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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Richtung.
    Nach diesem kleinen Zauber griff ich nun, war er doch mein allerletzter Strohhalm. Es war nicht einfach, ihn zusammenzubekommen, während der Wille der Herren der äußeren Finsternis auf mir lastete, aber ich schaffte es, meine Gedanken auf Susan zu konzentrieren. „Er weiß nicht alles“, signalisierte ich ihr verzweifelt. „Er weiß nichts von der Verzauberung, die deine Haut schützt. Er weiß nur das mit dem Umhang, weil er mitbekommen hat, wie du ihn auf dem Weg hierher benutzt hast.“
    Susan hatte mich verstanden. Ihre Augen weiteten sich kaum merklich.
    „Der Altar“, dachte ich. „Das Ritual, das uns umbringen soll, kann umgedreht und gegen sie gerichtet werden. Wenn einer von denen unter diesem Messer stirbt, richtet sich der Stammbaumfluch gegen seine Blutlinie, nicht unsere.“
    Susans Augen wurden noch größer. Ich sah sie förmlich angestrengt nachdenken.
    „Martin“, fragte sie leise. „Warum hat sich Arianna ausgerechnet meine Tochter ausgesucht?“
    Martins Blick glitt zwischen Susan und Maggie hin und her, ehe er ihn abwandte. „Weil der Vater des Kindes der Sohn von Margaret LeFay ist, der Tochter des Mannes, der ihren Ehemann getötet hat. Mit dem Tod des Kindes wollte sie sich an euch allen rächen.“
    An diesem Punkt, Leute, wäre ich wohl zur Salzsäule erstarrt, hätte ich mich überhaupt rühren können.
    Margaret LeFay. Tochter des Mannes, der Ariannas Gatten (und Kind im Blute), Paolo Ortega, getötet hatte.
    Herzog Ortega. Den der Schwarzstab vernichtet hatte.
    Ebenezar McCoy.
    Einer der gefährlichsten Magier der Welt. Ein Mann von so großer persönlicher und politischer Macht, dass sie nicht hoffen konnte, ihn auf direktem Wege auszuschalten. Also hatte sie sich aufgemacht, um ihn durch seine Blutlinie zu töten. Unser Stammbaum: er, meine Mutter, ich, Maggie. Bring das Kind um, und alle sind tot.
    Das also hatte Arianna gemeint, als sie sagte, um mich wäre es nie gegangen.
    Mein Großvater war es, an dem sie sich rächen wollte.
    Darum hatte der alte Mann sein Leben aufs Spiel gesetzt und sich zu meinem Mentor erklärt, als der Rat mich exekutieren lassen wollte, nachdem ich Justin DuMorne erschlagen hatte. Darum hatte er solche Geduld mit mir gehabt, war immer so hilfsbereit gewesen, so gütig. Ein Akt der Güte gegenüber einem Fremden war das nicht gewesen.
    Nun leuchtete mir auch ein, warum er kaum je über seinen Lehrling Margaret LeFay hatte reden wollen – die ja wohl als Margaret McCoy auf die Welt gekommen war, denn den Namen LeFay hatte sie sich erst später verdient. Himmel! Wahrscheinlich hatte er dem Rat nie verraten, dass Margaret seine Tochter war. Was ich gut nachvollziehen konnte: Auch ich hatte nicht vor, meine Verwandtschaft mit Maggie an die große Glocke zu hängen, sollte ich meine Tochter heil aus diesem Elend rausbekommen.
    Meine Mutter war letztlich den Feinden zum Opfer gefallen, die sie sich selbst im Laufe ihres Lebens gemacht hatte, und Ebenezar, ihr Vater, der gefährlichste Mann im Weißen Rat, war nicht da gewesen, um sie zu retten. Warum ihm das unmöglich gewesen war, spielte keine Rolle: Ich wusste, dass es sich der Alte nie verziehen hatte, seiner Tochter nicht das Leben gerettet zu haben. Genauso wenig hätte ich mir vergeben können, hätte ich Maggie jetzt im Stich gelassen. Deshalb also die Machtdemonstration eben – ein Statement an alle, die versuchten, aus Gründen persönlicher Rache gegen mich vorzugehen. Ebenezar versuchte, seinen Enkel zu retten.
    Deswegen hatte er die Magier des Grauen Rats hierhergeführt, obwohl sie doch eigentlich andere Sorgen hatten. Er musste versuchen, mich und mein kleines Mädchen zu retten, wenn er schon seine Tochter nicht hatte retten können.
    Sich selbst wird er doch wohl auch retten wollen, flüsterte ein zynisches Stimmchen in meinem Kopf. Aber eigentlich mochte ich das Ebenezar nicht unterstellen. Möglicherweise war ihm unter dem Wust der Probleme gar nicht bewusst gewesen, dass er selbst betroffen war.
    Auch Ariannas Verhalten wurde immer klarer. Natürlich hatte sie Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um dem Stammbaumfluch zum Erfolg zu verhelfen. Die perfekte Rache an mir, der ich nicht den Anstand besessen hatte, mich in einem Duell beseitigen zu lassen, und die perfekte Rache an Ebenezar, der Ortega vernichtet hatte wie ein gefährliches Tier. Ein kaltblütiger Mord, noch dazu so ausgeführt, dass jeder ihn mitbekam. Arianna hatte in der Folge höchstwahrscheinlich

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