Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen
weitermacht, denn jeder wird denken, wir wären genauso.“
„Ganz so weit ist es noch nicht“, sagte Lydia hastig, denn der Rotschopf – Mr Sunderland? – kam zurück, mit triumphierendem Lächeln, da er offensichtlich die Limonadenschlacht gewonnen hatte.
„Mylady, Ihr Diener“, sagte er gewichtig, während er eine altmodisch schnörkelhafte Reverenz vollführte. Leider traf er dabei mit der Hand, in der er das Glas hielt, auf eine Marmorsäule, was zur Folge hatte, dass es in tausend Scherben zersprang und die Limonade sich über den Boden ergoss.
„Teufel auch!“ Vor Verlegenheit lief der junge Mann rot an. „Ich … äh … ich bin gleich wieder hier, will nur Hilfe holen“, setzte er schwach hinzu und entfernte sich.
„Ah, wie ich sehe, verwandeln Sie all die diensteifrigen Herren in stammelnde Idioten“, sagte der Duke of Malvern, der zu ihnen trat und sich vor den Schwestern verneigte. „Wobei Sie sich das bei dem jungen Sunderland nicht zu hoch anrechnen dürfen, da er sowieso keine allzu große Leuchte ist. Guten Abend, Lady Lydia, Lady Nicole. Sie tanzen heute nicht?“
„Oh, doch“, sagte Nicole rasch, „mein Partner für den nächsten Tanz sollte jeden Moment hier sein – sobald seine liebende Mama ihm die Leine freigibt, nehme ich an.“
Der Duke lachte pflichtschuldig, dann wandte er sich an Lydia. „Setze ich meine Hoffnungen zu hoch, wenn ich Sie um den nächsten Tanz bitte, Mylady?“
„Entweder mit keinem oder mit jedem“, flüsterte Nicole ihrer Schwester zu, wobei sie so tat, als ordnete sie eine Rüsche an deren Kleid.
„Also … nun, nein, Sir, ich darf Sie nicht enttäuschen“, erwiderte Lydia leise, mit einer Haltung, als sollte sie aufs Schafott klettern.
„Und Ihr Partner wird bald hier sein?“, fragte seine Gnaden, sichtlich unwillig, Nicole einfach allein zu lassen.
Sie nickte, machte eine scheuchende Bewegung und sah zu, wie Lydia und der Duke zur Tanzfläche schritten, wo man sich gerade zur Quadrille aufstellte.
Die arme Lydia. Sie wusste, wie unvernünftig ihre Abneigung gegen den Duke of Malvern war. Sicher, er hatte ihr damals die schreckliche Nachricht vom Tode Captain Fitzgeralds überbracht. Für sie war er die permanente Erinnerung an alles, was sie verloren hatte.
Doch war er auch Rafes Freund, war Fitzgeralds Freund gewesen, und Nicole wusste von Charlotte, dass Fitz eben diesen Freund auf dem Sterbelager gebeten hatte, sich „um meine Lyddie“ zu kümmern.
Wie entsetzt Lydia wäre, wenn sie das wüsste!
Lydia bewegte sich im Tanz mit ihrer üblichen Anmut; ein oberflächlicher Betrachter nahm ihre unaufdringliche Schönheit nicht auf den ersten Blick wahr, doch so zerbrechlich sie schien, besaß sie doch eine unvorstellbare innere Stärke.
Nicole betrachtete den Duke in seinem untadeligen Abendfrack. Man konnte nicht leugnen, dass er ausgesprochen ansehnlich war, hochgewachsen, mit dunkelblondem Haar. Ja, ein gut aussehender Mann.
Er und Lydia geben ein hübsches Paar ab, fand Nicole. Das schönste überhaupt auf dem Parkett. Was sie Lydia natürlich nie sagen würde.
„Warum tanzt du nicht?“
Sofort angespannt, wandte Nicole sich ihrer Mutter zu, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war – oder aus der Umarmung irgendeines hochadeligen Gentleman oder wo sonst sie in der letzten halben Stunde gewesen sein mochte. Wie stets trug sie grelles Rosa, ihre Robe war viel zu tief dekolletiert, viel zu jugendlich geschnitten und insgesamt sehr auffallend. „Mein Partner wurde wohl aufgehalten.“
„Gott sei Dank nur das. Ich dachte schon, du hättest irgendjemandem eine Frechheit an den Kopf geworfen und dich damit gründlich blamiert, was dir nun wirklich ähnlich sähe.“ Sie schlug ihren kostbaren Fächer auf und wedelte aufgeregt damit. „Übrigens hat dein Kleid eine hübsche Farbe, verblasst aber neben meinem, und ich möchte meine Tochter doch wirklich nicht in den Schatten stellen. Ich schwöre dir, ich vergehe vor Sorge wegen euch beiden. Je eher du und Lydia verheiratet seid, desto besser. Wie glücklich ich wäre! Als eure Maman , du verstehst.“
„Und wenn Lydias Zukünftiger sie dann ins schottische Hochland verfrachtete und ich einen amerikanischen Abenteurer heiratete, der mich mit über den Atlantik nähme, wärest du vor Glück ganz aus dem Häuschen. Aber was machen wir mit Rafe, hmm? Und dem Enkelkind, das er und Charlotte dir bald präsentieren werden? Oh je, wie willst du das plausibel erklären.“
„Ich
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