Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen
für mich, als wollten Sie ein Schoßhündchen bei Laune halten, während Sie und Lord Frayne irgendein Komplott oder was auch immer planen. Mit mir nicht, Lucas. Und nun lassen Sie mich vorbei.“
Wenn Lucas bisher auch nur marginal amüsiert gewesen war – jetzt nicht mehr. „Lord Frayne? Herrgott noch mal! Sie kennen selbst den Namen?“
„Ja. Ich habe ein großes Talent dafür, Dinge herauszufinden, wenn sie mich nur genug interessieren“, sagte sie, während sie ihn immer noch ohne die geringste Verlegenheit ob ihrer Neugier anschaute. „Er weiß etwas, das Sie unbedingt erfahren wollen, und er will, dass Sie für ihn etwas sehr Gefährliches tun, ehe er Ihnen im Gegenzug erzählt, was er über Ihren Vater weiß. Und ich glaube nicht, dass Sie sonderlich glücklich über den Handel sind, den Sie mit diesem Mann abgeschlossen haben.“
Lucas war ziemlich verdutzt. „Also gut, gut. Sie wissen alles! Oder denken wenigstens, dass Sie alles wissen. Ich frage deshalb noch einmal: Was wollen Sie mit diesem Wissen anfangen?“
„Nichts!“, wiederholte sie hitzig. „Überhaupt nichts, denn ich will Sie nicht wieder treffen, ich will mich nicht an etwas beteiligen, das dazu führen könnte, dass Sie tot in der Themse schwimmen.“
„Was ist das, Nicole – Sie haben sich jedes einzelne meiner Worte eingeprägt?“
„Das ist jetzt uninteressant. Sie hätten mir einfach alles erzählen sollen, als ich Sie fragte. Ich warnte Sie. Jeder, der mich kennt, hätte Sie gewarnt. Ich mag keine Geheimnisse, sie reizen mich, dahinter zu kommen. Und nun bringen Sie mich zu meiner Schwester oder lassen mich einfach vorbei. Ich finde den Weg allein. Ich kann Ihren Anblick nicht mehr ertragen.“
Er rührte sich nicht von der Stelle. „Nur weil ich mich weigerte, ihrer grenzenlosen Neugier nachzugeben? Oder weil Sie sich um mich sorgen, so sehr, dass es sie wütend macht? Ah, Nicole, ich fühle mich geschmeichelt.“
Lucas war nicht dumm. Er fing ihre Hand ab, ehe sie auf seiner Wange landen konnte.
„Lassen Sie mich gehen“, verlangte Nicole ruhig, doch ihre prachtvollen veilchenfarbenen Augen waren vor Zorn ganz dunkel geworden.
„Das kann ich nicht“, sagte er, und zu seiner eigenen Verwunderung empfand er wahrhaftig so. „Sie gehen lassen oder Sie hier behalten … was ich auch tue, wahrscheinlich werde ich es mir nie verzeihen.“
„Lucas …“
Sie sprach den Namen nicht wie einen Protest aus, so sagte er sich zumindest, sondern eher als Frage, erwartungsvoll. Oder wollte er nur, weil es ihm schmeichelte, glauben, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, obwohl sie beide vor Zorn glühten. Nur sollte er sich nicht gerade jetzt zu intensiv mit so etwas befassen.
Immer noch ihre Hand festhaltend, drückte er seinen Mund auf den ihren, umschlang sie mit einem Arm und zog sie dicht an sich.
Er wollte sanft zu ihr sein – wenn sie es denn gestattet hätte. Doch sie presste sich an ihn, sodass die Hitze ihres weichen, nachgiebigen Körpers, der sich so perfekt an den seinen fügte, versengend durch seine Kleidung drang.
Sie seufzte an seinem Mund, und er vertiefte den Kuss, lehrte sie zu küssen, wie sie ihn lehrte, dass Unschuld süßer schmeckte als himmlischer Nektar.
Mühsam löste er sich schließlich von ihren Lippen, mit dem stummen Versprechen, sie gehen zu lassen, doch als sie wie einladend den Kopf in den Nacken sinken ließ, war ihr schlanker Hals so verlockend, dass er nicht widerstehen konnte, sondern sich niederbeugte, seinen Mund auf die zarte Haut drückte und mit seiner Zunge sanft den Tüpfelchen ihrer Sommersprossen nachspürte bis hinab zum Dekolleté ihrer Robe.
Irgendwo in seinem Kopf sagte der letzte Rest seiner Vernunft, dass auf diese Weise seit Jahrhunderten mächtige Männer, Eroberer, Könige, hilflos in den Fängen schöner intelligenter Frauen gelandet waren …
„Lucas …“
Zögernd nur zügelte er das Feuer, das ihn so jäh übermannt hatte. Er war drauf und dran gewesen, ihr Verführungskünste zu unterstellen, die sie nicht besaß. Sie war doch nur ein Mädchen, das gerade seine erste Saison mitmachte, wild, impulsiv, leidenschaftlich, aber nicht berechnend. Und er, so hatte er zumindest bis zu diesem Augenblick geglaubt, war ein kultivierter Mann von Welt.
Langsam hob er den Kopf und sah ihr in die Augen, die nun so weich blickten, besänftigt von Gefühlen, die sie wahrscheinlich selbst nicht verstand. „Sie haben recht. Wir sollten uns nicht mehr treffen.
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