Wandel
kann. Schwöre, Amoracchius zu schützen und gewissenhaft zurückzugeben, wenn diese Aufgabe vollbracht ist. Wenn du das schwörst, sehe ich keinen Grund, warum du nicht in der Lage sein solltest, es zu führen.“
Susan sah mir in die Augen. „Das schwöre ich.“
Ich nahm die Hand von der Waffe. Susan zog das Schwert ein wenig aus der Scheide, ließ die Klinge blitzen. Der Stahl war blank poliert und hell wie ein Spiegel. Sie schob die Klinge wieder in die Scheide und schnallte sich das Schwert an den Gürtel, wo es hinpasste, als sei es eigens für sie gemacht.
Mann, würde meine Patin stolz auf sich sein.
„Ich hoffe, der Allmächtige fühlt sich nicht zurückgesetzt, wenn ich auch noch andere, sagen wir mal: innovativere Waffen bei mir trage.“ Susan trat an den Tisch, ließ eins von Martins Schießeisen in ihr Halfter gleiten und entschied sich nach kurzem Nachdenken auch noch für eins der Sturmgewehre.
Sanya holte sich die taktische Schrotflinte mit der ausklappbaren Schulterstütze. „Mir hat er deswegen nie Ärger gemacht – falls er denn existieren sollte. Ich finde, das läuft doch alles schon jetzt ganz prima.“
„Sieben von uns gegen den Roten König und seine dreizehn mächtigsten Adligen?“ Thomas lachte. „Das ist für dich prima?“
Mouse nieste.
„Acht!“, korrigierte Thomas hastig. „Mit der psychotischen Todesfee sogar neun.“
„Wie im Film.“ Susan nickte. „Ich bin Legolas!“
„Du spinnst wohl“, sagte Thomas. „Natürlich bin ich Legolas. Ihr beide …“ Er musterte Sanya und Martin mit zusammengekniffenen Augen. „Sanya ist Boromir und Martin Aragorn.“
„Nein, Martin ist zu mürrisch, der ist Gimli.“ Sanya wies auf Susan. „Ihr Schwert ist mehr wie das von Aragorn.“
„Bei dem Aussehen? Da kann Aragorn doch nur von träumen“, widersprach Thomas.
„Was ist mit Karrin?“, wollte Susan wissen.
„Als Gimli?“ Thomas runzelte ernsthaft die Stirn. „Na, ja, sie ist wirklich ziemlich …“
„Noch ein Wort, und du kannst dir deine Sekundanten aussuchen“, warnte Murphy gelassen.
Thomas wirkte tief getroffen. „Zäh, wollte ich sagen! Was hast du denn dagegen einzuwenden?“
Martin beteiligte sich nicht an der hitzigen Debatte. Er war zu mir herübergekommen, um sich die Landkarte anzuschauen, auf der ich unseren Ausgangspunkt markiert hatte. Während Mouse mit Mollys Unterstützung die Rolle des Gimli für sich beanspruchte – immerhin sei er der Kleinste, Stämmigste und Haarigste im Raum –, erklärte mir Martin, was er über die Sicherheitsvorkehrungen im Umkreis der Ruinen hatte herausfinden können.
„Deswegen gehen wir hier rein“, beendete er seinen Bericht, indem er auf einen Punkt im östlichen Bereich der Ruinen deutete. Dort standen in Reihen schier Tausende von Säulen, auf denen früher das Dach eines Gebäudekomplexes geruht hatte, der sich direkt an den großen Tempel anschloss. „Der Dschungel hat den östlichen Teil der ehemaligen Säulenhalle verschlungen, und da die Roten die Gegend nur mit Fackeln ausleuchten, müssten wir uns eigentlich problemlos in den Gängen bewegen können. Schatten genug gibt es, allein schon der Säulen wegen.“
„Was bedeutet, dass sie dort Wachen postiert haben werden“, sagte ich.
„Die müssen wir zum Schweigen bringen. Aber es ist möglich. Wenn es uns gelingt, die Säulenhalle zu durchqueren, sind wir noch knapp sechzig Meter vom Fuß des Tempels entfernt. Wir gehen davon aus, dass sie das Ritual dort abhalten werden. Im Tempel.“
„Viele Tempel stehen über dem Zusammenfluss von Leylinien.“ Nachdenklich schaute ich auf die Karte, die vor mir lag. „Auf einer Strecke von sechzig Metern kann viel passieren. Selbst wenn man sich schnell bewegt.“
„Stimmt.“ Martin nickte. „Wenn unsere Informanten allesamt richtig liegen, dann halten sich mehr als tausend Personen dort in der Nähe auf.“
„Tausend Vampire?“
Martin zuckte die Achseln. „Nicht alle, aber doch viele von ihnen, und ihre Leibwächter. Dann gibt es noch die anderen – hochrangige Lakaien würdest du sie wohl nennen. Die sind wie Susan und ich, und möglicherweise sind auch noch sterbliche Söldner da, um die Opfer in Schach zu halten.“
„Opfer? Plural?“
Martin nickte. „Früher konnten die Zeremonien des Roten Hofs Tage andauern, und alle paar Minuten gab es ein Blutopfer. Vor dem eigentlichen Ritual könnten gut hundert, zweihundert Menschen sterben.“
Dass ich nicht zusammenzuckte,
Weitere Kostenlose Bücher