Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen
kam, und als er seine Lippen auf die ihren presste, schlang sie ihm die Arme um die Taille. Es war, als käme sie nach langem Fernsein heim. Ihre Körper fügten sich zusammen wie zwei füreinander gemachte Hälften. Das Schicksal hatte sie füreinander bestimmt.
Er ließ seine Hände über ihren Körper gleiten, und sie reagierte spontan, indem sie sich noch fester an ihn schmiegte.
Doch er murmelte: „Genug“ und schob sie sanft von sich. „Nein, es ist nicht wahr, das war bei Weitem nicht genug, aber wir müssen uns unterhalten. Ich muss dir so viel erzählen. Ich hatte gehofft, dass wir uns heute Nachmittag würden allein treffen können. Ich hätte einen Privatsalon in einem Gasthaus gemietet, das von Mitgliedern des ton nicht oft besucht wird. Verdammt, diese Heimlichtuerei muss aufhören, Nicole. Ich muss mit Rafe reden. Wir müssen heiraten, verstehst du?“
Natürlich setzte er voraus, dass sie genauso dachte. Er hatte sie kompromittiert, wenn auch mit ihrem Einverständnis, und sie wussten beide, die Konvention verlangte, dass er sie heiratete, ob sie beide wollten oder nicht.
Ob eine kurzfristige Verirrung der Sinne oder wahre Liebe sie zueinander geführt hatte, spielte keine Rolle. Nach Ansicht der Gesellschaft hatten sie, indem sie sich ihrer Leidenschaft ergaben, eine Entscheidung getroffen, mit der sie sich für den Rest ihres Lebens zurechtfinden mussten, wobei es dem Mann freistand, sich Mätressen zu nehmen, und die Frau durfte sich Liebhaber suchen, wenn sie erst ihre Pflicht, einen Erben in die Welt zu setzen, erfüllt hatte. Wie ihr ihre Mutter ausführlich und mit viel Wonne erläutert hatte! Es war ziemlich deprimierend.
Nicole trat einen Schritt von ihm zurück und verschränkte die Arme. „Du sagst es schon wieder. Du … nun … du kannst mir nicht widerstehen. Und ehe du mich auslachst“, fuhr sie rasch fort, „ich dir anscheinend auch nicht. Das ist ja gut und schön, Lucas, aber …“
„Wie bitte?“, unterbrach er sie. „Du sträubst dich gegen diese gegenseitige Anziehung?“
Langsam wurde sie ärgerlich. „Das sagte ich doch von Anfang an, wenn du dich bitte erinnern willst. Diese … diese unsere Anziehungskraft war doch für uns beide bisher sehr unbequem.“
„Für dich, weil du nicht nach London gekommen bist, um dir einen Ehemann zu angeln?“
„Ja! Es ist alles so billig! Dieses sich Aufputzen und Ausgestellt werden. Die Gesellschaften, die Ausritte im Park, es sollte Spaß machen, doch letztendlich ist es alles so … berechnend. Wie hoch ist ihre Mitgift? Ob ihre Hüften breit genug sind zum Gebären? Mein Gott, sieh nur diese Zähne! Mein Sohn soll die nicht ehelichen, nicht mal für Zwanzigtausend im Jahr! Lach nicht, genau das hörte ich gestern auf dem Ball jemanden sagen.“
„Ich stimme dir ja zu. Wenn man genauer hinschaut, ist der Heiratsmarkt für zivilisierte Menschen eine einzige Peinlichkeit. Aber was hat das mit uns zu tun?“
Musste er so klug fragen? „Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich nicht deswegen hier bin. Ich habe nie vorgehabt zu heiraten. Niemals!“
„Wäre es hilfreich, zu hören, dass ich, glaube ich, heftig in dich verliebt bin?“
„Nein, denn ich würde dir nicht glauben“, sagte sie rundheraus, obwohl bei seinen Worten ein höchst köstliches Kribbeln durch ihre Adern rann. „Ich bin nicht sehr liebenswert. Ich bin seicht, leichtfertig und unklug und grässlich starrsinnig. Und selbstsüchtig. Und wenn du mich gerade nicht küsst, streiten wir, und meistens mit gutem Grund. Ich kann nichts dazu, dass ich … dass ich hübsch bin und dass du mich küssen willst. Ich … ich wollte es ja. Aber das ist kein Grund zum Heiraten, Lucas.“
„Also meinst du, dass ich von einem seichten, eigensinnigen Kind geblendet wurde und dass ich ein ziemlicher Dummkopf wäre, wenn ich deine Hand begehrte? Ich verstehe.“
Sie hätte ihn schlagen mögen! „Du hättest es auch anders sagen können, aber ja, das meinte ich. Und ich … ich danke dir, weil du dich so um meinen Ruf sorgst. Nur wirst du ja vermutlich nicht lauthals in ganz London verkünden, dass du mich kompromittiert hast. Es geht einzig und allein uns an, was wir getan haben oder was wir vielleicht noch tun werden. Wir wollen es beide, und es sollte sich niemand sonst einmischen!“
„Und davon bist du fest überzeugt“, sagte er und wandte sich zur Tür, „Du glaubst wirklich, dass, was zwei Menschen tun, keinerlei Auswirkungen auf andere hat.“
Ihre
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