Wanderer zwischen drei Ewigkeiten
von Fliegenden Untertassen, die man für alles mögliche hielt, aber niemals für eine Erfindung der Zukunft, rein zufällig in die Vergangenheit geraten. Doch auch wenn ich zu Hause weile, tauchten die Meldungen auf und ich gelangte zu der Überzeugung, daß außer der FORTUNA auch noch andere Schiffe unserer Zeit in diese Vergangenheit, in der ich mich befand, geraten sein mußten.
Und dann, vor vier Jahren nun, starb Wally an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Ausgerechnet ein altes Benzinmodell mußte sie überfahren und töten. Mein Sohn Max und ich waren untröstlich, aber auch die Kunst der Ärzte vermochten nicht, ihr zu helfen.
Von nun an war ich einsam und allein. Max studierte und sah mich nur selten. Wir hatten uns gern, aber stets stand so etwas wie ein Geheimnis zwischen uns. Es war, als ahne er etwas, wagte aber nicht, mich nach der Wahrheit zu fragen. Vielleicht hatte Wally einmal geplaudert.
Ich besaß viel Zeit und verbrachte ganze Monate auf der Insel. Diese Hütte wurde meine Heimat, und die Pfade, auf denen ich mit Wally gewandelt war, meine Kirche. Ich vermißte sie sehr und wußte, ich würde niemals mehr einen Menschen so lieben können.
Mein Leben hatte keinen Inhalt mehr, nur noch den, meinem Sohn eine gesicherte Zukunft zu geben – und auf die FORTUNA zu warten. Heute bin ich achtzehn Jahre gealtert und vielleicht erkennt ihr mich nicht mehr wieder. Aber Sie, Captain Maxwell, werden einen so leidgeprüften Mann wie mich auch nicht mehr bestrafen können. Ich habe meine 18 Jahre in der Vergangenheit abgesessen, ohne daß Sie eine Sekunde versäumten. Nun also warte ich. Vielleicht werde ich bald ganz in die Hütte übersiedeln und für immer hier bleiben. Zu bieten hat mir diese Welt ohnehin nichts, die – der Geschichte nach – bald in ein neues Stadium treten wird. Es ist zu schade, daß ich mich nicht mehr so genau der Einzelheiten erinnere, sonst würde ich mir den Spaß machen, einige Dinge öffentlich vorauszusagen. So aber kann ich sie zumindest beobachten.
Und nun habe ich eine Bitte, Kommandant: warten Sie mit der FORTUNA, bis ich nach dort komme. Verlassen Sie nicht ohne mich diese Insel – und diese Zeit. Berechnen Sie das Datum und warten Sie. Es genügt aber auch, wenn Sie sich mit Ihrem Schiff, der Menschheit zeigen. Ich werde davon hören und wissen, daß die FORTUNA zurückkehrte. Ohne Abschied werde ich meinen Sohn verlassen und kommen, denn alles andere würde die Zukunft ändern müssen.
Ende Juli also ist der nächste Termin. Dann komme ich im August wieder und bleibe für immer. Ein Tonband werde ich dann nicht mehr nötig haben, denn ich warte selbst auf euch, solange, bis die Frist des Zeitexperiments meine natürliche Lebensspanne übertrifft.
Ich hoffe nicht, daß dieses Ereignis jemals wahr wird.“
*
Das Tonband lief aus, nachdem Günters Stimme verstummte.
Schweigend starrten die Männer auf das Gerät, bis Maxwell sich räusperte.
„Also sind achtzehn Jahre vergangen. Günter lebt, das ist ein Lichtblick. Und jetzt haben wir ein Datum, das zwischen dem 7. Mai und Ende Juli liegt, Grudat, wie lange wird es dauern, bis wir das Datum errechnet haben?“
Der Ingenieur lächelt hintergründig.
„Das kommt darauf an, wann der nächste Nachrichtendienst durchgegeben wird. Günter hat vergessen zu erwähnen, daß er ein Koffergerät besitzt. Dort drüben steht es. Stellen wir es an und warten wir. Eine Bestätigung durch Anzapfen des Zeitstromes kann dann immer noch erfolgen. Hauptsache ist, wir wissen etwa, wie lange wir auf Günter zu warten haben.“
Sie hatten Glück. Das Radio funktionierte, und es zeigte sich, daß die erste Monatshälfte des Juli gerade vergangen war. Das Datum lautete: 16. Juli 1970.
„Nun, vierzehn Tage Zeit haben wir schon, da ist es gar nicht nötig, die FORTUNA unnütz in Gefahr zu bringen. Bleiben wir eben noch zwei Wochen hier. Nur schade, daß wir nicht wenigstens mit dem zweiten Beiboot einige Flüge unternehmen können.“
Maxwell fragte Grudat erstaunt:
„Warum denn nicht?“
„Weil es mir zu gefährlich erscheint. Sie haben doch eben alle die Nachrichten gehört? Nun, dann wissen Sie auch, welche Fortschritte in den vergangenen achtzehn Jahren gemacht wurden. Es gibt bereits Raumstationen und bemannte Raumraketen, wenn auch nur in beschränktem Umfange und mit geringen Geschwindigkeiten und Aktionsradius. Immerhin bedeuten sie eine Gefahr. Günter wird die Verhältnisse kennen, er ist gewissermaßen
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