfahre am Ende sogar Ihr Geheimnis.“
„Da ist nur eins noch. Als Gentleman und da ich mit Rafe befreundet bin, finde ich, muss ich es ihm sagen.“
Nicole konnte es nicht fassen. Wusste der Mann nicht, was das Wort Geheimnis bedeutete? „Auf keinen Fall. Erstens wird er nicht einverstanden sein und zweitens, wenn er erfahren soll, worum es geht, müsste ich darauf bestehen, dass ich es auch erfahre, sonst wäret ihr beide im Vorteil, was ich als unzumutbar empfände.“
„Er ist Ihr Bruder und mein Freund, wie kann ich ihn guten Gewissens hintergehen?“
„Wollen Sie ihm auch erzählen, dass ich Sie geküsst habe?“
„Nein, wohl nicht.“
„Aber Sie sind ein Gentleman, Sie sind sein Freund, wie können Sie ihm das verschweigen?“ Nun, glaubte Nicole, war der Vorteil auf ihrer Seite.
Doch seine Antwort ernüchterte sie.
„Gut, Sie haben recht. Nur werde ich ihm sagen, dass ich Sie küsste – um Ihnen die Peinlichkeit zu ersparen –, und dann wird Rafe natürlich sofort unsere Verlobung in den Zeitungen veröffentlichen.“
Entsetzt starrte sie ihn an. „Sie drohen mir? Nachdem ich bereit bin, Ihnen zu helfen?“
Er lachte kurz auf. „Wie interessant! Die Aussicht auf Heirat betrachten Sie als Drohung, Nicole? Ganz allgemein oder nur, wenn es um mich geht?“
Aufgeregt wedelte sie mit den Händen, so als wollte sie seine Worte wegwischen. „Nein, nein, damit kommen Sie nicht durch! Ich habe zugestimmt, und jetzt tut es Ihnen leid, dass Sie mich überhaupt gefragt haben, und Sie versuchen, mich in Wut zu bringen, damit ich einen Rückzieher mache. Aber denken Sie nicht mal dran! So gehen Sie doch und erzählen Sie Rafe von dem dummen Kuss, wenn Ihnen so sehr nach Geständnissen ist. Ich werde von ihm keins auf die Nase bekommen!“
Er sah sie mit einem Ausdruck an, in dem, wie sie hoffte, wenigsten ein klein bisschen Verblüffung stand. „Mir scheint, ich bin gerade in die Enge getrieben worden, und das von einem Mädchen, das mindestens acht Jahre jünger ist als ich. Nicole, geben Sie zu, Sie sind nicht nur gewitzt, sondern auch raffiniert. Fast schon zum Fürchten.“
„Ja, mag sein, aber an meinen Argumenten gibt es nichts auszusetzen“, sagte sie ziemlich stolz, bevor ihr einfiel, dass es, als sie das letzte Mal geglaubt hatte, sehr gewitzt zu sein, beinahe mit ihrem Tod geendet hätte.
Damals hatte sie sich vorgenommen, in Zukunft vorsichtiger zu sein, besonders dann, wenn sie glaubte, jemandem trauen zu können, ja, sogar ihn im Griff zu haben. Und von Mr Hugh Hobart hatte sie das definitiv gedacht.
Traute sie Lucas? Ja, das musste sie zugeben.
Hatte sie ihn im Griff?
Nein. In seiner Gegenwart hatte sie nicht einmal sich selbst im Griff.
Trotzdem gab es kein Zurück. Nicht mehr.
Er hatte ihr einen zu verlockenden Köder vor die Nase gehalten: Freiheit,
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