Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen
sollte dafür sorgen, dass du mich heiratest.“
„Mein Gott!“ Sein Zorn wich. „Du glaubst also, nun, da ich … da ich dich gehabt habe, würde ich das Interesse an dir verlieren? Ja? Meins an dir, oder etwa umgekehrt? Worum geht es hier? Alle Männer sind oberflächlich? Oder alle Frauen? Sag es mir. Ich möchte wissen, was du denkst, was sie dich zu denken lehrte.“
Sie hatte das Gefühl, ihr Herz müsse brechen, so sehr schmerzte es. Sie war so verwirrt. Sie wollte glauben, dass er sie liebte, dass das, was er für sie fühlte, mehr als Begehren war, mehr war, als zu nehmen, was sie geboten hatte. Geboten ! Herr Gott, welcher Mann würde ein so eindeutiges Angebot ausschlagen?
„Ich gehe jetzt schlafen“, sagte sie, jäh derart erschöpft, dass sie im Stehen schwankte. „Und das hier nehme ich mit“, fügte sie hinzu und riss die Schale mit den Beeren an sich. Sie hielt sie an ihre Brust gedrückt, als sei es ein Schutzschild.
„Gut, geh schlafen. Der Tag war lang, in vieler Hinsicht. Es ist wahrscheinlich am besten so – vorerst.“
„Danke“, flüsterte sie, „Lucas, es tut mir leid.“
„Ich weiß. Aber ich weiß auch, dass du dich irrst. Nur genügt das nicht; auch du musst es erkennen. Es ist nach Mitternacht, du brauchst Ruhe. Morgen früh um acht klopfe ich bei dir, dann können wir frühstücken. Vielleicht möchtest du ja hinterher ausreiten.“
Unfähig, zu sprechen, weil ein großer Kloß in ihrer Kehle steckte, nickte sie nur und ging hinüber in ihr Zimmer. Dort, in Sicherheit, schaute sie auf die Schale in ihren Händen nieder – diese dumme Schale mit den in Sahne schwimmenden Beeren – und mit einer heftigen Geste schleuderte sie sie von sich, sodass sie an der Wand zerschellte und ihren Inhalt ringsum verteilte.
„Wie das zu der grässlichen Mrs Payne passt“, murmelte sie. Und dann kletterte sie in ihr Bett, zog den Kragen seines Hemdes hoch um ihren Hals, sodass sie Lucas’ sinnverwirrenden Duft einatmen konnte … und ließ ihre Tränen fließen.
17. KAPITEL
N och im Morgengrauen wurde Lucas von einem Boten mit einer Nachricht geweckt. Ohne zu zögern, brach er das Siegel. Wenn Rafe extra einen Mann herschickte, war klar, dass etwas geschehen sein musste.
Rasch überflog er das Blatt, einmal und noch einmal, ehe er es ins Feuer warf.
Schneller, als sein Kammerdiener ihm je zugetraut hätte, war er gewaschen und angekleidet, fuhr sich mit den Fingern nachlässig durchs Haar und ging dann zu der Tür, die in Nicoles Zimmer führte.
Während er klopfte, rief er schon: „Nicole? Kann ich reinkommen? Wir müssen sofort aufbrechen.“
Er hatte erwartet, sie noch schlafend zu finden, doch sie trug schon ihr Reitkleid und war gerade dabei, ihr Haar mit einem Band im Nacken zusammenzubinden.
Wie schön sie war! So frisch und sprühend. Doch nun, da er praktisch jedes Fleckchen ihres Körpers geküsst hatte, wusste er, dass sie nicht einfach eine schöne, begehrenswerte Frau war. Sie war seine Frau, auch wenn sie es noch nicht wahrhaben wollte. Und trotz all dem, was noch vor ihnen lag, hielt er sich schon jetzt für den glücklichsten Mann der Welt.
„Dann habe ich richtig vermutet“, sagte sie, wobei sie schon ihren Hut mit ein paar langen Nadeln feststeckte. „Ganz früh schon hörte ich Hufschlag, und als ich aus dem Fester schaute, fragte jemand nach Mr Payne. Also habe ich mich sofort angekleidet. Sogar gepackt habe ich schon; ich bin fertig zum Aufbruch. Aber du möchtest dich vielleicht noch kämmen?“, schloss sie mit einem kleinen Lächeln.
Sie war bewundernswert! Nicht ein Hauch von Aufregung war ihr anzumerken, doch sie dafür zu loben, war kaum der geeignete Zeitpunkt. Oder sie zu küssen, was sein erster Impuls gewesen war. Offensichtlich war ihr nicht einmal der Gedanke gekommen, dass er ohne sie vielleicht schneller vorwärts käme, dass er allein abreisen und der Bote, den Rafe geschickt hatte, sie zurück nach London begleiten könnte.
Merkwürdig, auch ihm selbst war diese Lösung bis zu dieser Minute nicht eingefallen.
„An der nächsten Zollstation wartet Rafes Wagen mit einem frischen Gespann. Da die Straße um diese morgendliche Stunde von Reisenden ziemlich verstopft sein wird, kommen wir besser vorwärts, wenn wir uns bis zu dem Haltepunkt mit unseren Pferden querfeldein schlagen und nur unser Gepäck mit meiner Kutsche transportieren. Keine Ahnung, wie Rafe es herausfand, aber der Marsch zum Parlament soll schon heute Abend
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