Wandel
oder eine bestimmte Wohnung kaufen wollen, da bezahlt man schon mal eine Viertelmillion Dollar mehr für ein Haus, nur weil es in der richtigen Gegend steht. Oder man schafft sich ein Haus an, das man sich nicht leisten kann, obwohl man genau weiß, die Kreditzahlungen bringen einen um.“ Ich schüttelte den Kopf. „Weißt du was? Ich finde, die sollten jeden potenziellen Käufer erst mal auf seinen gesunden Menschenverstand hin untersuchen, ehe er ein Gebot abgeben darf.“
„Du magst so ein Verhalten dumm finden“, sagte Molly, „aber vielleicht ist es das gar nicht. Oder nicht nur. Jeder will doch, dass sein Zuhause etwas Besonderes ist. Vielleicht wird es für manche Leute zu etwas Besonderem, wenn sie mehr dafür zahlen, als eigentlich gerechtfertigt wäre.“
„Ich weiß nicht. Was das Besondere betrifft, da wäre mir persönlich ein altes Mausoleum unter dem Swimmingpool lieber als ein überhöhter Kaufpreis. Oder wenn man sein Haus mit den eigenen Händen gebaut hat – das ist doch auch etwas Besonderes. Solche Sachen wären mir jedenfalls wichtiger.“
„Nicht jeder bewertet das Materielle so gering wie du, Boss“, meinte Molly, „und bei manchen orientiert sich der materielle Wert einer Sache an dem Preisschild, das dran klebt. Dafür zahlen sie dann gern einen Aufschlag.“
„Blöd ist es trotzdem.“
„Aus deiner Sicht.“ Molly war eisern. „Im Grunde ist alles eine Frage der Perspektive, nicht?“
„Diese Viertelmillion Dollar, die dein materiell veranlagter Mensch bei seinem Hauskauf draufgelegt hat, damit sein Heim etwas Besonderes ist und Prestige bringt – was stellt dieses Geld deiner Meinung nach aus der Perspektive armer, bedürftiger Menschen dar? Nahrung, Kleidung und lebensrettende medizinische Versorgung – was es alles noch geben könnte, wenn die Trottel aus den Vorstädten nicht gerade mit ihren Prestigeproblemen die ganze Immobilenchose zum Platzen gebracht hätten. Wenn nicht jede Menge Affen wie Rudolph es für nötig befunden hätten, für ihre abartigen soziographischen Penisverlängerungen gutes Geld zum Fenster rauszuschmeißen, bis der Immobilienmarkt nur noch die reinste Luftblase war!“
„Hehe“, sagte Molly. „Aber ihr Haus ist viel hübscher als das, in dem du wohnst.“
„Das kommt erschwerend hinzu“, sagte ich.
Auf dem Rücksitz grollte Mouse leise im Schlaf. Ich drehte mich um und kraulte ihn hinter den Ohren, bis er wieder ganz entspannt schlief.
Molly schaffte es, eine ganze Minute lang den Mund zu halten, länger aber auch nicht. „Was machen wir hier sonst noch?“
„Außer rumsitzen und das Haus beobachten?“, fragte ich. „Das hier ist eine Observierung. Bei einer Observierung sitzt man rum und wartet.“
„Observierungen nerven.“ Molly pustete sich ein paar Haarsträhnchen aus den Augen. „Warum hat Murphy das nicht übernommen? Warum tun wir nicht irgendwas Magisches?“
„Murphy hält bei der Arbeit ein Auge auf Rudolph. Wir beobachten sein Haus. Wenn sein ‚Betreuer’ ihn lieber tot sähe, dann wäre das hier der ideale Platz für eine Falle.“
„Ja, aber warum tun wir nicht irgendwas Magisches?“
„Was schlägst du denn vor?“
„Suchzauber für Rudolph und Maggie“, sagte sie wie aus der Pistole geschossen.
„Hast du ein paar Tröpfchen von Rudolphs Blut? Haare? Abgeschnittene Fingernägel?“
„Nein“, musste sie zugeben.
„Also für ihn schon mal kein Suchzauber.“
„Aber was ist mit Maggie?“, bohrte sie weiter. „Ich weiß, du hast keine Haare oder so von ihr, aber als du damals nach mir suchtest, ging das mit dem Blut meiner Mutter, oder? Kannst du in diesem Fall nicht dein Blut nehmen?“
Ich atmete immer hübsch langsam und gleichmäßig, damit man mir den Frust nicht anhörte, der mich bei dieser Frage überkam. „Das habe ich gleich als Erstes versucht, sofort nach Susans Anruf. Als die ganze Sache losging.“
Molly runzelte die Stirn. „Warum hat es nicht geklappt?“
„Ich weiß nicht“, sagte ich. „Vielleicht reicht bei diesem Vorgehen die reine Blutsverwandtschaft nicht. Vielleicht braucht man zusätzlich eine Bindung, ein Gefühl der Familienzugehörigkeit zwischen dem Blutspender und dem gesuchten Kind. Vielleicht funktioniert der Suchzauber sonst nicht, was weiß ich? Oder der Rote Hof arbeitet mit Magie, die keinen Suchzauber durchlässt. Für ihn gab es im Krieg weiß Gott ausreichend Anlässe, sich zu allem Möglichen Abwehrmaßnahmen einfallen zu lassen.“ Erschöpft
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