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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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mit dem grünen Buch versuchen. Es gibt einen Mann, dem Sie auf keinen Fall begegnen möchten, der aber nützliche Informationen besitzen könnte.“
    Ich verstand sofort, von wem sie redete. „Verdammt!“, stöhnte ich. „Verdammt!“
    ***
    Ich wählte eine Nummer. Eine Empfangsdame erkundigte sich, mit wem sie mich verbinden dürfte.
    „Hier ist Dresden“, sagte ich leise. „Stellen Sie mich bitte auf Mr. Marcones persönliche Leitung durch.“

20. Kapitel
    M ir gefällt das nicht“, sagte Molly mit finsterem Blick. „Bist du sicher, dass ich nicht mit dir reingehen soll? Der Typ ist doch auch nicht allein, der hat Leute dabei.“
    „Du kommst auf keinen Fall mit. Ich will generell nicht, dass du auf seinem Radarschirm auftauchst.“
    „Ha, der soll ruhig kommen, da warte ich bloß drauf.“ Molly versetzte dem Steuer des Käfers einen kräftigen Faustschlag. „Den verspeise ich doch zum Frühstück.“
    „Tust du nicht, Molly“, sagte ich bestimmt. „Marcone mag keine übernatürlichen Kräfte haben, aber er ist gefährlich. Die meisten Menschen haben Grenzen, er nicht. Das darfst du nie vergessen.“
    „Wenn er so gefährlich ist, warum redest du dann mit ihm?“
    „Weil er außerdem auch noch Regeln kennt“, sagte ich, „und weil ich einfach mit ihm reden muss. Du passt auf, falls wer Drittes kommt und mitmischen will. Ich kümmere mich um Marcone. Alles klar?“
    „Klar.“ Molly warf mir einen fügsamen Blick zu und gönnte sich einen Riesenschluck Energydrink aus ihrer überdimensionalen Trinkflasche, womit sie mir augenscheinlich beweisen wollte, wie gut sie für sich sorgte. Viel besser als ich, der das immer nur predigte. „Klar.“
    Seufzend stieg ich aus, um mich zu meinem Treffen mit Gentleman Johnny Marcone zu begeben, dem unangefochtenen Paten Chicagos.
    Der Burger King, in dem wir verabredet waren, hatte zwar gerade erst geöffnet, erfreute sich aber bereits eines regen Betriebs. Marcone wartete schon weiter hinten im großen Saal, aber ich schenkte ihm erst einmal keine Beachtung, sondern reihte mich in eine der Warteschlangen vor dem Ausgabetresen ein. Mit einem Burger und einer Tasse Kaffee bewaffnet begab ich mich wenig später an den Tisch, an dem Marcone saß und neben dem sein Gefolge herumstand.
    Hendricks war natürlich da, wie immer mit roter Stoppelfrisur und in einem Anzug in Übergröße. Der Kerl schien sich in letzter Zeit noch mehr Muskeln zugelegt zu haben, wenn er so weitermachte, musste er demnächst mal eine Baugenehmigung beantragen. Miss Gard stand ein Stück entfernt von Hendricks und war wohl für den Sichtwinkel zuständig, in den dieser keinen Einblick hatte. Sie war rank und schlank, blond, athletisch und amazonengleich wie eh und je, korrekt in Hosenanzug und Krawatte, ein Aufzug, der ihre Kurven kaschierte, ohne ganz von ihnen abzulenken oder ihre Anziehungskraft zu verringern.
    Marcone hatte es sich in einer Nische bequem gemacht, wo er am Kopf des Tisches thronte wie der Vorsitzende bei einer Vorstandssitzung. Sein Seidenanzug war vermutlich um einiges mehr wert als mein Auto. Er hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt, die Finger mit den Fingerspitzen nach oben zusammengelegt. Marcone sah aus wie ein Mann in den besten Jahren, blitzblank und elegant, von den Haarspitzen bis zu den polierten Lederschuhen. Mit ausdrucksloser Miene sah er zu, wie ich mich setzte, mein Plastiktablett vor mir auf den Tisch stellte, fünf Tütchen Zucker in meinen Kaffee kippte und mit einem Plastikstab umrührte. „Sie essen nichts?“, wollte ich wissen.
    Marcone warf einen beredten Blick auf die Uhr, ehe er mich ansah. Seine Augen waren grün und erinnerten mich immer an alte Geldscheine, nur wirkten sie lange nicht so warm und persönlich. Wenn er es drauf anlegte, konnte einen der Blick dieser Augen ganz schön nervös machen. Wir hatten einander schon in die Seelen geschaut, wir wussten, woran wir waren. Ich zum Beispiel wusste genau, wie gefährlich dieser Mann war und warum ich mich ihm gegenüber genau deswegen möglichst ungezwungen zu geben hatte. Man zeigte gefährlichen Raubtieren gegenüber weder Angst noch Schwäche, das machte sie nur hungrig.
    Von daher biss ich erst einmal herzhaft in mein Brötchen, das zwar nur ein Abklatsch dessen war, was man in netten Familien hausgemacht vorgesetzt bekam, mir aber dennoch wohlige Grunzlaute entlockte. Das war ich meiner Zuhörerschaft schuldig. „Sie wollen wirklich nichts?“, erkundigte ich mich nach

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