Wandel der Zeit - Savannah - Liebe gegen jede Regel
gequält.
››Nun, ich dachte wir könnten heute gemütlich mit meiner Mom frühstücken. Wir machen das gerne, denn so sieht man sich und kann den Tag bequatschen.‹‹ Sie musterte mich. ››Nicht gut?‹‹
››Doch, doch‹‹, entgegnete ich gähnend. ››Sorry, aber ich kenne das höchstens nur von Sonntags. Und dann nicht zu dieser unchristlichen Zeit… Also dann los, raus hier.›› Ich streckte mich und schubste sie somit aus dem Bett.
Als ich in den Flur hinaustrat, roch es mal wieder einladend gut aus der Küche. Ich wettete auf frische Brötchen, Croissants, Schinken und Ei, Müsli, Wurst und Käse und noch einiges mehr. Und ich hatte Recht. Wieder hatte ich das Gefühl in einem Restaurant, statt in einem Privathaushalt gelandet zu sein.
››Guten Morgen, ihr Zwei‹‹, trällerte Brandy ohne sich umzublicken. ››Wie geht es euch heute Morgen?‹‹
››Danke Mom, geht so. Wo ist Dad?‹‹
››Er ist… mein Gott! Was ist passiert?‹‹ Sofort stand sie bei Fuß und nahm uns beide in den Arm.
››So offensichtlich?‹‹, wollte ich wissen.
Sie nickte. Wieso mussten diese Miller Frauen nur so viel Sinn für anderer Leute Gefühlsleben besitzen?
››Nic hat gestern erfahren, dass seine Mom nicht… nun eben nicht seine richtige Mom ist. Seine leibliche Mutter ist bei seiner Geburt gestorben.‹‹
››Oh, Nicolas, Schätzchen, das ist ja furchtbar.‹‹ Sie nahm mich tröstend in den Arm und strich mir sanft über die Schulter. ››Und jetzt… ich meine, weißt du mehr? Wer Sie war, woher Sie kam? Unter Umständen hast du dann ja sogar noch andere Verwandte.‹‹ Sie ging zu ihrem Platz zurück. ››Setzt euch… trinkt ihr beide Orangensaft?‹‹
Wir nickten und sie zog die Gläser zum Befüllen heran.
››Na ja, ich weiß nicht viel. Ihr Name war Nicola Summers und Sie…‹‹ Mit einem lauten Knall zersprang die Saftflasche in tausend Einzelteile, als sie auf dem Boden aufschlug. Glassplitter und Saft spritzen zu allen Seiten davon. Savannahs Mom stützte sich gekrümmt auf ihrem Stuhl ab und atmete tief und hektisch ein und aus.
››Nein, nein, das kann nicht sein… nein.‹‹ Dann ein hohes Lachen und wieder –››Nein… nein.‹‹
Sav hechtete um den Tisch herum und stütze ihre Mutter. Auch ich war jetzt bei ihr, aber sie reagierte nicht auf meine Frage, ob es ihr gut ginge. Immer wieder war von ihr nur – ››Nein… nicht möglich‹‹, zu hören.
Sav sah mich Hilfe suchend an.
››Tu was!‹‹
Aber mein Gott, was sollte ich tun? Was war geschehen? Bevor ich überhaupt weiter reagieren konnte, richtete sie sich plötzlich auf, atmete nochmals tief durch, strich sich den Rock glatt und fing an, die Küche von Scherben und klebrigem Saft zu befreien. Doch gut ging es ihr nicht, denn sie reagierte immer noch nicht auf uns.
››Ich rufe Dad an‹‹, sagte Sav plötzlich, ››das ist mir zu gruselig.‹‹ Sie nahm das Telefon, tippte eine Reihe von Zahlen ein und wartete. Ich bedeutete ihr, den Lautsprecher einzuschalten. Wieso wusste ich auch nicht, es war wohl reine Neugier.
Ihre Mutter hatte ihre aufrechte Haltung inzwischen wieder verloren. Sie kniete mittlerweile erneut zwischen Scherben und Saft auf dem Boden und wiegte sich abwesend vor und zurück. Allerdings ohne jetzt noch mit dem Wischen fortzufahren.
››Miller‹‹, meldete sich ihr Dad.
››Dad…? Dad, Mom geht es nicht gut.‹‹
››Was ist passiert?‹‹ Panik schwang nun in seiner Stimme mit. Verständlich, seit wann ging es Wandlern nicht gut… außer sie bekamen Kinder.
››Ich weiß nicht, wirklich. Wir wollten frühstücken und erzählten ihr von Nic’s toter Mom und…‹‹
››WAS, Nic’s Mom ist tot?‹‹
››Nein… nein, nicht Mrs. Williams, der geht’s gut. Entschuldige… ich meine Nic’s leibliche Mom, eine gewisse Nicola Summers, Sie ist…‹‹
››ICH KOMME, behaltet deine Mom im Auge‹‹, unterbrach er Sav mitten im Satz.
Klick. Damit war die Leitung tot. Wir beide sahen erstaunt den Hörer an und dann uns. Keiner von uns beiden wusste so recht, was das alles zu bedeuten hatte. Sav stellte das Telefon wieder auf die Station, kam zurück in die Küche und kniete neben ihre, immer noch abwesend wirkende, Mutter.
››Komm, Mom – komm.‹‹ Sie half ihr auf und nahm mit ihr im Wohnzimmer Platz. Immer noch hatte sie ihre Mutter fest im Arm.
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