Wanderer zwischen drei Ewigkeiten
er wütend, ohne zu wissen, warum er so unwillig war.
Webbs kehrte zurück und begann mit seinen Vorbereitungen. Niemand der Männer dachte daran, die Umgebung der Hütte zu untersuchen oder sich gar weiter umzusehen, jeder war viel zu gespannt darauf, was Günter ihnen zu sagen hatte. Sie alle erhofften sich viel von dieser Nachricht, zumindest eine Aufklärung darüber, wieviel Zeit inzwischen verstrichen war. Besonders Grudat war daran interessiert, denn mit Hilfe von Robby ließ sich dann leicht errechnen, wieviel Energie wirklich benötigt wurde, um eine gewisse Strecke innerhalb des Zeitstroms zu schwimmen – wenn man es einmal so ausdrücken durfte.
Endlich war Webbs soweit.
Das Band lief an, und schon ertönte Günters vertraute Stimme. Es war, als befände er sich mitten unter ihnen …
„Ihr Freunde – wenn ihr meine Stimme vernehmt, ist euer kurzes Zeitexperiment beendet. Vorausgesetzt, ihr hört meine Stimme überhaupt! Jedes Jahr komme ich vier oder fünfmal zu dieser Hütte und überzeuge mich davon, daß die FORTUNA noch nicht aus dem Zeitfeld zurückgekehrt ist. Und jedesmal muß ich einige Dinge auf dem Band ändern, Dinge, die inzwischen durch die Ereignisse einfach überholt wurden. Ich lasse dieses Band hier abhörbereit in der Hütte, damit ihr wißt, daß ich noch lebe und auf euch warte. Wir befinden uns jetzt im Jahre 1970, und das ist der 7. Mai. Ende Juli werde ich erneut kommen und das Band ändern. Ich wage nicht zu hoffen, daß die FORTUNA inzwischen eintrifft …
Vor 18 Jahren jetzt, versuchte Grudat, einen Zeitsprung von wenigen Minuten vorzunehmen. Bis heute kehrte die FORTUNA nicht zurück. Bis heute, sage ich, denn heute kehrte sie zurück, denn sonst würdet ihr ja dieses Band nicht hören können.
Als ich vor 18 Jahren den Landeplatz verlassen vorfand, erriet ich leicht die Zusammenhänge. Ich wußte, daß nur Sekunden für die Insassen der FORTUNA vergehen würden, für mich vielleicht Tage, Wochen oder gar Jahre. Es wurden fast zwei Jahrzehnte.
Wally Holzmann und ich verlobten uns an jenem Tage, da die FORTUNA verschwand. Dillinger erwies sich als anständig genug, mir die Sache nicht nachzutragen. Gemeinsam warteten wir zehn Tage, dann stiegen wir in die Ebene, wo Holzmann ein Flugzeug erwartete. Mein Flugboot ließ ich hier auf der Insel, um es später zu holen. Ebenso ließ ich den kleinen Robby hier, damit Ihr Berechnungen anstellen könnt, wenn Ihr zurückkehrt.
Mit meinen Papieren tauchte ich in der Welt unter und wurde Fred Günter, der Vertreter einer größeren Firma. Wally und ich heirateten und wir zogen nach Deutschland. Während Dillinger nichts von meiner wahren Geschichte erfuhr, klärte ich Holzmann auf. Aber er glaubte mir nicht. Er meinte, es sei nur ein Trick, die wahre Arbeit einer ihm unbekannten Regierung zu verschleiern. Auch Wally blieb skeptisch und riet mir, zu niemandem darüber zu sprechen. Und so blieb mein Geheimnis gewahrt, obwohl ich es zwei Menschen mitgeteilt hatte.
Einige Jahre später starb Holzmann, und Dillinger verschwand ganz aus meinem Leben. Wie ich hörte, kam er bei einer Expedition in Asien ums Leben. Nun wußte nur noch Wally von meiner Herkunft – und sie zeigte mit keiner Silbe, daß sie mir glaubte.
Ich fuhr kurze Zeit später nach Amerika, charterte ein Flugzeug und suchte diese Felseninsel auf. Aber noch war die FORTUNA nicht zurückgekehrt. Ich entließ den erstaunten Piloten und kehrte im Schütze der Nacht mit dem Beiboot nach Deutschland zurück. Da wir in einer bewaldeten Gegend recht einsam wohnten, bereitete es keine Schwierigkeiten, das Boot heimlich unterzubringen, zu starten und zu landen. Von nun an begleitete mich Wally auf meinen regelmäßigen Flügen nach hier. Wir bauten mit unseren eigenen Händen diese Hütte und verbrachten herrliche Wochen und Monate. Hier lebten wir in der Erinnerung an den Beginn unserer Liebe, die nichts von ihrem ursprünglichen Reiz eingebüßt hatte.
Knapp ein Jahr nach unserer Hochzeit wurde uns ein Sohn geboren, der demnach heute bereits siebzehn Jahre alt ist. Er heißt Max Günter, nach meinem Freund Maxwell benannt. Ich hoffe, damit sein zorniges Gemüt zu beruhigen, denn ich vergaß niemals, daß für ihn nur Sekunden vergingen und seine Wut auf mich noch frisch sein muß.
Die Jahre vergingen und ich verdiente genügend Geld, außerdem hatte uns Holzmann einiges hinterlassen. Das Auftauchen meines Flugbootes blieb nicht immer unbemerkt, und man sprach sehr häufig
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