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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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verdankte ich reiner Willenskraft. „Sie bringen sich erst mal in Schwung, was? Sind vermutlich jetzt schon dabei.“
    „Ja.“ Martin nickte.
    „Also müssen wir …“
    „... sie ablenken.“ Martin nickte erneut.
    „Wir müssen sie dazu kriegen, alle in eine Richtung zu schauen. Lea, Susan und ich stürmen den Tempel und schnappen uns die Kleine, und dann rennen wir alle so schnell wir können zu Vater Forthills Zufluchtsort auf geweihtem Boden.“
    „Nur haben sie uns längst erwischt, ehe wir dort sind. Es ist eine ganz schöne Strecke.“
    „Hast du je versucht, bei Nacht im Wald eine Fee zu jagen?“, erkundigte ich mich trocken. „Vertrau mir. Wenn wir sie abhängen können, schaffen wir die paar Kilometer zum Versteck.“
    „Warum ziehen wir uns nicht direkt in die Geisterwelt zurück?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Wir haben es mit sehr alten, mächtigen Wesen zu tun, die sämtliche Tricks kennen, und ich gehe davon aus, dass sie sich auf dem Terrain auskennen, das auf der anderen Seite ihrer Kraftzentren liegt. Auf demBoden kämpfe ich nicht mit ihnen, es sei denn, es gibt keine andere Wahl. Nein, wir gehen zur Kirche.“ Ich deutete auf eine kleine, etwa vier Kilometer von Chichén entfernte Stadt, deren Kirche uns von Vater Forthills Kontaktleuten als Zufluchtsort genannt worden war.
    Martin lächelte matt. „Du glaubst ernsthaft, dass eine kleine Dorfkapelle der Macht des Roten Königs widerstehen kann?“
    „Ich muss es glauben, Martin. Außerdem wird diese kleine Kapelle von allen drei Schwertern verteidigt werden, von zwei Mitgliedern des Weißen Rats und einer der führenden Hexerinnen der Winter-Sidhe, das ist eine ganz schön harte Nuss. Wir müssen ja auch nur bis zur Morgendämmerung durchhalten, dann verschwinden wir wieder im Dschungel.“
    Martin ließ sich alles, was wir besprochen hatten, noch einmal durch den Kopf gehen. „Es könnte klappen“, sagte er schließlich.
    „Jawohl“, sagte ich. „Wir müssen los. Draußen wartet unsere Mitfahrgelegenheit.“
    „Gut.“
    Martin nickte Susan kurz zu, bevor er zwei Finger in den Mund steckte und einen durchdringenden Pfiff ertönen ließ. Auf der Stelle kam die gutherzige Kabbelei um Heldenrollen zum Erliegen. „Der Wagen ist vorgefahren“, verkündete Martin.
    „Lasst uns losziehen, Leute“, sagte ich leise. „Wir nehmen die große grüne Limousine.“
    Mit einem Schlag wurden alle ziemlich ernst und nüchtern. Jeder sah zu, dass er seine Ausrüstung zusammenbekam.
    Susan ging als Erste hinaus, um Lea vorzubereiten, damit es keine Probleme gab. Sanya ging als Letzter, wurde aber von mir noch kurz angehalten.
    „Wer bin ich bei eurer Filmbesetzung?“, wollte ich wissen.
    „Sam.“ Sanya zögerte nicht eine Sekunde.
    Ich starrte ihn fassungslos an. „Ganz gewiss nicht. Meine Güte, Sanya, es ist doch wohl klar, wer ich bin.“
    Sanya zuckte die Achseln. „War schließlich kein Wettkampf. Als Gandalf haben sie deine Patin bestimmt. Du hast den Sam gekriegt.“ Er wollte schon weitergehen, blieb aber noch mal stehen. „Du hast doch auch die Bücher gelesen, oder?“
    „Natürlich.“
    „Dann weißt du doch, dass Sam der eigentliche Held der Geschichte ist. Er stand gefährlichen und mächtigen Feinden gegenüber, denen er eigentlich nicht gewachsen war und bewies große Tapferkeit, als er sich der Konfrontation mit ihnen stellte. Um des Freundes willen, den er liebte, zog er in ein geheimnisvolles, schreckliches Land, erstürmte eine düstere Festung und widerstand den schrecklichsten Versuchungen der Welt, und am Ende sorgte einzig sein Tun dafür, dass das Licht über die Dunkelheit siegte.“
    Das ließ ich mir kurz durch den Kopf gehen. „Oh.“
    Sanya versetzte mir einen Schlag auf die Schulter und ging.
    Den anderen Teil des Buches hatte er tunlichst nicht erwähnt. Der Gruppe der Helden war noch ein Zehnter gefolgt, ein zerbrochenes Wesen, das dieselben Gefahren durchleben, denselben Versuchungen widerstehen musste wie die anderen. Allerdings hatte dieser Zehnte einmal in seinem Leben eine schlechte Entscheidung getroffen und eine Kraft in sich aufgenommen, die er nicht verstand. Deshalb war er zu einem unglückseligen, seines Verstandes nicht mächtigen, lebenden Alptraum geworden. Aber am Ende war er für den Sieg über die Dunkelheit ebenso wichtig gewesen wie die anderen.
    Nur hatte er seine Rolle ganz gewiss nicht genossen.
    Ich schüttelte den Kopf. Was verschwendete ich hier meine Zeit

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