Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
gekränkt fühlte, eröffnete der Sicherheitsdienst das Feuer. Gewehre bellten, Kugeln flogen. Mich hatten sie zuerst aufs Korn genommen, aber die Geschosse prallten klirrend an meiner Rüstung ab, wo sie kaum eine Spur hinterließen. Es war wie bei einem Hagelschauer: Jeder Treffer war ein bisschen unangenehm, aber keiner gefährlich. Solange sie meinen Kopf nicht erwischten.
    Ebenezar drehte sich zu den Mauern um, von denen aus die Schützen feuerten. Auch er stand im Kugelhagel, aber auch an seiner Robe prallten die Kugeln dröhnend ab, um anschließend vor seinen Füßen zu landen. „Ihr habt den falschen Handel abgeschlossen, Jungs“, sagte der alte Mann, wobei ich das Gefühl hatte, er spräche eher mit sich selbst.
    Er zog mit dem Schwarzstab in der Luft eine Linie von rechts nach links, flüsterte ein Wort, und hundert Schützen starben.
    Sie … starben einfach.
    Ohne Gegenwehr, ohne Anzeichen von Schmerz, ohne Schreie, ohne zuckende Muskeln. Eben noch hatten sie wie wild auf uns gefeuert, und im nächsten Augenblick – waren sie tot.
    Als sich der alte Mann der nächsten Mauer zuwandte, sah ich zwei oder drei ziemlich schlaue Söldner ihre Knarren wegwerfen und Fersengeld geben. Ich weiß nicht, ob ihnen die Flucht gelang, ehe Ebenezar mit einer weiteren Bewegung des Schwarzstabs allen Schützen auf dieser Seite des Spielfelds den Garaus machte. Wieder fielen sie, wo sie standen, ohne einen einzigen Laut von sich zu geben.
    Lea fand das zu schön: Sie hüpfte vor Freude und klatschte in die Hände wie ein kleines Kind im Zirkus, wenn die Clowns kamen.
    Ich allerdings war eher bestürzt, denn Ebenezar hatte gerade zweihundert Mal das erste Gesetz der Magie mit Füßen getreten, das uns befahl, nicht zu töten. Er hatte Magie eingesetzt, direkt und ausschließlich mit dem Ziel, das Leben eines anderen Menschen zu beenden. Natürlich wusste ich, dass Amt und Stab ihm dies erlaubten, aber bislang war das Theorie für mich gewesen, die ich, auch rein theoretisch, immer akzeptiert hatte. Jetzt erlebte ich diese furchtbare Qualität der Auseinandersetzung zum ersten Mal hautnah mit und durfte wieder einmal feststellen, wie groß der Unterschied zwischen Theorie und Praxis doch sein konnte.
    Im Schwarzstab pulste und schimmerte eine unsichtbare Kraft, und ich hatte plötzlich das Gefühl, das Ding sei am Leben. Es wusste um seinen Zweck, es wollte eingesetzt werden. So oft und so spektakulär wie möglich.
    Ich sah den Schwarzstab erglühen, sah aber auch, wie Adern aus giftigem Schwarz ihren Weg auf die Hand des alten Mannes gefunden und sich bereits bis zum Handgelenk vorgearbeitet hatten. Ebenezar schnitt eine Grimasse und hielt sich einen Augenblick lang mit der Rechten den linken Unterarm, ehe er über die Schulter hinweg jemandem einen Blick zuwarf. „Alles klar.“
    Die große, magere Gestalt im grauen Cape, der er zugenickt hatte, hob ihren Stab, an dessen einen Ende ich Metall aufblitzen sah. Sobald der Magier dieses Ende in den Boden bohrte, tauchten grünliche Blitze auf und hüllten den Holzstab in seiner ganzen Länge ein. Er zog den Stab heraus, aber die Blitze blieben. Dasselbe wiederholte er noch einmal in etwa zwei Metern Abstand, und wieder blieben, als er seinen Stab aus dem Boden zog, die grünlichen Blitze zurück. Mit einer raschen Drehung des Stabs schuf er als Letztes eine Verbindung zwischen den beiden aufrecht stehenden Säulen aus Elektrizität.
    Er öffnete einen Weg.
    Grelles Licht blitzte auf. Im Raum zwischen den Blitzen wurde es dunkel – und dann brachen in einer gewaltigen Welle dunkle, mit Schwertern bewaffnete Gestalten durch das Tor. Im ersten Augenblick dachte ich, sie trügen verrückte Kostüme oder noch seltsamere Rüstungen, aber dann sah ich über der merkwürdigen Bekleidung krähenartige Gesichter mit langen, gelben Schnäbeln, und ihre Kleidung, auch das nahm ich jetzt erst richtig wahr, schien aus Federn gemacht. Da endlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    Die Neuankömmlinge hatten sich nicht als Vögel verkleidet, es waren Wesen, die im Gesicht einen Schnabel und auf dem Leib Federn trugen. Ihre Schwerter waren Katanas im japanischen Stil, und sie schwärmten zu Hunderten durch das Tor, um sich in großen Sprüngen, die sich kaum vom Fliegen zu unterscheiden schienen, in die Schlacht zu stürzen. Sie sahen prächtig und absolut tödlich aus, ganz Anmut, Geschwindigkeit und Perfektion der Bewegung. In ihren Klingen und den spiegelglatten schwarzen Augen

Weitere Kostenlose Bücher