Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen
an. „Ich gebe zu, der Diwan sieht nicht sehr einladend aus, aber Sie haben mich hergebracht. Wieso wissen Sie von diesem Raum?“
„Es gibt mehrere davon, über das ganze Theater verteilt, zum Zwecke privater Gespräche, privater Zusammenkünfte. Diesen hier hatte der Gentleman … äh … reserviert, damit wir nicht gestört würden.“
„Zusammenkünfte? Ach?“ Sie sah sich erneut um, dieses Mal interessierter. „Sie meinen also, dass …“
„Sagte ich Ihnen nicht, dass kaum jemand ins Theater geht, um die Vorstellung zu sehen?“, unterbrach er sie hastig. „Aber lassen wir das, Nicole. Was haben Sie alles erlauscht?“
Süß lächelnd schaute sie zu ihm auf, ein Bild der Unschuld. „Wieso glauben Sie, ich hätte etwas erlauscht? Ich wollte nur wissen, wohin Sie gegangen waren. Immerhin hatten Sie sich nicht einmal für Ihr Fortgehen entschuldigt, Mylord, was recht unhöflich ist.“ Bei diesen Worten öffnete sie ihren Fächer und bewegte ihn heftig hin und her. „Es sei mir ferne, mich zu beklagen, aber es riecht hier nicht sehr gut.“
Lucas vermied ihren Blick. Der Raum roch muffig und abgestanden und nach genau dem, was häufig darin stattfand; der Diwan war mit Flecken übersät. Sicher, dieser wie die anderen verborgenen Räume wurde für private Gespräche genutzt, viel öfter jedoch für geheime Zusammenkünfte nicht legal gebundener Pärchen oder gar von Huren und ihren Freiern. War er vom Teufel besessen, Nicole hierherzubringen?
„Also bringen wir es schnell hinter uns: Was konnten Sie hören?“
Aufseufzend nickte sie. „Gut, ich sag es Ihnen, aber nicht hier. Hier gefällt es mir nicht.“
„Nein, Nicole.“ Er schüttelte den Kopf. „Es hat ein bisschen gedauert, aber ich glaube, langsam verstehe ich Sie. Wenn wir erst hier weg sind, fällt Ihnen irgendeine Ausrede ein, und Sie vertrösten mich auf morgen, morgen können Sie mich dann aus irgendeinem Grund nicht treffen, und ich stehe da und muss mich darauf gefasst machen, dass Sie plötzlich irgendwo auftauchen, wo ich am allerwenigsten mit Ihnen rechne.“
Ihre störrische Miene verriet ihm, dass er richtig geraten hatte. Er verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Tür.
„Guy Fawkes“, sagte sie endlich. Ihr wütender Blick sprach Bände. „St. Giles, das ‚Broken Wheel‘, Aufstände. Alles habe ich mitgekriegt, Lucas. Vielleicht sollten Sie froh sein, dass ich Ihnen gefolgt bin und nicht irgendjemand sonst. So, können wir nun gehen?“
„Verdammt“, knurrte er. Seine ärgsten Befürchtungen hatten sich bestätigt. „Und was, gedenken Sie mit Ihrem Wissen anzufangen?“
„Um Himmels willen, sehen Sie mich nicht so an! Nichts! Gar nichts! Ich hatte mir nur Sorgen gemacht, sonst nichts. Und Sie wollten mir nicht sagen, um was es geht, also ließen Sie mir doch keine Wahl. Ich musste es selbst herausfinden.“ Sie lächelte ihn provozierend an. „Ja, genau. Es ist allein Ihre Schuld! Sie sollten sich schämen!“
Ungläubig schüttelte er den Kopf und fragte sich, wie er überhaupt dazu gekommen war, sie ins Vertrauen zu ziehen.
Doch Nicole legte den Kopf ein wenig schräg und lächelte triumphierend. Ihre bezaubernden Augen funkelten, und ihr Lächeln brachte dieses entzückende Grübchen in ihrer Wange hervor. Unter der Seide ihres Kleides hob und senkte ihr Busen sich verlockend und erinnerte Lucas daran, wie sehr es ihn verlangte, den Sommersprossen auf ihrem Dekolleté weiter nachzuspüren … und zur Hölle mit den Folgen.
„Und wenn ich in der Hölle schmore“, murmelte er, ging zu ihr, umfing ihre schlanken Schultern und zog sie näher an sich. „Sie glauben zu wissen, was Sie tun, nicht wahr? Aber Sie haben keine Ahnung … nicht die mindeste.“
„Und da irren Sie sich gewaltig, Lucas.“ Sie hob den Kopf und schaute ihm unverwandt in die Augen. „Ich weiß, dass Sie etwas Gefährliches vorhaben. Und Sie denken anscheinend, Sie brauchen mich, damit man Sie für einen harmlosen, liebeskranken Narren hält. Ich weiß, dass Sie verbohrt genug sind, zu glauben, Sie könnten mich mit ein paar ziemlich zahmen Abenteuern bei der Stange halten, während Sie sich in Gefahr begeben und vielleicht üble Verletzungen oder Schlimmeres zu erwarten haben.“
„Verbohrt? Sagten Sie verbohrt?“
„Ich könnte mich gemeiner ausdrücken.“ Sie griff nach seinen Händen und hob sie betont behutsam von ihren Schultern. „Die Sache ist erledigt. Ende! Keine Spielchen mehr. Kein albernes Tätscheln
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