Wandel
kleinen Klapptisch, den wir im Zimmer aufgebaut hatten, eine Brieftasche nahm und sie öffnete. „Steven Douglas“, las ich vom Führerschein ab. „Sind Sie das?“
„Stevie D.“
„Habe von Ihnen gehört“, sagte ich. „Sie haben vor ein paar Jahren Torelli erledigt.“
Er lächelte kaum merklich. „Ich weiß von keinem Torelli.“
„Klar, hatte ich mir schon gedacht.“ Ich nickte.
„Wie geht es ihm?“, wollte Stevie D. wissen.
„Wem?“
„Dem kleinen Mann.“
„Prima“, sagte ich. „Trug eine Weste.“
Stevie nickte. „Gut.“
Ich hob eine Braue. „Ein Profikiller freut sich, weil er jemanden nicht umgebracht hat?“
„Ich hatte nichts gegen den Mann, für den bin ich nicht bezahlt worden, und ich mag nicht für den falschen Typen in den Bau gehen, das ist unprofessionell. Hatte ’ne Menge über Sie gehört, mir war klar, ich darf nicht lange fackeln. Also musste ich den Kleinen aus dem Weg schaffen.“
Ich seufzte. „Wir haben hier jetzt ein paar Möglichkeiten. Am einfachsten wäre es, Sie sagen mir, wer Sie angeheuert hat, und ich lasse Sie laufen.“
Seine Augen wurden zu engen Schlitzen. „Keine Bullen?“
„Sieht das so aus, als wollten wir hier die Bullen rumwuseln haben?“ Ich wies auf den Isolierbandkokon, der den Killer wie eine überdimensionale Schmetterlingspuppe aussehen ließ. „Spucken Sie Ihren Auftraggeber aus, und Sie sind frei, sobald ich das Klebezeug abhabe.“
Kurzes Nachdenken, dann schüttelte Stevie den Kopf. „Nee.“
„Nein?“
Er versuchte sich an einem Achselzucken. „Denken Sie nach, Mann: Wenn ich das mache, kriege ich doch nie wieder einen Job. Die Leute werden nervös, wenn ein Geschäftsfreund persönliche Informationen über seine Kunden in der Gegend rumposaunt. Ich muss langfristig planen.“
Ich nickte. „Ja, das leuchtet mir ein. Ein Vertrag ist ein Vertrag, was?“
Er schnaubte leise.
„Dann können wir ja gleich zur zweiten Möglichkeit übergehen. Ich rufe Marcone an, erzähle ihm, was hier los war, und frage, ob er Interesse hat, ein bisschen mit Ihnen zu klönen. Er will bestimmt wissen, wer in seinem Revier Profikiller anheuert. Was meinen Sie? Wie wirkt sich das auf Ihre langfristige Produktivität aus?“
Stevies Nerven gaben so langsam den Geist auf. Er leckte sich die Lippen. „Was ist die dritte Option?“
Sanya trat vor. Er strahlte unseren Kokonmenschen an, hob das Spineboard hoch, als wäre es aus Pappe, und verkündete in breitestem russischen Akzent: „Ich brechen dieses Ding hier in zwei Stücke und schiebe beide Hälften in den Müllschlucker.“
Stevie D. sah aus wie ein Mann, dem plötzlich klar geworden ist, dass er neben einem Hornissennest sitzt und der sich nun redlich bemühte, nicht kreischend davonzulaufen. Erneut leckte er sich die Lippen. „Manche Leute sagen, Sie hassen Marcone wie die Pest und er würde Sie lieber heute als morgen tot sehen. Andere sagen, Sie arbeiten manchmal für ihn. Bringen Leute um, die seiner Meinung nach tot sein sollten.“
„Wenn ich Sie wäre, würde ich nichts auf Gerüchte geben, Stevie“, sagte ich.
„Aber was stimmt denn nun?“
„Das werden Sie schnell genug rausfinden, wenn Sie das Maul nicht aufmachen.“
Sanya stellte das Board wieder auf den Boden. Ich sah unseren Gefangenen erwartungsvoll an.
„Gut“, sagte der schließlich. „Eine Tusse.“
„Eine Frau? Wer?“
„Kein Name. Hat bar bezahlt.“
„Beschreiben Sie sie.“
Stevie nickte. „Mittelgroß, lange Beine, kupferbraune Augen. Sportlich, aber feingliedrig. Langes, dunkles Haar. Hatte diese Tätowierungen auf dem Gesicht und dem Hals.“
Mir blieb fast das Herz stehen.
Hastig schloss ich sämtliche Türen und Fenster in meinem Kopf, um den Sturm auszusperren, der plötzlich in meinem Herzen aufgekommen war. Ich musste mich konzentrieren, ich konnte es mir nicht leisten, mir von Gefühlen den klaren Verstand trüben zu lassen.
Ich langte in meine Hosentasche und zog mein Portemonnaie heraus. Susans Foto wohnte jetzt schon so lange darin, dass die Farbe teilweise an der Plastikhülle kleben geblieben war. Ich streckte Stevie das Bild hin.
Der kniff die Augen zusammen. „Das ist sie.“
33. Kapitel
I ch will Einzelheiten“ , sagte ich leise.
„Sie sagte, ich könnte Sie hier finden, gab mir zwanzigtausend im Voraus, weitere zwanzig liegen bis zur Bestätigung der Auftragsausführung an einem sicheren Ort.“
Mouse, der mein Gesicht keine Sekunde lang aus den Augen
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